Der Klimawandel ist menschengemacht, soviel steht fest. Zunehmende Starkregenereignisse mit verheerenden Auswirkungen auf die betroffenen Kommunen und Regionen, ausgedehnte Trocken- und Hitzeperioden sowie viele andere Wetterphänomene mehr führen uns nicht erst seit gestern vor Augen, was uns bevorsteht, wenn wir nicht endlich entschlossen gegensteuern. Die Frage ist, was wir tun können, was jeder Einzelne tun muss, damit es uns hier auf der Erde nicht schneller als gedacht zu heiß wird – im wahren Sinn des Wortes.
Auf dem richtigen Weg
Der 1. Deutsche KlimaSchutzTag ist als bundesweiter Aktionstag konzipiert. Die Veranstaltung findet unter aktiver Beteiligung von rund 300 Mitgliedsfirmen der Holzbau-Verbände DHV, 81fünf und ZimmerMeisterHaus am Sonntag, den 19. September 2021, auf dem Werksgelände der mitwirkenden Holzbauunternehmen statt.
Den Startschuss gaben am 28. Juli – symbolträchtig in einer in zeitsparender Holzmodulbauweise neu errichteten dreigeschossigen Kindertagesstätte in Berlin – DHV-Präsident Erwin Taglieber, der zugleich Präsident des Deutschen HolzWirtschaftsRates ist, Parl. Staatssekretär Uwe Feiler vom Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) als Schirmherr des KlimaSchutzTags sowie Holzbau-Architekt und Hochschul-Dozent Prof. Kay Künzel, der sich mit dem Themenkomplex Klimaschutz & Klimawandel, Ökologie und nachhaltiges Bauen sowohl wissenschaftlich als auch als Baupraktiker befasst. Das Vorab-Pressegespräch wurde von DHV-Pressereferent Peter Mackowiack moderiert.
Was dürfen Menschen?
„An der gesamten Biomasse auf der Erde hat das Lebewesen Mensch einen Anteil von nur 0,7 Prozent. Dieser geringe Prozentsatz ist jedoch verantwortlich für klimatische Veränderungen, deren Intensität, Häufigkeit und Ausmaß der Planet bisher nicht kannte. Wenn das nicht unkontrolliert so weitergehen soll, ist es jetzt an uns, unser Verhalten zu ändern, um die schon heute sichtbaren dramatischen Folgen für die Zukunft abzuwenden oder zumindest abzumildern.“, betonte Holzbau-Architekt und Hochschul-Dozent Prof. Kay Künzel aus Wachtberg/NRW beim DHV-Pressegespräch in Berlin. Kay Künzel setzt sich aus Überzeugung für die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien ein. Bei seinem Vortrag plädierte er unter anderem für eine intensive Schulung angehender Bauingenieure, Architekten und Bauhandwerker im Umgang mit natürlichen Ressourcen und ökologischen Baumaterialien. Er sieht großen Nachholbedarf auf allen Ebenen des Baugeschehens, was die Kenntnisse über Naturbaustoffe und die Fertigkeiten zur Verarbeitung betrifft.
Zum Umdenken animieren
„Im Bewusstsein vieler Menschen herrscht noch immer die Vorstellung vor, dass beim Hausbau der Betonmischer rotiert und unzählige fleißige Hände Stein auf Stein schichten. Vorfertigung, Elementierung, modulares Bauen und die Vielfalt, Eigenschaften und Vorzüge natürlicher Baumaterialien wie Holz, Holzfaserdämmstoffe, Zellulose etc. gilt es daher stärker als bisher bekanntzumachen. In meinem Architekturbüro in Wachtberg achte ich darauf, dass meine Mitarbeiter auch an den ökologischen Fußabdruck denken, den unsere Bauwerke hinterlassen.“, so Prof. Künzel (www.raum-fuer-architektur.de).
Dass das Bauen mit Holz künftig Vorrang haben muss vor mineralischen und polymeren Werkstoffen, steht für DHV-Präsident Erwin Taglieber und DHV-Vizepräsident Ulf Cordes fest. Beide sind Holzbauunternehmer und wissen um die Stärken des Bauens mit Holz. Ganz in diesem Sinne erwarten beide von der Politik spürbare Unterstützung und Förderung des Holzbaus, wozu neben einem klaren Bekenntnis zum Naturmaterial auch gesetzgeberische Maßnahmen zählen. Der Deutsche HolzWirtschaftsRat (DHWR; www.dhwr.de) hat hierzu einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, der Staatssekretär Uwe Feiler von Tobias Lamer, Referent für Politik und Kommunikation beim Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH; www.holzindustrie.de), in Berlin übergeben wurde.
Forderungen an die Politik
„Es muss sichergestellt werden, dass in Deutschland Forstwirtschaft weiterhin möglich ist“, betonte DHV- und DHWR-Präsident Taglieber. Der Wald, so der gelernte Zimmermeister weiter, ist nicht nur privates Naherholungsgebiet, sondern ebenso ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der Arbeitsplätze schafft und Existenzen sichert. Die Politik muss zwischen beiden Funktionen einen gerechten Interessenausgleich schaffen. Taglieber stützte seine Forderung durch konkrete Zahlen: „Ein Drittel der Fläche Deutschlands ist bewaldet. In unseren Forsten wächst Holz im Überfluss nach. Von 120 Mio. Kubikmetern, die jedes Jahr hinzukommen, werden nur rund 70 Mio. Kubikmeter zu Bauzwecken, für die Möbelherstellung und Ähnliches geerntet. Was bleibt, ist ein immenser Überschuss, der sich von Jahr zu Jahr vergrößert. Unsere Holzvorräte genügen also, um das Land auf dem Weg zum Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden, mit Siebenmeilenstiefeln voranzubringen. Dazu müssen Politiker in Bund und Ländern das Bauen mit Holz in allen Gebäudeklassen nach Kräften unterstützen – am besten so, wie es in Baden-Württemberg üblich ist.“, unterstrich Taglieber.
Klares Bekenntnis zum Bauen mit Holz
Weiterhin betonte der DHV-Präsident die Notwendigkeit, dass für Exporte von wertvollem Bauholz klare Regeln gelten und Regulationsmechanismen geschaffen werden müssen, die eruptive Preissprünge auf dem Inlandsmarkt sicher verhindern. „Es geht einfach nicht an, dass Handwerksbetriebe oder Hausbauunternehmen, die volle Auftragsbücher haben, Kunden verlieren oder sogar Insolvenz anmelden müssen, weil das benötigte Baumaterial – Holz – zuhause nirgends mehr in bedarfsgerechter Qualität erhältlich ist, weil Investoren in Übersee mehr bezahlen, um ihren Bedarf zu decken.“, sagte Taglieber.
Klimabilanz für alle Baustoffe
Mit Holz zu bauen, war schon immer eine regionale Angelegenheit, die sich traditionell durch kurze Transportwege zwischen Wald und Bauplatz auszeichnet. Auch das gilt es in die Betrachtungen der Baumaterialien einzubeziehen. Erwin Taglieber regte daher an, die Erstellung einer Klimabilanz für alle Baustoffe verpflichtend einzuführen. Dadurch würde auch die graue Energie fassbar, die für Herstellung, Transport und Weiterverarbeitung benötigt wird. Die damit verbundenen CO2-Emissionen wären ebenfalls auszuweisen. „Nur bei ganzheitlicher Betrachtung gewinnen wir ein authentisches Bild, was uns dieser oder jener Baustoff wirklich kostet.“, führte Taglieber aus. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass Holz im Wald ohne Zufuhr von Fremdenergie nachwächst, schon als Baumsetzling der Atmosphäre klimaschädliches Kohlendioxid entzieht und dauerhaft bindet.
Holz – Werkstoff für Klimaschützer
„Dank seiner CO2-Speicherfähigkeit ist Holz viel zu wichtig für den Klimaschutz, um es im Kamin als Brennholz zu verfeuern, die Wohnung mit Holzprodukten zu heizen oder das Naturmaterial gar in Kraftwerken zu verstromen.“, brach der Parlamentarische Staatssekretär Uwe Feiler eine Lanze für den Werkstoff Holz. „Bei thermischer Verwertung wird die gleiche Menge CO2, die im Holz gebunden ist, in toto wieder freigesetzt. Von daher wäre es kontraproduktiv und liefe den Klimaschutzzielen der Regierung zuwider, Holz zu verstromen.“, hob der Staatssekretär des BMEL hervor und kündigte entsprechende Initiativen seines Ministeriums an, um dieser Fehlentwicklung abzuhelfen.
„Man muss sich einfach nur vor Augen führen, dass mehr als ein Drittel aller Schadstoffemissionen in Deutschland nach wie vor aus dem Bausektor herrühren. Wenn ich mir überlege, dass die Herstellung von Beton oder das Brennen von Klinker- und Ziegelsteinen Unmengen von Energie verschlingt und Kohlendioxid in exponentiellem Ausmaß freisetzt, im Gegensatz dazu aber die Verwendung jedes Kubikmeters Holz am Bau eine ganze Tonne des Klimakillers Kohlendioxid bindet, ist doch sonnenklar, dass Klimaschutz nur funktionieren kann, wenn wir die Holzbauquote über alle Gebäudearten hinweg so schnell wie möglich steigern. Wenn den Menschen diese Zusammenhänge klar werden und sie danach handeln, kann der Holzbau sein Klimaschutzpotenzial zum Wohle aller voll entfalten. Deshalb unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den KlimaSchutzTag und begrüßt ausdrücklich die Initiative des Deutschen Holzfertigbau-Verbandes, Wege aus der Klimakrise zu weisen und das Wissen unter Mitwirkung der Holzbauunternehmen in die Breite zu tragen. „Sie rennen bei uns nicht nur offene Türen ein, sondern offene Scheunentore!“, erklärte Parl. Staatssekretär Uwe Feiler zum Abschluss des Pressegesprächs auch im Namen von Bundesministerin Julia Klöckner.
Leistungsstarke Interessengemeinschaft: DHV, ZMH und 81fünf
Mit zusammen rund 300 Mitgliedsfirmen bilden der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV, Ostfildern; www.d-h-v.de), die Vereinigung ZimmerMeisterHaus (ZMH, Schwäbisch Hall; www.zmh.com) und das Unternehmer-Netzwerk 81fünf high-tech & holzbau AG (Lüneburg; www.81fuenf.de) eine leistungsstarke Gemeinschaft, die übereinstimmende Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gebündelt artikuliert. Größte Organisation in diesem Verbund ist der DHV, der als zentrales Sprachrohr fungiert. Zu den Mitgliedsunternehmen der drei holzwirtschaftlichen Verbände, die das Bauen in Deutschland nachhaltig mitgestalten, zählen Holzfertigbaubetriebe, Architektur- und Planungsbüros sowie Zulieferfirmen aller baubeteiligten Gewerke. Das gemeinsame Ziel heißt Holzbau komplett: von der Beratung über die Planung und Vorfertigung bis zur bezugsbereiten Ausführung von Wohnhäusern, Büro-, Gewerbe- und Zweckbauten in allen erdenklichen Formen und Größen.
Weitere wissenswerte Fakten über das Bauen mit Holz gibt es hier:
Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV), Hellmuth-Hirth-Str. 7, 73760 Ostfildern, info@d-h-v.de, www.d-h-v.de