Die Stadtwerke Schwäbisch Hall und der Landkreis Schwäbisch Hall haben als gemeinsame Eigentümer das Parkhaus Langer Graben in der Schwäbisch Haller Innenstadt saniert. Seit Mitte Oktober 2021 ist die Parkstätte nach den knapp zweijährigen Modernisierungsarbeiten wieder geöffnet.
Die Schwäbisch Haller Stadtwerke und der Landkreis haben die Sanierung auch dafür genutzt, E-Ladeinfrastruktur in dem Gebäude aus den 1980er Jahren aufzubauen. „Ein umfassendes Angebot von Stromtankstellen gehört zu einer modernen Parkstätte in einer Stadt mit der Größenordnung von Schwäbisch Hall dazu“, erklärt Martin Menschl, Leiter der Abteilung Planung und Projektierung bei den Stadtwerken. „Schon vor der Planung waren uns die Herausforderungen bewusst, die ein Aufbau von Ladeinfrastruktur in diesem Umfang bedeutet. Bei einer klassischen Einbindung der Ladepunkte hätten wir das Netz enorm verstärken und viele zusätzliche Kabel verlegen müssen. Das wäre kostenintensiv geworden.“
Innovatives Projekt
Stattdessen haben sich die Stadtwerke Schwäbisch Hall für ein innovatives Konzept entschieden: Ein kaskadierendes Anschlusssystem mit intelligenten Verteilerboxen der enisyst GmbH – einer Beteiligung des Schwäbisch Haller Energieversorgers – ist die Basis für ein hoch effizientes Ladelastmanagement.
Als wissenschaftlicher Partner unterstützt die Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) das Vorhaben durch die Entwicklung von KI-basierten Methoden zur Vorhersage und Bewertung von Ladezyklen sowie zur Vorhersage der Parkhausauslastung. Ziel ist unter anderem die Prognose der gebündelten Kapazitäten, um damit am Strommarkt teilnehmen zu können.
Da das Projekt mit dem Namen „Smart_E_Park“ Vorzeigecharakter hat, kam es auch beim Förderprogramm „Intelligente Netzanbindung von Parkhäusern und Tiefgaragen“ des Landes Baden-Württemberg zum Zuge. Knapp 262.000 Euro (netto) an Fördergeldern fließen in das Projekt. Es hat insgesamt ein Investitionsvolumen von rund 654.000 Euro (netto).
Erste Ladesäulen in Betrieb
Nach der abgeschlossenen Sanierung stehen im Parkhaus zunächst 108 Ladepunkte mit je maximal 22 Kilowatt Ladeleistung zur Verfügung. Die Ladesäulen sind seit Mitte Dezember in Betrieb. „Wir haben schon jetzt eine dreistellige Anzahl an Ladepunkten. Das ist eine Besonderheit in der Region um Schwäbisch Hall. Je nach Bedarf können wir erweitern. Alle der knapp 500 Parkplätze sind bereits für E-Ladeinfrastruktur vorbereitet“, hebt Gebhard Gentner, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwäbisch Hall, hervor.
Eingebunden sind die Ladepunkte in ein smartes Verteilersystem auf Basis der intelligenten Verteilerboxen „eni.hub“ von enisyst. Die eingebauten und mit dem Internet verbundenen Controller in den Verteilboxen ermöglichen ein lokales intelligentes Last- und Lademanagement, das zunächst eine Überlastung der Anschlussleitungen zum Verteiler verhindert.
Zusätzlich sind weitere Ladelastmanagement-Controller je Parkebene und ein zentraler Controller in der Hauptverteilung vorgesehen. Alle kommunizieren mit den verteilten Systemen. „Durch diese verteilte Intelligenz können wir teure Stromspitzen vermeiden und eine verstetigte Leistung für jeden Ladepunkt gewährleisten. In Ergänzung binden wir den E-Ladepark an unser Venios-System an und können durch Netzzustandsprognosen jederzeit einen netzdienlichen Betrieb sicherstellen“, erklärt Planungs- und Projektierungsleiter Martin Menschl.
KI-System wird entwickelt
Das ist auch der Verknüpfungspunkt zur HFT, mit der die Stadtwerke Schwäbisch Hall beim Aufbau und Umsetzung der Ladeinfrastruktur, der Datenbeschaffung und der Entwicklung mobiler Anwendungen kooperieren. Vorgesehen ist, dass der vor Ort entstehende Datenumfang von der Lehranstalt genutzt und analysiert wird. Daraus soll ein noch zu entwickelndes KI-basiertes System das Ladelastmanagement mithilfe von Prognosen der Parkhausbelegung, des Ladezustands der Fahrzeuge und des Ladeverhaltens automatisch optimieren.
Außerdem ist geplant, ein Monitoringsystem mit automatisierter Verifizierung der Daten und Fehlstellenkorrektur aufzubauen. Eine mobile Applikation (App), zum Beispiel zur Ladepunktbuchung, soll den Nutzerkomfort rund um den Ladevorgang erhöhen.