Wer die Großstadt kennt, weiß, wie stressend der Verkehr sein kann. Daher lassen viele Menschen das Auto bei Ausflügen in Ballungsgebiete zuhause. Es gibt ja schließlich den Nahverkehr. Das schont die Umwelt und ist gerade zu den Hauptverkehrszeiten häufig schneller, als das eigene Auto durch den Feierabendverkehr zu peitschen. Doch der Komfort, sich seine Haltestellen mit einem Auto selbst zu setzen, ist dennoch verlockend – besonders, wenn die Möglichkeit dazu immer häufiger von Carsharing-Anbieter geboten wird. Nur einer der Gründe, diesen Service zu nutzen.
Perfektes System für „Gelegenheitsfahrer“?
Vielfahrer werden nicht auf ihr eigenes Auto verzichten. Anders sieht es bei denjenigen aus, die beispielsweise einen kurzen Arbeitsweg haben oder eine sehr gute Anbindung an den Nahverkehr haben. Ein eigenes Auto verkommt in solchen Fällen schnell zu einem laufenden Posten, der mehr Geld kostet, als dass er Vorteile bringt. Versicherung, Steuern, Reparaturen und Treibstoff – für ein kleines bisschen mehr Flexibilität? Auf diese Situationen ist Carsharing spezialisiert. Ein Auto, wenn man es braucht -aber auch wo man es braucht?
Eines für alle heißt nicht „meins“
Der Wocheneinkauf steht bevor, Glasflaschen müssen weggebracht werden oder man bekommt einfach Lust auf einen kleinen Ausflug. Doch um Carsharing zu nutzen, muss ein Auto überhaupt irgendwo zugegen sein. Umfragen haben gezeigt, dass Carsharing-Nutzer oder Interessenten nicht weiter als 500 Meter zum nächsten Auto gehen wollen. Also braucht es viele Fahrzeuge im Angebot der Carsharing-Unternehmen:
- DriveNow von BMW bietet ca. 3.030 Fahrzeuge in fünf Städten1
- Daimlers Car2Go stellt ca. 3.800 Fahrzeuge in sechs Städten zur Verfügung1
- Flinkster, ein Angebot der Deutschen Bahn, bietet über 4.000 Fahrzeuge in mehr als 300 Städten1
- Cambio, Stadtmobil und teilAuto kommen zusammen ebenfalls auf über 4.000 Fahrzeuge1
Carsharing-Fahrzeuge nutzen glücklicherweise keine Sirenen und Scheinwerfer, um sich finden zu lassen – sie sind mit Telematik vernetzt, ob am heimischen PC oder mobil auf Smartphone und Tablet. Carsharing lebt einzig und allein durch Telematik. GPS gibt Aufschluss über den Standort der Fahrzeuge und führt Nutzer zum nächstgelegenen Auto. Digitale Autoschlüssel ermöglichen den Zugang und die eigene ID sammelt die Daten zur Nutzung, reserviert Autos und ermöglicht die exakte Abrechnung.
Gewaltiges Potenzial
Laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) soll sich der Carsharing-Markt bis 2021 international versechsfachen. Speziell in Deutschland wird eine Verdopplung prognostiziert. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Markt in Deutschland schleppend wächst: Deutschland ist mit mehr als einer Million Nutzern bereits „Europameister im Carsharing“ mit 50 Prozent Marktanteil2.
Panik bei den Autoherstellern?
Ein geteiltes Auto könnte ein Dorn im Auge der Automobilindustrie sein. Ist es aber nicht, denn Carsharing stellt für die meisten Menschen keinen ernsthaften Ersatz für ein eigenes Auto dar, sondern ist vielmehr nur ein zusätzliches optionales Angebot zur Fortbewegung. Hinzu kommt, dass die größten Carsharing-Anbieter in Deutschland bereits dafür Sorge tragen, dass die angebotenen Autos aus der eigenen Produktpalette stammen. So ist car2go ein Angebot von Daimler und schiebt Modelle der Marke Smart auf die Straßen. Erweitert wurde das Angebot auch mit Modellen von Mercedes wie der A- und B-Klasse sowie GLA und CLA. Hauptkonkurrent DriveNow gehört zum BMW-Konzern und bietet Fahrzeuge von Mini sowie den 1er und 2er BMW sowie den X1.
Entlastung für Verkehr und Umwelt
Wenn sich viele Menschen lieber ein Auto teilen als sich ein eigenes zuzulegen, führt das auch zu weniger Fahrzeugen auf den Straßen. Dadurch kann sich auch die Parkplatz-Situation in Großstädten wesentlich verbessern. Zudem sind die City-Flitzer der Carsharing-Anbieter zumeist sehr sparsam im Verbrauch und senken somit den CO2-Abdruck. Entscheidend hinzu kommen die Elektrofahrzeuge, welche von Anbietern wie DriveNow verstärkt angeboten werden und die Umweltverschmutzung auf ein Minimum drücken. Der Erfolg von Carsharing birgt daher auch eine große Gelegenheit, Elektroautos auf den Straßen zu etablieren. Da die Autohersteller bereits selbst dafür sorgen können, dass ihre entsprechenden Fahrzeuge in die Städte kommen, steigert dies auch die Akzeptanz gegenüber den elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Ganz besonders DriveNow ist mit vielen E-Autos im Markt vertreten. Grundvoraussetzung für die Nutzung dieser Fahrzeuge ist natürlich ein gut ausgebautes Netz an Ladestationen, wie es beispielsweise in Berlin vorzufinden ist.
Angebot und Nachfrage
Carsharing bietet somit nicht nur für den Gelegenheitsfahrer große Vorteile, sondern auch für den gesamten urbanen Lebensraum. Entscheidend sind jedoch die Nachfrage und die Offenheit der Bürger gegenüber diesen Angeboten. Laut einer Umfrage3 sind 46 Prozent der befragten Personen zwischen 18 und 69 Jahren interessiert bzw. sogar sehr interessiert an Carsharing-Angeboten. Dieses Ergebnis ist ein weiteres Indiz für den in der BCG-Studie prognostizierten steigenden Erfolg von Carsharing – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Ein Erfolg, der ohne Telematik nicht möglich wäre.
Zur Meldung auf Telematik-Markt.de
Quellen:
www.car2go.com, de.drive-now.com, www.flinkster.de, www.teilauto.net, www.stadtmobil.de, www.cambio-carsharing.de
Pressemitteilung der Boston Consulting Group (BCG) vom 23. Februar 2016 / BCG-Studie „What‘s Ahead for Car Sharing? The New Mobility and its Impact on Vehicle Sales“
Umfrage zur Attraktivität zu Carsharing-Angebote (500 befragte Personen zwischen 18 und 69 Jahren / LINK Institut für Markt- und Sozialforschung im Auftrag der Zeitung Horizont / 2015)