„Das Förderprogramm zeigt, dass die Politik erkannt hat, dass die aktuell noch erfolgreichen Mittelständler Gefahr laufen, langfristig den Anschluss zu verpassen, wenn sie die Digitalisierung der Industrie verschlafen. Die gegenwärtig positive Geschäftsentwicklung speziell im Maschinen- und Anlagenbau droht viele Unternehmen träge zu machen und wesentliche Trends zu verpassen. Es ist extrem bedenklich, dass der Staat die Industrie motivieren muss“, warnt Nikolai Ensslen. „Ich hoffe, dass das staatliche Angebot genutzt wird, und dass sich mehr Mittelständler die Frage stellen, wie sie auf die Digitalisierung reagieren. Fest steht, dass ganze Branchen vor einem extremen Wandel stehen, der auch vor etablierten Marktführern und hochspezialisierten Unternehmen nicht halt macht.“
Speziell im Vergleich zu Unternehmen in den USA und China sieht Synapticon, dass im deutschen Mittelstand zu zögerlich auf die Digitalisierung in der Produktion reagiert wird. So krempelt beispielsweise Google von den USA aus ganze Märkte um, da das Unternehmen frühzeitig den Wert und die Bedeutung von Daten in Produktionsprozessen erkannt hat.
„Google entwickelt sich vom Online-Unternehmen zunehmend zu einer Macht in der physischen Wirtschaft. Die Umstrukturierung hin zu Alphabet ist ein Signal dafür, wie das Unternehmen auf den Wandel in vielen Branchen reagiert. Alphabet wird seine Macht im Bereich der Datenerfassung und Datennutzung noch aggressiver nutzen“, erklärt Nikolai Ensslen. „Es zeichnet sich ab, dass die Unternehmen am meisten an der Wertschöpfung profitieren, welche die ihnen zur Verfügung stehenden Daten am besten nutzen. Dieser Wettbewerbsfaktor wird von vielen deutschen Mittelständlern massiv unterschätzt.“
Aus diesem Grund sieht Synapticon in staatlichen Programmen zwar gute, aber keineswegs ausreichende Grundlagen für eine erfolgreiche Digitalisierung der deutschen Industrie. Die größte Verantwortung liegt nach Meinung von Synapticon bei den Unternehmen selbst, die vielerorts zu zögerlich sind. Die Stuttgarter Hightech-Schmiede selbst hat vor wenigen Wochen einen eigenen Standort im Silicon Valley eröffnet um noch näher an den Entwicklungen rund um die Digitalisierung der Industrie zu sein.
„Das Festhalten an bewährten Prozessen, die Angst vor Industriespionage durch vermehrten Einsatz von IT in der Produktion sowie die Unwilligkeit zur Nutzung offener Standards und Plattformen sind allesamt Hemmschuhe für eine erfolgreiche Digitalisierung der Wirtschaft“, bemängelt Ensslen. „Ich hoffe, dass es gelingt Ängste und Vorbehalte abzubauen um nicht den Anschluss an Wettbewerber zu verlieren, die vielen Unternehmen heute womöglich noch gar nicht bekannt sind. In einer digitalisierten Wirtschaft aber beschleunigt sich neben Prozessen auch der Wandel – und diesen gilt es zu gestalten.“