„Auch der KCE-SkillsMonitor unseres Schwesterunternehmens Klett Corporate Education zeigt deutlich steigende Anforderungen an Kompetenzen in agilen Methoden und KI“, erklärt der Experte. Das sei eine Herausforderung, biete aber auch Chancen: „Es gibt uns die Möglichkeit, über neue Medienformate und Kurskonzepte nachzudenken.“ Beispiele dafür, zu welchen Ergebnissen diese Vorgehensweise führen kann, sind die neuen Kurse „Design Thinking Coach“, „Scrum Master“, „Scrum Product Owner“, „Spezialist/in für Natural Language Processing“ sowie „Prompt Engineering für generative KI“.
Vorteile der Digitalisierung nutzen
Die fünf Lehrgänge wurden vollständig als Digitalkurse konzipiert. Videos und Web-based Trainings transportieren die Lerninhalte, Studierende können interaktive Aufgaben digital lösen. Der Vorteil: „Nicht nur die Herstellung der Unterrichtsmaterialien, auch ihre Aktualisierung lässt sich deutlich schneller umsetzen als bei Printmaterialien“, so Minov – unumgänglich in einem derart schnelllebigen Umfeld wie den Bereichen KI und agiles Arbeiten. „Den persönlichen Kontakt zu Tutor:innen und Kommiliton:innen müssen die Studierenden der sgd dennoch nicht missen“, erklärt der Fachbereichsleiter. „Bei allen Kursen gibt es regelmäßig Live-Sessions, bei denen Teilnehmende Aufgaben lösen, Fragen stellen und Input aus der Praxis bekommen.“
Hohe Relevanz, schnelle Entwicklung
Die Entwicklung der neuen Kurse begann im vergangenen Jahr. Konzeption, Ausarbeitung und Materialentwicklung dauerten zwischen drei und sechs Monaten. „Dies in so kurzer Zeit zu bewerkstelligen, war nur durch eine sehr intensive Entwicklungszeit und eine eng getaktete Zusammenarbeit im Fachbereich möglich“, erläutert Minov. Die Lehrgänge richten sich an eine große Zielgruppe. „Alles, was agile Methoden und den Umgang mit KI betrifft, beeinflusst inzwischen viele Branchen und Themenfelder“, so der Experte. Entsprechend niedrig wurden auch die Einstiegshürden gewählt. Abgesehen von dem Kurs „Spezialist/in für Natural Language Processing“, der Vorkenntnisse in Datenverarbeitung oder Programmiersprachen erfordert, können alle Kurse ohne spezielle Fachkenntnisse besucht werden – wobei laut Minov „Englischkenntnisse bei einigen Kursen empfehlenswert sind“.
Wie lösen Designer Probleme?
„Design Thinking“ – was ist das eigentlich? Der theoretische Hintergrund stammt aus der Design-Forschung, die sich in den 1960er-Jahren etabliert hat. Grundsätzlich geht es dabei darum, Probleme zu lösen – und zwar so, dass das Ergebnis sowohl aus Nutzersicht überzeugt als auch marktorientiert ist. „Am Anfang steht immer die Frage nach dem eigentlichen Problem“, so Minov. Das Rahmenwerk des „Design Thinking“ hilft dann dabei, sich zur Lösung vorzuarbeiten. Der Lehrgang „Design Thinking Coach“ läuft über zwei Monate und vermittelt ebendiesen Rahmen. Damit wendet er sich vordergründig an Innovationsmanager, Produktverantwortliche und Menschen aus kreativen Berufen. „Das Besondere an diesem Kurs ist, dass er als Fernlehrgang bisher kaum angeboten wird“, erklärt der Fachbereichsleiter nicht ohne Stolz. Eine ähnliche Ausrichtung hat auch der Kurs „Design Sprint Coach“.
Raus aus dem Hamsterrad
„Wir drehen uns ständig im Kreis, reden über Dinge, die uns nicht weiterbringen, sind gefangen in Meetings“ – eine untragbare Grundlage für lösungsorientiertes Arbeiten und der Auslöser für die Entwicklung der Scrum-Methode. Jeff Sutherland und Ken Schwaber haben sie 1995 erstmals vorgestellt. Im Kern bietet sie einen Rahmen dafür, schrittweise und zielgerichtet an Lösungen für Probleme zu arbeiten und dabei Störfaktoren weitestgehend zu umgehen. „Für Letzteres ist der Scrum Master zuständig: Er beseitigt Hindernisse, damit das Team ungestört arbeiten kann“, beschreibt Minov das spannende Thema.
Eine weitere Rolle innerhalb des Scrum-Konzepts, der Product Owner, ist für das Endprodukt zuständig. „Er achtet darauf, dass immer das wertvollste und aus Kundensicht nützlichste Produkt an den Markt gebracht wird“, fügt der Fachbereichsleiter hinzu. Die korrespondierenden Lehrgänge „Scrum Master“ und „Scrum Product Owner“ dauern jeweils zwei Monate. „Das Besondere daran: Sie bereiten Studierende auf die offizielle, international anerkannte Scrum-Zertifizierung vor, die sie extern ablegen können“, so Minov.
Wenn Maschinen sprechen
ChatGPT hat das Thema künstliche Intelligenz bei seiner Einführung für viele Menschen erstmals in den Fokus gerückt. Das KI-Sprachmodell erstellt Texte, basierend auf Wahrscheinlichkeitsrechnung. Neu ist die Technologie aber nicht: „Natural Language Processing“, die maschinelle Verarbeitung von Sprache, hat ihren Ursprung in den 1940er-Jahren. Der Lehrgang „Spezialist/in für Natural Language Processing“ dient als Spezialisierungskurs für Interessierte, die bereits Erfahrungen mit Datenauswertungen und der Programmiersprache Python gemacht haben. Das Spannende an dem dreimonatigen Kurs, so Minov, seien die Materialien: „Die Inhalte werden mit mehr als 50 Videos vermittelt. Zusätzlich gibt es interaktive Aufgaben, die Studierende mit speziell für die Python-Programmierung entwickelten Jupyter-Notebooks bearbeiten können.“
Die Inhalte des Kurses hat die sgd in Kooperation mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) entwickelt. Von dort kommen auch die Tutor:innen. „Auf diese Weise stellen wir sicher, dass unsere Studierenden bestmöglich betreut werden“, erklärt Minov. Ein besonderes Goodie: Die Wilhelm Büchner Hochschule in Darmstadt erkennt den Kurs als Teil ihres Bachelor-Studiengangs „Künstliche Intelligenz“ an.
Richtig prompten will gelernt sein
Doch wie können Studierende bestehende KI-Anwendungen bestmöglich nutzen? Damit befasst sich der Lehrgang „Prompt Engineering für generative KI“. Der vierwöchige Kurs besteht aus zwei Blöcken. „Im ersten Block wird anhand von ChatGPT vermittelt, wie ich Prompts formulieren kann oder muss, um bestimmte Ergebnisse zu bekommen“, fasst Minov zusammen. „Im zweiten Block vermitteln wir anhand der Bildbearbeitungs-KI MidJourney, wie sich die Bildgenerierung in unterschiedliche Richtungen lenken lässt.“ Absolvent:innen können die so erworbenen Fähigkeiten später im Berufsleben nutzen, um hochwertige, zuverlässige und ethisch vertretbare KI-gestützte Lösungen in Text und Bild zu erstellen. Damit verfügen sie über eine wichtige Grundlage, so Minov. „In fünf Jahren werden wir wohl auf KI zurückblicken, wie wir heute auf das Thema Digitalisierung zurückblicken: Sie ist inzwischen fast überall zu Hause, Basis allen Tuns, und ähnlich wird es mit KI werden – sie wird ein Tool sein, das uns in unserer Arbeit unterstützt und ergänzt.“