Netzbetreibern steht es frei, das Netzbetreiberkoordinierungskonzept (NKK) für den Redispatch 2.0 entweder über die von der Netzbetreiberkooperation Connect+ bereitgestellte Software RAIDA umzusetzen oder über DA/RE. Was viele Netzbetreiber nicht wissen: DA/RE ist zwar ein Projekt baden-württembergischer Akteure und wird im Südwesten Deutschlands erprobt, kann aber bundesweit eingesetzt werden.
Dies sei sogar äußerst vorteilhaft, sagt Peter Breuning, Abteilungsleiter Netzleittechnik der Stadtwerke Schwäbisch Hall und beim DA/RE-Projekt Mitglied des technischen Beirats. Die Ersparnis bei den Investitionskosten erklärt Breuning mit dem vorteilhaften System- und Prozess-Design: „Beim RAIDA-System erhalten die Netzbetreiber beispielsweise Cluster-Meldungen. Darin sind unter Umständen mehrere Kraftwerke enthalten, die gesteuert werden müssen. Um mit den Daten arbeiten zu können, muss ein Netzbetreiber diese Meldungen in einem technisch aufwendigen Verfahren wieder ent-clustern. Bei DA/RE entfällt dieser Arbeitsschritt, weil der Netzbetreiber für jede steuerbare Anlage ein separates Aktivierungsdokument erhält.“ Auch das Testen und die Inbetriebnahme der Prozesse gestalte sich mit DA/RE für die Netzbetreiber einfacher. Wer dies nicht im eigenen Haus umsetzen möchte, kann hier auf erprobte Schnittstellen zu Dienstleistern wie den Stadtwerken Schwäbisch Hall zurückgreifen. Das Versorgungsunternehmen aus dem Südwesten ist als assoziierter Entwicklungspartner von DA/RE seit der ersten Minute an mit dabei.
Abschalt-Ranking wird nach Optimierung automatisiert angewendet
Ein weiterer DA/RE-Vorteil in diesem Kontext: Netzbetreiber brauchen sich um die Anwendung der Ranking-Regeln des BDEW zur Abfolge des Abschaltens von Anlagen keine Gedanken zu machen. „Dieses Ranking ist in DA/RE hinterlegt und wird automatisiert angewendet“, so Breuning. Mehr noch: Auf Basis der gemeinsamen netzebenen-übergreifenden Optimierung werden jene Anlagen von DA/RE für den Redispatch abgerufen, die vorhandene Engpässe am effizientesten auflösen.
Einfacher in der Handhabung sei DA/RE darüber hinaus bei der Zuordnung von Anlagen zu Netzverknüpfungspunkten. „Bei DA/RE ist im Falle einer Netzumschaltung keine Stammdatenänderung nötig“, erläutert Breuning. „Die netztechnische Wirksamkeit ist in einem separaten Protokollreport hinterlegt, der keinerlei Veränderungen erfordert. Dadurch sparen Netzbetreiber kostbare Zeit ein.“
Darüber hinaus haben die Architekten von DA/RE auch an weitere offene Flanken aus den Festlegungen zum Redispatch gedacht und diese mit bereits vordefinierten und in den Strukturen angelegten Dokumenten und Prozessen weitgehend geschlossen.
Auch hier erfolgte während der gesamten Projektentwicklung ein enger Austausch der Entwicklungspartner über alle Fachbereiche hinweg, von der Leittechnik über den Netzbetrieb, der energiewirtschaftlichen Umsetzung über die EDM-Systeme bis hin zur Rolle des Bilanzkreisverantwortlichen.
Außerdem bietet die DA/RE-Plattform Netzbetreibern die Möglichkeit, die obligatorischen Redispatch-Bilanzkreise unmittelbar zu bewirtschaften. „Über DA/RE können die Redispatchbilanzkreise jedes Anschlussnetzbetreibers angebunden und entsprechend zentral bewirtschaftet werden“, so Breuning. „Auch hier kann man sich das teure Aufrüsten von EDM- oder PFM-Systemen sparen.“
Redispatch 2.0 meistern
Die Stadtwerke Schwäbisch Hall bieten als Bestandteil ihrer ASCARI-Netzservices das komplette Redispatching bundesweit für andere Netzbetreiber in allen Regelzonen an. Dabei kommt selbstredend die DA/RE-Plattform für die Netzbetreiberkoordination zum Einsatz. Eigene kommerzielle Interessen verfolgt Breuning mit seinem Plädoyer für DA/RE nicht, denn mit dem technischen Betrieb der Plattform haben die Stadtwerke Schwäbisch Hall nichts zu tun. Durch die Beteiligung an der Entwicklung der Plattform und dem offenen Austausch auch aus den anderen Fachbereichen der Schwäbisch Haller Stadtwerke im Rahmen des Projektes ist sich Breuning aber sicher, dass mit DA/RE eine praxistaugliche Lösung parat steht, mit der die Netzbetreiber aller Regelzonen die Anforderungen aus dem Redispatch 2.0 meistern können.