Um zu demonstrieren, welche Gefahren wo im Lager lauern, nahmen Jürgen Wrusch und Janos Poppe die Webinar-Teilnehmer*innen mit auf eine virtuelle Lagerbegehung. Dabei berichteten die beiden STILL Experten, dass jedes Lager individuelle Besonderheiten und dadurch auch ein individuelles Ranking der Risiken aufweist.
Zugangs- und Nutzungskontrolle
Bereits zu Schichtbeginn lauern Gefahren, die aus fahrlässigem oder gar mutwilligem Fehlverhalten resultieren können. Beispielsweise dann, wenn Fahrzeuge ohne Erlaubnis genutzt werden, etwa von Personen, die keine Fahrberechtigung besitzen oder deren Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt ist. Gefährlich wird es auch, wenn Fahrer*innen beschädigte oder für die Aufgabe ungeeignete Fahrzeuge nutzen, vielleicht ohne es zu wissen oder ohne an die möglichen Folgen zu denken. „Jeder dieser Gründe beschwört unkalkulierbare Gefahren herauf“, betont Janos Poppe. Abhilfe schaffen Systeme, die sicherstellen, dass ausschließlich geeignete Fahrzeuge in einem technisch einwandfreien Zustand von dazu befähigten Bediener*innen genutzt werden. Eines dieser Systeme ist der Pre-Shift Check im Bordcomputer STILL Easy Control: Vor Beginn jeder Schicht bzw. in nutzerdefinierten Zeitabständen müssen die Fahrer*innen über den Bordcomputer die Betriebsfähigkeit des Fahrzeugs bestätigen, bevor sie das Fahrzeug mit allen Funktionen in Betrieb nehmen können. Das Zugangskontrollsystem FleetManager 4.x von STILL bietet zudem eine umfangreiche Suite für Berichte und Telematik-Anwendungen, mit denen sich die Einsätze der Stapler und Fahrer*innen auf dem Gelände überblicken lassen. Über Beschleunigungssensoren lässt sich zudem der Fahrstil der Maschinenbediener*innen überwachen und – bei Bedarf – in die Fahrzeugsteuerung eingreifen. „Der Sensor detektiert mechanische Schockereignisse und generiert sofort eine Geschwindigkeitsreduzierung. So können beispielsweise auch Verkehrsrowdies, die eine Gefahr für Menschen und Gerätschaften darstellen, schnell ausgebremst werden“, so Janos Poppe.
Kollisionsunfälle
Nach erfolgreicher Zugangskontrolle startet die Fahrt durchs Lager. Ab diesem Augenblick besteht die Gefahr, dass es auf den Fahrwegen zu Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmer*innen kommt. „Ein Mittel, dies zu verhindern, sind optische Warnsignale. Diese erhöhen die Wahrnehmbarkeit der Fahrzeuge deutlich“, betont Jürgen Wrusch vor den Webinar-Teilnehmer*innen. In der Praxis bewährt hat sich das STILL Warnzonenlicht. Die optionale Beleuchtungsausstattung fungiert als visuelle Warnung für Fußgänger*innen und andere Fahrer*innen in nächster Umgebung, indem sie Leuchtstreifen seitlich auf den Hallenboden neben dem Fahrzeug projiziert. Damit ist das STILL Warnzonenlicht eine gute Ergänzung zum STILL SafetyLight. Dieses projiziert in einem Abstand von ca. 5 m vor und hinter dem Gerät blaue Lichtpunkte auf die Fahrbahn, die vor dem herannahenden Fahrzeug warnen und so eine drohende Kollision verhindern können. Einen großen Schritt hin zur völligen Vermeidung von Kollisionsschäden an Personen und Fahrzeugen sind funkbasierte Sicherheitssysteme. „Das Grundprinzip dieser Systeme ist es, eine bidirektionale Kommunikation über Funkwellen zwischen Fahrzeugen, Personen und stationären Einrichtungen auch ohne Sichtkontakt herzustellen. Dazu werden diese Einrichtungen ebenso wie alle Personen und Fahrzeuge mit Funkmodulen ausgerüstet“, erklärt Jürgen Wrusch. Mit ihrer Hilfe kann die Fahrzeugsteuerung in Gefahrenzonen automatisch erfolgen, beispielsweise indem die Geschwindigkeit reduziert oder das Fahrzeug bei Kollisionsgefahr abgebremst wird.
Kippunfälle
Immer dann, wenn der Stapler eilig auf dem Weg zur nächsten Aufgabe ist, droht das größte Risiko: ein Kippunfall. „Diese ereignen sich sowohl mit den schweren Gegengewichtstaplern als auch mit Hubwagen. Häufige Ursache dafür ist eine überhöhte Kurvengeschwindigkeit“, berichtet Janos Poppe. Doch auch für dieses Risiko hat STILL mit Curve Speed Control ein geeignetes Gegenmittel. Die lenkwinkelabhängige Geschwindigkeitsbegrenzung gewährleistet eine angemessene Kurvengeschwindigkeit und reduziert so die Gefahr eines möglichen Kippunfalls. Diese Assistenzfunktion ist für verschiedene Gabelstapler und Lagertechnikgeräte verfügbar und regelt die Fahrgeschwindigkeit automatisch in Abhängigkeit vom Lenkwinkel. Das heißt: Die Fahrer*innen müssen sich in Kurvenfahrten keine Gedanken um die Geschwindigkeit machen. Das Fahrzeug bremst automatisch exakt so weit ab, dass die Bediener*innen sicher und zugleich schnellstmöglich bei Kurvenfahrten unterwegs sind.
Kippunfälle passieren aber auch, wenn die Fahrer*innen die Tragfähigkeit ihrer Geräte überschätzen. Wenn dann zu viel Last vorne auf der Gabel anliegt, kippt das Fahrzeug in das Regal. Damit dies nicht geschieht, hat STILL das Assistenzsystem Dynamic Load Control entwickelt. Dieses System begrenzt die Hubhöhe in Abhängigkeit vom Lastgewicht und schließt so eine Überlastung des Fahrzeugs aus. Jürgen Wrusch: „Das Ergebnis lässt sich für Gegengewichtstapler so beschreiben: Je höher und schwerer die Last ist, umso langsamer ist der Hub. Ein sehr wirkungsvolles Assistenzsystem, das Einlagerungen in großen Höhen nicht nur deutlich erleichtert, sondern auch erheblich sicherer macht.“ Ein weiteres innovatives System zur Unfallvermeidung ist die aktive Laststabilisierung (ALS). Ein automatischer Ausgleichsimpuls stoppt die in großen Höhen auftretenden Mastschwingungen schnell und effektiv, was – neben dem Sicherheitsvorteil – auch die Wartezeit am Regal um bis zu 80 % verkürzt.
Fazit
Die Ergebnisse des STILL Webinars verdeutlichen: Die Vision einer unfallfreien Intralogistik ist greifbar nah. Um sie zu verwirklichen, braucht es neben innovativen technischen Lösungen für Fahrzeuge auch wirksame Schulungskonzepte für die Mitarbeiter*innen im Lager, damit diese sicher und verantwortungsbewusst mit den Fahrzeugen umzugehen wissen. Dazu dient die eigens von STILL angelegte Webseite zum Thema Sicherheit: www.still.de/sicherheit. Denn auch wenn die immer zuverlässiger arbeitende Technik dem Bedienpersonal viele Entscheidungen abnehmen kann: Flurförderzeuge sind – und werden es auch in Zukunft bleiben – komplexe Arbeitsgeräte, deren sichere Bedienung sachgerecht erlernt werden muss.