Ein Bericht von Achim Dathe, Baufachjournalist abp, Stuttgart
„Der Baufortschritt entspricht dem Zeitplan, wir kommen gut voran.“, sagt Mathias Liesch, Geschäftsführer des DHV-Mitgliedsunternehmens LIFE Holzbau aus Kastellaun (https://www.life-holzbau.de). Der ganzheitliche Entwurf des ebenfalls in Kastellaun ansässigen Büros Architekten Wendling (https://www.wendling.de) hatte sich nach europaweiter Ausschreibung gegen Einreichungen zahlreicher Mitbewerber durchgesetzt. Die auf konsequente Nachhaltigkeit bedachte Planung sieht als Baumaterial hauptsächlich Holz aus heimischen Forsten vor. Bei diesem Projekt ist die Kommune Mörsdorf sowohl Auftraggeber als auch Rohstofflieferant – eine Konstellation, die andere Gemeinden mit Waldbesitz zur Nachahmung anregen könnte. „Es ist tatsächlich so, dass das gesamte bei diesem Projekt verbaute Holz ausnahmslos aus Mörsdorfer Forsten stammt. Das Baumaterial ist, wenn man so will, direkt vor der Haustür gewachsen.“, unterstreicht Architekt Mathias Wendling. Der besondere Vorteil liegt darin, dass sich durch regionalen Holzeinschlag lange Transportwege erübrigen, was große Mengen CO2-Emissionen sparen hilft.
„Wir fällen, sägen, trocknen, lagern und verbauen bauplatznah. Nähe ist Nachhaltigkeit im besten Sinn!“, unterstreicht Zimmermeister Mathias Liesch. 12 qualifizierte Mitarbeiter/-innen gehören zu seinem Holzbaubetrieb, der 1973 von Zimmer- und Schreinermeister Josef Liesch gegründet wurde. 2014 übernahm Mathias Liesch die Geschäftsleitung von seinem Vater, der ihn nach wie vor mit klugem Rat und seinem breitgefächerten Erfahrungsschatz unterstützt. Stammkunden, die mit LIFE Holzbau mitunter schon mehrmals gebaut haben, wissen das zu schätzen.
Überhaupt dreht sich am Firmensitz in Kastellaun alles um das bestmögliche Erfüllen der Kundenwünsche. Die Beratung von Bauinteressenten ist bei LIFE Holzbau deshalb Chefsache. „Kunden wollen mitreden und sich verstanden fühlen. Das gilt für private Bauherrschaften ebenso wie für Kommunen oder Unternehmen.“, weiß Geschäftsführer Liesch, der sich für das Anliegen seiner Auftraggeber in jeder Phase eines Bauprojekts Zeit nimmt.
Handwerk toppt Maschinen
Auftraggeber für Neubauten aus Holz, Modernisierungen im Bestand, Aufstockungen, Anbauten sowie energetische Ertüchtigungen finden sich im Umkreis von 200 km rings um Kastellaun, also vom Rhein-Main-Gebiet bis hinauf nach Köln. Handwerkliche Herstellung steht bei LIFE Holzbau seit jeher höher im Kurs als auf getakteten Maschinenstraßen produzierte Elemente: Mathias Liesch ist überzeugt, dass seine Kunden den Qualitätsvorsprung handwerklicher Wertschöpfung gegenüber industrieller Massenproduktion erkennen und honorieren.
Mitstreiter im Klimaschutz-Netzwerk
Nachhaltiges Wirtschaften ist beim DHV- und 81fünf-Mitglied LIFE Holzbau seit jeher Programm. „Wir arbeiten vertrauensvoll und fair mit ökologisch orientierten Architekturbüros, Sägewerken, anderen qualitätsbewussten Holzbaubetrieben sowie leistungsstarken Bauhandwerkern aller Gewerke zusammen, wann immer es zum jeweiligen Auftrag passt, im Kundeninteresse liegt und dem Baufortschritt dient. Regionalität ist uns dabei besonders wichtig. Wir achten sehr darauf, dass andere Baubeteiligte unsere Qualitätsmaßstäbe teilen. Im Interesse des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung sind wir 2023 dem Netzwerk HOLZ VON HIER beigetreten,“ erläutert Mathias Liesch. Die Initiative verfolgt das Ziel, die Herstellung von Produkten aus heimischem Holz zu fördern, das nachweislich aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Importholz und Holz aus unsicheren oder zweifelhaften Herkünften soll von den Unterstützern der Initiative weder erworben noch verarbeitet noch in Handel gebracht werden (https://www.holz-von-hier.eu).
Das Mörs:DORF wächst
Bis Ostern 2025 dürfte alles fix und fertig sein: Der Bau der multifunktionalen Begegnungsstätte Mörs:DORF ist bereits in vollem Gange. Die Wand-, Decken- und Dachelemente werden von LIFE Holzbau in der Halle trocken vorgefertigt und sodann von Kastellaun nach Mörsdorf gebracht. Was dabei ins Auge fällt: Metallische Holzverbindungsmittel werden wo möglich durch Schwalbenschwanzverzapfungen ersetzt. „Holz in Holz hält mindestens genauso gut und spart zudem Ressourcen.“, sagt Mathias Liesch. Weiterhin weist die Innenwandbeplankung der Holzständerwände kreisrunde Öffnungen auf, durch die sich Zellulose einblasen lässt. Der Dämmstoff dringt bis in die kleinste Ecke und füllt sämtliche Gefache aus. Ökologischer und effizienter lassen sich Bauteile in Holzrahmenbauart kaum dämmen. Kommt an der Fassade noch eine Lage Holzfaserdämmplatten hinzu, die sich – wie bei Wärmedämmverbundsystemen üblich – mit Holz bekleiden, mit Putz beschichten oder auch verklinkern lässt, ist der energiesparende, ökologisch vorbildliche Wandaufbau komplett.
Generationen-übergreifendes Miteinander
Was das kommunale Bauprojekt in Mörsdorf zu etwas ganz Besonderem macht, ist der ökologisch-soziale Grundgedanke: Im Sinne des Nachhaltigkeitsgebots wird bei diesem Bauvorhaben konsequent auf natürliche Ressourcen gesetzt, die aus der Nähe stammen. Daraus resultiert eine unmittelbare Stärkung der regionalen Wirtschaft. In einer ländlich strukturierten Gegend wie dem Hunsrück ist der damit verbundene Erhalt von Arbeitsplätzen von zentraler Bedeutung, um qualifizierten Fachkräften ebenso wie jungen Familien eine erstrebenswerte Perspektive zu eröffnen. Die Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls fördert den sozialen Zusammenhalt über Generationengrenzen. Miteinander statt nebeneinander zu leben, ist daher ein zentrales Anliegen in der 625 Einwohner zählenden Hunsrück-Gemeinde.
Deutlich wird dies durch Projekte wie das Mörs:DORF. Die Lern- und Begegnungsstätte, zu der auch eine Kita für den Nachwuchs ortsansässiger Familien gehört, deren Betreuungsangebot sogar kostenlos genutzt werden kann, grenzt an ein Neubaugebiet am Ortsrand. Auf elf großzügig bemessenen Grundstücken, von denen man eine atemberaubende Fernsicht über die umliegenden Felder genießt, ist reichlich Platz für neun neue Einfamilienhäuser und eine seniorengerechte Wohngemeinschaft.
„Wenn sich Senioren nicht aufs Altenteil geschoben fühlen sollen, brauchen sie Kontakt zur Jugend ebenso wie zu berufstätigen Mitbürgern. Umgekehrt können junge Menschen eine Menge von den Lebenserfahrungen älterer Leute lernen. Auch aus diesem Grund hat sich die Gemeinde für das generationenübergreifende Konzept Mörs:DORF mit multifunktionaler Bebauung entschieden. Hinzu kommt, dass die Region reich an natürlichen Ressourcen ist. Nachhaltige Wald- und Holzwirtschaft haben im Hunsrück eine lange Tradition, was erfolgreiches Wirtschaften im Einklang mit der Natur in Gegenwart und Zukunft ermöglicht.“, führt Zimmermeister Mathias Liesch aus, der im Hunsrück aufgewachsen ist.
Für das sozial-ökologisch vorbildliche Quartier Mörs:DORF strebt die Gemeinde die Erteilung eines DGNB-Nachhaltigkeitszertifikats an. Konsequenterweise ist für neue Wohnhäuser, die – angrenzend an die multifunktionale Lern- und Begegnungsstätte – ebenfalls auf Gemeindegrund errichtet werden, Holz als primäres Baumaterial vorgeschrieben, jeweils gepaart mit besonders energiesparender Haustechnik (https://moersdorf-hunsrueck.de).
Gut für erfolgreiche Geschäfte
Geschäftsführer Mathias Liesch hat eine durchaus realistische Vision: Er will aus LIFE Holzbau ein völlig energieautarkes Unternehmen machen, das klimaneutral Null- oder gar Plus-Energie-Holzhäuser baut. Mit der Expertise des DHV insbesondere in technischen Fragen (https://d-h-v.de) und dem betriebswirtschaftlichen Know-how des Netzwerks 81fünf (https://www.81fuenf.de) sollte ihm dies in nicht allzu ferner Zukunft auch gelingen.
Drei Verbände, ein gemeinsames Ziel: Bauen mit Holz fördern
Mit zusammen über 300 Mitgliedsbetrieben bilden der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV, Ostfildern; https://d-h-v.de), die Vereinigung ZimmerMeisterHaus (ZMH, Schwäbisch Hall; https://www.zmh.com) und das Netzwerk 81fünf high-tech & holzbau AG (Lüneburg; https://www.81fuenf.de) eine leistungsstarke Gemeinschaft, die übereinstimmende Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gebündelt artikuliert. Größte Organisation in diesem Verbund ist der DHV, der als zentrales Sprachrohr fungiert. Zu den Mitgliedsunternehmen der drei holzwirtschaftlichen Verbände, die das Bauen in Deutschland nachhaltig mitgestalten, zählen Holzfertigbaubetriebe, Architektur- und Planungsbüros sowie Zulieferfirmen aller baubeteiligten Gewerke. Darüber hinaus gehören Sägewerke, Baumaschinenhersteller sowie Dienstleister aus bauaffinen Branchen wie zum Beispiel Gebäude-Energieberater, Statiker, Softwareentwickler, Vermessungs-ingenieure und Medienvertreter dem holzwirtschaftlichen Interessenverbund an. Das gemeinsame Ziel heißt Holzbau komplett: von der Beratung über die Planung und Vorfertigung bis zur bezugsbereiten Ausführung von Wohnhäusern, Büro-, Gewerbe- und Zweckbauten in allen erdenklichen Formen und Größen.