Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist die zweithäufigste Form der chronischen Leukämien und geht mit einer starken Vermehrung von weißen Blutkörperchen im Blut und blutbildenden Knochenmark einher. Die CML hat eine Inzidenz von etwa 1-2 Neuerkrankungen/100.000 im Jahr bezogen auf alle Altersgruppen und macht etwa 20% aller Leukämien aus. Der Defekt, der all der allen CML-Tumorzellen gemein ist, befindet sich auf Stammzell-Ebene. Es kommt zu einer sog. reziproken Translokation zwischen den Chromosomen 9 und 22, die zur Bildung von Fusionsgenen führt. Wenn das Fusionsgen Bcr-Abl gebildet wird, proliferiert die betroffene Zelle unkontrolliert und wird zur Tumorzelle. Bei Patienten, die Bcr-Abl-positiv sind, kommt eine spezifische Therapie zum Einsatz. Das hierbei als neuer therapeutischer Standard eingesetzte Medikament Imatinib ist ein Tyrosinkinaseinhibitor, der hochspezifisch das auslösende Krebsgen, die Bcr-Abl-Kinase hemmt.
Während in der Vergangenheit qualitative oder semi-quantitative Techniken völlig ausreichten, erfordern neue therapeutische Standards nach der Markteinführung von Imatinib exakte, quantitative Nachweistechniken der Krankheitsaktivität - nicht nur zur Diagnose sondern vor allem zur Verlaufskontrolle des Therapieerfolgs und der Resistenzentwicklung gegen Imatinib. Hierdurch kann der Leukämiezellgehalt exakt abgeschätzt und Therapieansprechen bzw. Krankheitsprogress exakter als mit konventionellen klinischen und laborchemischen Analysen vorhergesagt werden. Weiterhin kann durch frühzeitige Erkennung einer Imatinib-Resistenz eine Therapieumstellung auf Bcr-Abl-hemmede Medikamente der 2. Generation erfolgen. Um eine wesentliche Verbesserung der Nachweistechnik zu erreichen, soll im Rahmen des Entwicklungsvorhabens die Biologie der Abl-Kinasehemmung in die Analytik einbezogen werden. Das Ziel ist die Entwicklung eines molekulardiagnostischen Komplettsystems für die Leukämiediagnostik.
Abteilung für Molekulare Onkologie mit Schwerpunkt Tumorgenetik am Universitätsklinikum Charité:
Die von Herrn Prof. Daniel geleitete Abteilung für Molekulare Onkologie mit Schwerpunkt Tumorgenetik am Universitätsklinikum Charité betreibt translational orientierte Krebsforschung mit dem Ziel, neue diagnostische Verfahren für die Abschätzung von Therapieansprechen bzw. – resistenz zu entwickeln. Schwerpunkte der Forschungsaktivitäten sind hierbei die Analyse von zellzyklus-, apoptose- und seneszenzregulierenden Signalkaskaden. Neben der grundlagenorientierten Forschung führt die Gruppe therapiebegleitende Tumordiagnostik durch. Das diagnostische Labor ist als Referenzlabor für quantitative PCR-Diagnostik im Berlin-Brandenburger Großraum etabliert.