Nachdem im März 2019 die Förderbohrung erfolgreich abgeschlossen wurde, sind die Spezialisten der Stadtwerke Schwerin, GTN-Neubrandenburg und Daldrup & Söhne AG dabei, die Injektionsbohrung am Stadion Lankow fertigzustellen. Auch diese Bohrung endete in circa 1.340 Meter Tiefe, wohin die abgekühlte Sole wieder injiziert bzw. verpresst werden kann.
Diesen Bereich haben die Experten im Februar ohne Schwierigkeiten erreicht, sodass die Arbeiten perfekt im Zeitplan lagen. Aus den letzten 150 Metern wurden Bohrkerne entnommen und einer geologischen Untersuchung unterzogen. Damit wurde eine thermalwasserführende Schicht - die sogenannte PosteraSandsteinschicht - erschlossen. Dieser feinkörnige Sandstein ist nur schwach verfestigt und weist äußerst günstige hydraulische Eigenschaften auf, wie zum Beispiel hohe Durchlässigkeit, was für die Rückführung der abgekühlten Thermalsole sehr wichtig ist.
Mitte März starteten die Geothermie-Experten von GTN den Leistungstest. Um die Aufnahmefähigkeit des Aquifers und die damit verbundene realisierbare Injektionsrate zu ermitteln, wurde ein Fördertest durchgeführt. Darüber hinaus konnten viele weitere Parameter untersucht werden. Im Ergebnis dieses Fördertests hat sich gezeigt, dass die Erwartungen an den ausgewählten Injektionsstandort vollends erfüllt wurden.
"Die Bohrungen am Stadion Lankow waren sehr erfolgreich. Sie deuten auf eine hohe Ergiebigkeit mit relativ niedrigem Energieaufwand und somit auf eine hohe Aufnahmefähigkeit hin", sagt Dr. Frank Kabus, Geschäftsführer der Geothermie Neubrandenburg GmbH GTN. "Dort konnten 150 Kubik-meter Thermalwasser pro Stunde ohne Probleme gewonnen werden. Das ist weit über dem, was wir erwartet haben. Das bedeutet, dass die am HKW-Standort geförderte Menge Thermalwasser nach der Abkühlung in selber Menge hier sicher wieder verpresst werden kann. Und damit steht einer geothermischen Nutzung am Standort Schwerin-Lankow nichts mehr im Wege", so der Geothermie-Experte.
Erfreut über die guten Ergebnisse des Fördertests war auch SWS-Geschäftsführer Dr. Josef Wolf. Die Stadtwerke Schwerin werden künftig bis zu zehn Prozent des Schweriner Wärmebedarfs mit der "grünen Fernwärme" realisieren. "Langfristig ist die Geothermie eine sehr verlässliche und klima-freundliche Art der Energiegewinnung, die zu keinen Preisanpassungen für die Stadtwerke-Kunden führen wird. Weitere Projekte dieser Art wären in Schwerin durchaus denkbar und würden die nachhaltige Energieerzeugung der Stadtwerke weiter vorantreiben", so Geschäftsführer Josef Wolf.
Nach dem abschließenden Einbau der Endinstallation - mit Schutzrohrtour und Injektionsstrang der Injektionsbohrung - steht den Stadtwerken Schwerin eine funktionstüchtige Bohrungsdublette zur geothermischen Energiegewinnung zur Verfügung.
Die positiven Testergebnisse werden sicherlich auch andere Projekte in Norddeutschland positiv beeinflussen. Anfang April wird die Bohranlage abgebaut. Auf dem Bohrplatz beginnen dann die Arbeiten an den oberirdischen Anlagen, an der Brunnenstube und einer Filterhalle. Parallel dazu erfolgt am Förderstandort der Bau der Brunnenstube und der Geothermiezentrale.
Wenn abschließend beide Standorte durch die oberirdische 1100 Meter lange Wärmetrasse miteinander verbunden sind, können voraussichtlich ab Anfang 2022 die Stadtwerke Schwerin grüne Fernwärme in die Landeshauptstadt liefern.