Am nächsten Tag besuchten die russischen Unternehmer und Wissenschaftler drei Thüringer Unternehmen (Portec, Zella-Mehlis; Gesellschaft für Fertigungstechnik und Entwicklung Schmalkalden e.V.; Formconsult Werkzeugbau GmbH, Schmalkalden). Besondere Beachtung schenkten die russischen Unternehmer nicht nur den Betrieben, sondern auch dem Cluster für Fertigungstechnik und Metallbearbeitung Thüringen. Da sie planen, einen eigenen Verbund im Bereich Kunststofftechnik aufzubauen, zeigten sie sich interessiert zu erfahren, wie das Management arbeitet, wie Unternehmen dazu motiviert werden, in einem Cluster mitzuarbeiten, wie Mitgliedsbeiträge organsiert werden usw. Die Thüringer Unternehmer nahmen sich ihrerseits viel Zeit, den eigenen Maschinenpark, Verfahrensweisen und verwendete Materialien und Vorprodukte vorzustellen, um konkrete Kontakte mit den russischen Betrieben anzubahnen.
Am vergangenen Freitag, dem letzten Besuchstag, informierte sich die russische Delegation in verschiedenen Fachgebieten und im Zentrum für Mikro- und Nanotechnologien der TU Ilmenau, der Technologieplattform der Universität für grundlagenorientierte und angewandte Forschung im Bereich Mikro- und Nanosysteme sowie Materialwissenschaften.
Um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, wirft die TU Ilmenau traditionell den Blick über Ländergrenzen hinweg. Dabei hat die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft für Prof. Klaus Augsburg, Prorektor für Wissenschaft, höchste Priorität: "Die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft ist eine gewinnbringende Synthese für beide Seiten. Nicht nur die industrielle Forschung, auch die Zusammenarbeit mit den Unternehmen zur Ausbildung von Studenten und Doktoranden, im Rahmen von Praktika und wissenschaftlichen Projekten, gewinnt vor allem vor dem Hintergrund des steigenden Fachkräftemangels immer mehr an Bedeutung".
Im Sommer vergangenen Jahres hatten die Partneruniversitäten TU Ilmenau und ITMO St. Petersburg beschlossen, ein Kooperationsnetzwerk zwischen Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen beider Regionen in der Präzisionstechnik und in der Kunststofftechnik, speziell der Polymertechnik, aufzubauen. Das Projekt wird auf Thüringischer Seite von der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen gefördert. Bereits für September ist der Gegenbesuch einer Ilmenauer wirtschaftlich-wissenschaftlichen Delegation in St. Petersburg geplant.
Die Technische Universität Ilmenau und die St. Petersburger Staatliche Universität für Informationstechnologie, Mechanik und Optik pflegen bereits seit vielen Jahren eine intensive Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung und Forschung. Neben zahlreichen gemeinsamen wissenschaftlichen Projekten standen bisher vor allem Bildungskooperationen zur Förderung und zum Studienaustausch deutscher und russischer Studenten im Mittelpunkt. Nun steht die Ausweitung auf die Wirtschaftsbeziehungen auf der Tagesordnung.