Die von Dr. med. Jürgen Jedamzik, Geschäftsführer der Bayerischen TelemedAllianz, eröffnete und von Prof. Dr. Neubauer moderierte Veranstaltung ging etwas länger als geplant, denn der Austausch zwischen Diskutanten und Publikum war rege.
Teilnehmer der Podiumsdiskussion:
- Vitali Ostashko, Head Physician State Telemedicine Center MoH Ukraine; Vertreter der Delegation von Telemedizin- und Gesundheitsexperten aus der Ukraine,
- Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jürgen Schüttler, Dekan der Medizinischen Fakultät Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg,
- Prof. Dr. Jürgen Zerth, Wilhelm-Löhe-Hochschule, Fürth; International Dialog College and Research Institute der Diakonie Neuendettelsau,
- Ruth Nowak, MdL; Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, München,
- Markus Blume, MdL; Abgeordneter; Bayerischer Landtag; Mitglied im Gesundheitsausschuss, München;
- Dr. med. Franz-Joseph Bartmann, Ärztekammer Schleswig-Holstein, Bad Segeberg; E-Health-Ausschuss der Bundesärztekammer, Berlin,
- Christian Korff, Public Sector & SP Broadband Germany (Cisco), Berlin
- Univ.-Prof. Dr. Günter Neubauer, Institut für Gesundheitsökonomik (IfG), München
Sowohl Politiker, Vertreter aus der Wirtschaft als auch praktizierende Ärzte und Professoren aus verschiedenen Universitäten sprachen über Ihre Hoffnungen für die Telemedizin. Beleuchtet wurde auch die vergangene Entwicklung und wie sich die Human-Telematik besonders in Deutschland stärker durchsetzen kann.
Der Wert der Human-Telematik
Alle Teilnehmer waren sich darin einig, dass Telemedizin nicht nur sinnvoll sondern auch notwendig ist. Und so kam es schnell zu konkreten Erkenntnissen, weshalb diese Technologien in Deutschland noch nicht so etabliert ist wie bspw. in den skandinavischen Ländern. Frau Ruth Nowak sprach von einer "Datenschutz-Hysterie" in Deutschland, wollte den langsamen Fortschritt aber nicht nur daran festmachen. Ihr fehle auch bisher ein wirklich optimales System beispielsweise zur elektronischen Gesundheitskarte.
Prof. Dr. Dr. Schüttler stellte fest, dass die Welt auf telemedizinische Lösungen warte. Er vermute jedoch, dass die Datenschutz-Ängste speziell in Deutschland von Anfang an unterschätzt wurden.
Die Herausforderungen im deutschen Markt
Christian Korff stellte die aktuelle Situation der Telemedizin in Deutschland und das Aufkommen von immer mehr Lösungen als ein "Erwachen aus dem digitalen Dornröschen-Schlaf" dar. Die föderalen Strukturen in Deutschland verhinderten jedoch ein Vorankommen im praktischen Gebrauch. Zudem sehe er eine grundlegende ethische Diskussion als erforderlich an. Abschließend kommentierte er den aktuellen Konflikt als ein Problem der Generationen. So sei die nachfolgende Generation wesentlich offener für die Digitalisierung des Gesundheitssystems.
Ein neues Verständnis für Telemedizin
Prof. Dr. Jürgen Zerth sprach zuweilen durchaus temperamentvoll von den aktuellen Problemen, beleuchtete wesentliche Vorteile und forderte mehr Versorgungsexperimente. Die Möglichkeit, Kompetenz von Fachärzten auch im ländlichen Raum jederzeit zugänglich zu machen sei enorm wichtig. Er verstehe die Telemedizin daher als Werkzeug und nicht als personellen Ersatz und beschrieb sie als "Erweiterung des Instrumentenkastens".
Dr. Franz-Joseph Bartmann empfand die Telemedizin als missverstanden. Er stellte klar, dass die Lösungen der Human-Telematik im medizinischen Sektor ein Instrument für den Datenschutz seien und diesen nicht infrage stellen.
Die Anbieter sind gefordert
Markus Blume ging auf ganz andere Punkte ein: Für ihn fehle teilweise der Enthusiasmus und er forderte dementsprechend auch mehr unternehmerischen Mut. Er unterstrich eine Äußerung von Christian Korff, die den Erfolg der Telemedizin an "eine große Idee" knüpfte. So sei der Durchbruch nicht auf politischer Ebene zu erwarten, sondern in einem höheren Aufkommen von großen Innovationen, die den Mehrwert unmissverständlich klar machen.
Besonders interessant waren auch die Ausführungen von Dr. Vitali Ostashko, welcher in der Ukraine auf telemedizinischer Ebene einen wesentlich zugänglicheren Rahmen für die Telemedizin sehe. Die bisherige Projektarbeit fand daher auch eher mit Ländern wie den USA statt. Er freue sich aber auf die beginnende deutsche Kooperation. Nach all den beschriebenen Barrikaden für diese Technologien in Deutschland, gab er mit einer gewissen Ironie zu, dass er viele Probleme gehört habe, die er allerdings überhaupt nicht vermutet habe.
Es bleibt also abzuwarten, wie die Entwicklung der Telemedizin in den nächsten Jahren weiter voranschreitet. Grundsätzlich bleibt jedoch noch viel Arbeit, um die Voraussetzungen sowie die Rahmenbedingungen für eine positivere Entwicklung der Telemedizin insbesondere in Deutschland zu schaffen. Der internationale Markt zeigt uns längst auf, wie Human-Telematik das berufliche und persönliche Leben bereichern kann.
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