„Unser Ziel ist, ein Programm aufzusetzen, das KI möglichst vielseitig bedient“, sagt Goran Minov, Leiter des Fachbereichs. „KI hat unterschiedliche Ausprägungen und Tiefen. Mit dem Kurs ‚Prompt Engineering für generative KI‘ haben wir bereits ein Angebot zur praktischen Anwendung von KI-Bots, aber wir wollen das Thema in seiner gesamten Bandbreite bestmöglich abdecken. Und gerade bei KI wird einiges an Expertenwissen benötigt.“
Zu bedenken ist dabei, dass KI ein sehr heikles Thema ist, das aktuell sehr kontrovers diskutiert wird. Darum war es für die sgd unabdingbar, mit den führenden Expert:innen zusammenarbeiten. Bei der Suche nach einem Kooperationspartner traf man sehr schnell auf das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das seit über 35 Jahren an KI für den Menschen forscht und die führende wirtschaftsnahe Forschungseinrichtung für KI in Deutschland ist.
Geballte Expertise, gemeinsame Leidenschaft
Im Spätsommer 2023 begann die Zusammenarbeit. „Wir haben uns gefreut, dass sich das DFKI so schnell dazu bereit erklärt hat, gemeinsam mit uns einen Kurs zu entwickeln“, erzählt Minov. „Zu den Aufgaben des DFKI gehört unter anderem, KI in die Gesellschaft zu tragen, und auf deren Online-Campus gibt es bereits ein Lehrangebot für den Einstieg. Insofern wussten unsere Ansprechpartner, wovon wir reden.“
Das Ziel der Zusammenarbeit war, ein dezidiertes Kurskonzept zu entwickeln. Die Aufgaben waren klar verteilt: Die sgd kümmerte sich darum, dass der Kurs didaktisch sauber konzipiert und die Inhalte bestmöglich aufbereitet werden. Das DFKI sorgte für die Entwicklung der Inhalte.
Kaum ein dreiviertel Jahr später liegt das Ergebnis vor: Der Kurs „Spezialist/in für Natural Language Processing“ ist im Angebot der sgd aufgenommen und kann gebucht werden.
„Es war eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit“, freut sich Minov. „Die Kooperation bietet den großen Vorteil, dass wir auf das Experten-Netzwerk des DFKI zugreifen konnten. Die Kursinhalte bilden den aktuellen Stand der Forschung und Entwicklung ab, an denen die Expert:innen des DFKI tagtäglich arbeiten. Der Kurs bietet somit einen hochaktuellen Blick auf den Stand der KI.“ Ein weiterer Grund, warum die Entwicklung so schnell abgeschlossen werden konnte: Der Kurs ist zu hundert Prozent digital, inklusive aller Materialien.
Die Basis aller KI
Doch warum entschied man sich für Natural Language Processing, kurz NLP, als Kursthema? „NLP ist der Kern der KI“, erläutert Minov. „Es gibt selbstverständlich noch andere Bausteine, wie etwa die Übertragung auf visuelle Aspekte, die sogenannte Computer Vision. Aber NLP ist im Grunde der innere Baustein, wie Sprache verarbeitet wird, also wie die Grundlage zur ‚Intelligenz‘ der KI entsteht.“
Da der Kurs tief in der Materie ansetzt, sollten Teilnehmer:innen ein gewisses Vorwissen mitbringen. So sind Programmierkenntnisse, insbesondere in Python, empfehlenswert. „Das Wissen, zum Beispiel wie Algorithmen funktionieren, kann dann im Kurs auf die KI-Programmierung übertragen werden“, so Minov. Dennoch: „Wir möchten Angebote schaffen, die für eine breite Masse interessant sind. Denn auch wir als sgd haben schließlich das Ziel, Themen in die Gesellschaft zu tragen.“
Lust auf Daten
Der Kurs ist insbesondere für diejenigen interessant, die aus den Bereichen Datenanalyse, Datenauswertung und Textverarbeitung kommen, sowie für technische Produktmanager:innen und Projektleads, die sich in den Feldern Datenmanagement und IT-Prozesse tummeln. Auch Informatiker und Informatikinteressierte, die sich Programmierkenntnisse angeeignet haben und verstehen möchten, wie Textverarbeitung im Detail funktioniert, werden im Kurs auf ihre Kosten kommen.
„Darüber hinaus möchten wir auch Interessierte aus den Bereichen Forschung, Jura und Ethik ansprechen“, sagt Minov. „Zum Beispiel Forschende, die bisher nur wenig Berührungspunkte mit KI und NLP hatten, sich in dem Feld aber Expertise aneignen möchten. Der Kurs ist sicherlich auch für Jurist:innen oder Ethiker:innen interessant, weil wir auch auf Aspekte wie Regulierungen, Vorschriften und ethische Fragestellungen eingehen. Und wenn man versteht, wie KI-Technologie funktioniert, kann man einfach sehr viel besser Urteile fällen.“
Lernen mit Spaß und Praxisbezug
Der Fernlehrgang ist auf drei Monate angelegt und besteht aus insgesamt 13 Modulen, von Datenvorverarbeitung und Vektorisierung über Textklassifikation, Machine Translation und Large Language Models bis zu Transfer Learning und dem AI Act. Der Lernstoff wird den Teilnehmer:innen über 53 Videos vermittelt; dazu erhalten sie entsprechende Handouts wie Präsentationen oder Vorlagen. „Uns war wichtig, unseren Fernstudierenden etwas für die weitere Arbeit an die Hand zu geben“, sagt Minov. „Die Handouts unterstützen während des Lernens und sind auch nach Kursende noch etwas, mit dem weitergearbeitet werden kann.“ Betreut werden die Kursteilnehmer:innen dabei von Dozent:innen aus dem Expert:innenkreis des DFKI.
Doch bei der Theorie soll es nicht bleiben. Die Fernstudierenden bekommen auch die Möglichkeit, sich an praktischen Aufgaben zu beweisen. Dazu wurden als fester Bestandteil des Kurses sogenannte Jupyter Notebooks, ein Open-Source-Projekt und eine Art Editor für Programmiercode, in den sgd-OnlineCampus integriert. „Das Tolle daran ist, dass unterschiedliche Programmiersprachen unterstützt werden“, erzählt Minov. „Aber viel entscheidender ist: Ich kann meinen Programmiercode Zeile für Zeile, Block für Block ausführen lassen. Das ist superspannend, gerade, wenn wir über Datenanalyse, -auswertung und -visualisierung sprechen. So kann ich selbst schauen, was passiert, wenn ich zum Beispiel aus einer 10 eine 100 mache. Dieses Ausprobieren verstärkt den Lerneffekt enorm.“
Mit Erfolg – und Siegel
Am Ende des Kurses haben die Fernstudierenden die Möglichkeit, eine Abschlussprüfung abzulegen. Wer besteht, erhält ein Zertifikat, das das Siegel des DFKI trägt. „Die Teilnehmer:innen haben somit einen Beleg für ihre neugewonnene Expertise“, so Minov, zumal durch das DFKI-Siegel die Qualität noch einmal von einer externen Stelle bezeugt wird. „Und wenn es eine Institution für KI in Deutschland gibt, dann ist es das DFKI.“
Die erfolgreiche Zusammenarbeit von DFKI und sgd soll auch in Zukunft fortgeführt werden, um das KI-Kursangebot zu erweitern. „NLP ist die Grundlage für das ganze KI-Thema, aber es gibt noch weitere Bausteine, und die möchten wir natürlich auch gerne abdecken“, sagt Minov. „Das Thema ist hochrelevant und beginnt jetzt eigentlich erst.“