Die Automobil- und KFZ-Zulieferindustrie ist mit über 500 Unternehmen und 45.000 Beschäftigten der stärkste Industriezweig in Thüringen. Mit einem Umsatz von vier Milliarden Euro pro Jahr macht sie allein 15 Prozent des Thüringischen Bruttosozialprodukts aus. Global steht die Automobilbranche vor einem großen Umbruch. Die Zahl der weltweit zugelassenen Fahrzeuge wird von heute einer Milliarde auf 2,3 Milliarden im Jahr 2030 anwachsen. Rohstoffknappheit und Klimawandel machen daher bedeutende technologische Veränderungen notwendig. Das Thüringer Innovationszentrum Mobilität trägt dem Rechnung, indem es Trends nachhaltiger Mobilität aufspürt und den Strukturwandel der Automobilbranche forciert. Um die Interessen der Industrie exakt zu kennen, wurden bereits im Vorfeld bei über 30 Thüringer Unternehmen Befragungen durchgeführt.
Da das Thüringer Innovationszentrum Mobilität wesentliche Kapazitäten auf wichtigen Zukunftsfeldern Thüringens bündelt, ist es nach Meinung von Prof. Klaus Augsburg, ThIMo-Sprecher und Prorektor für Wissenschaft der TU Ilmenau, außerordentlich bedeutsam: "Die Optimierung konventioneller und elektrischer Antriebstechnologien, deren Effizienzsteigerung sowie die Verringerung von Umweltschädigungen sind Themen, die die Innovationsfähigkeit der Industrie sichern helfen und Innovationen voran bringen. Die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wissenschaft kann dabei in der gesamten Innovationskette, also von der Grundlagenforschung bis hin zu Dienstleistungen, erfolgen."
Die für eine nachhaltige Mobilität notwendigen Neuerungen, an denen die TU Ilmenau forschen wird, betreffen die vier Bereiche Elektromobilität, Optimierung von Verbrennungsmotoren, Powertrain, das sind Technologien und Baugruppen für den Antriebsstrang eines Fahrzeuges, und Leichtbau. Die Forschung erfordert die wissenschaftliche Zusammenarbeit über Disziplingrenzen hinweg. So werden an der TU Ilmenau über 30 Professoren und ihre jeweiligen Forschergruppen in das Projekt eingebunden sein. Hinzu kommen weitere Mitarbeiter über Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Ebenfalls bereits geplant sind Investitionen in Labor- und Bürogebäude, in wissenschaftliche Geräte und Sachkosten.
In allen vier Bereichen - Elektromobilität, Optimierung von Verbrennungsmotoren, Powertrain und Leichtbau - wird die TU Ilmenau Forschung auf höchstem Niveau betrieben. Derzeit ist geplant, die Forschungsarbeiten auf folgenden Themenfeldern voranzutreiben:
Elektromobilität:
- Elektrochemische Energiespeicherung
- Leistungselektronik und Mechatronik
- Bordnetze
- Intelligentes, energieoptimiertes Elektrofahrzeug
Optimierung von Verbrennungsmotoren:
- Energieeffiziente Verbrennungsmotoren
- Feinstaubarmes Fahrzeug
- High-Performance-Sensorik
- Abgasnachbehandlungssysteme
Powertrain:
- Virtuelle Straße - authentische Mess- und Simulationsumgebung
- Fahrzeugtelematik und -sensorik
- Antriebsstrangkonfiguration und -regelung
- Fahrerassistenzsysteme
Leichtbau:
- Serienherstellungsverfahren für faserverstärkte Kunststoffe
- Insert Spritzgießen von Organoblechen
- Hybridbauteile und Integration
- Intelligente Kunststoffbauteile
Für die anstehenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten stehen an der TU Ilmenau bereits heute hochspezialisierte Einrichtungen zur Verfügung, unter anderem das Institut für Energie-, Antriebs- und Umweltsystemtechnik und das Institut für Automobil- und Produktionstechnik.
Bei der Vertragsunterzeichnung sagte Christoph Matschie, Thüringer Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, er sehe die TU Ilmenau gut gerüstet, um das Thüringer Innovationszentrum Mobilität erfolgreich zu betreiben: "Gerade die TU Ilmenau widmet sich schon seit Jahren dem Thema Grüne Mobilität. Daher freue ich mich, dass die Universität sich in diese Verantwortung begibt und ThIMo voranbringen wird". Das Projekt sei ein wichtiger Meilenstein in der Kooperation Wissenschaft und Wirtschaft. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Thüringen zum grünen Motor Deutschlands zu machen".