In Ballungsgebieten ist es stets ein einfaches und übliches Szenario: Patienten gehen mit ihren Beschwerden zu ihrem Allgemeinmediziner. Diagnostiziert dieser gewisse Symptome die den Rat eines Facharztes (bspw. Dermatologen) erfordern, wird der Patient an diesen überwiesen. Eine Praxis befindet sich meist in einem Umkreis, welcher in kurzer Zeit mit Auto und/oder Nahverkehr erreicht werden kann.
Auf dem Land ist die Situation in vielen Fällen deutlich komplizierter: Um Fachärzte konsultieren zu können, müssen Patienten oftmals weite Strecken zurücklegen. Distanzen, die für den Patienten manchmal nur noch schwer zumutbar sind. Dies ist insbesondere auch dann ein großes Problem, wenn es um die Gesundheit von älteren Menschen und Kindern geht, die sich alleine nicht helfen können.
Pilotprojekt "PädExpert"
Ein kürzlich in Bayern gestartetes Programm zeigt einen intelligenten Lösungsansatz. So können Hausärzte im Projekt "PädExpert" anstelle einer Überweisung direkt den Rat eines Experten einholen. Hierzu wird die Patientenakte dem entsprechenden Arzt digital übermittelt. Die genaue und fortlaufende Beschreibung des Krankheitsbildes ermöglicht (z. B. einem Hämatologen), die Behandlung zu begleiten und aktiv zu unterstützen.
2015 soll die Pilotphase beendet werden. Der Initiator, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), plant anschließend eine bundesweite Ausweitung dieses Systems. Aktuell existieren Expertenkonsile aus den Bereichen Kinderrheumatologie, -hämatologie, -gastroenterologie, -pneumologie und einigen Stoffwechselerkrankungen.
Ärztliches Gutachten per App
Ein weiteres Konzept des digitalen Arztbesuchs liefert die Telematik-App "KLARA". Spezialisiert auf Hauterkrankungen ermöglicht sie dem Patienten, einen Dermatologen von überall aus zu konsultieren. Hierbei wird gegen eine Gebühr ein Foto der betreffenden Stelle gemacht und mit weiteren Informationen dem Arzt übermittelt. Viele Dermatologen sind der Ansicht, dass Hautkrankheiten bereits anhand eines Fotos erkannt werden können, so ist die Entwicklung einer derartigen App eine logische und vielversprechende Folge. Die Rückmeldung des Arztes erfolgt in den meisten Fällen innerhalb weniger Stunden und soll im Maximalfall 48 Stunden betragen. In Anbetracht der üblichen Terminzeiten in der Dermatologie stellt dies natürlich neben dem Komfort- auch einen Zeitvorteil dar.
Pionierarbeit in den USA
Während Lösungen aus dem Bereich der Human-Telematik hierzulande erst seit wenigen Jahren in den Fokus rücken, ist eHealth in anderen Ländern bereits fast schon alltäglich. Im Bereich der Telekardiologie entstand bereits 2007 das MCOT-Telekardiologie-System von CardioNet. Dieses nutzt ein Telit-Modul, um die Herzdaten der Patienten in deren gewohnten Alltag zu erfassen und zu übertragen. Da die Lösung von praktisch jedem Ort anhand der EKG-Überwachung eine sofortige Analyse und Diagnose der Herzfunktionen bietet, müssen Patienten nicht mehr im Krankenhaus bleiben, sondern können in ihre gewohnte Alltagsumgebung zurückkehren.
Ärzte in den USA können den Einsatz des Telemedizinsystems, das die Patienten rund um die Uhr tragen, über einen Zeitraum von bis zu 30 Tagen verschreiben. Sensoren am Körper des Patienten zeichnen den Verlauf des Herzrhythmus auf und übertragen die Werte an ein Mobilfunkgerät, das mit dem Telit-Modul ausgestattet ist. Von dort werden die Werte an das CardioNet Monitoring Center übermittelt, wo rund um die Uhr Spezialisten die Daten auswerten und bei Bedarf medizinische Maßnahmen einleiten können.
Zur Meldung auf Telematik-Markt.de