„Wie haben die humanitäre Pflicht, Menschen in Not zu helfen, so gut es geht. Es liegt dabei in unserem eigenen gesamtgesellschaftlichen Interesse, wenn wir Flüchtlingen, die in der Hoffnung auf ein Leben ohne Repressalien zu uns kommen, einen Neuanfang in unserer Mitte ermöglichen. Das gilt unabhängig davon, wie viele Menschen aus fernen Ländern schon den Weg zu uns gefunden haben und noch finden werden“, betonte DHV-Präsident Erwin Taglieber in Oettingen/Bayern.
Bevor der Winter kommt
DHV-Vorstandsmitglied Ulf Cordes appelliert an die zuständigen Stellen des Bundes, der Länder und Kommunen, die Leistungsfähigkeit, Flexibilität und Schnelligkeit der mittelständischen Holzbaubetriebe gezielt zu nutzen, um über genügend winterfeste Quartiere noch vor dem ersten Frost zu verfügen: „Gut gedämmte Flüchtlingsunterkünfte lassen sich in überzeugender Qualität zum wirtschaftlichen Preis in Holztafelbauart errichten und mit einem Dachtragwerk aus maßgenau vorgefertigten Nagelplattenbindern versehen. Erweiterbarkeit durch Anbauten und Dachaufstockungen sollte in jedem Fall gegeben sein“, betont der erfahrene Holzbauunternehmer.
An die Nachnutzung denken
„Aufgrund unserer langjährigen Erfahrungen und der vielfältigen Konstruktionsweisen vor allem im Wohnbau können Flüchtlingsunterkünfte aus Holz bei veränderter Bedarfslage umgenutzt werden und beispielsweise dem sozialen Wohnungsbau dienen. Gerade bei Gebäuden aus Holz macht bestens ausgeprägte modulare Bauweise bei den Aufbauten (Wand, Decke, Dach) eine rasche und kostengünstige Änderung möglich“, unterstreicht DHV-Präsident Erwin Taglieber. Mehr noch: Wenn gewünscht, kann die jeweilige Holzrahmenkonstruktion statisch so bemessen, geplant und ausgeführt werden, dass die Wohneinheit auch nach ihrer Errichtung transportabel bleibt. Dadurch steht sie später auch an anderen Einsatzorten nutzenstiftend zur Verfügung.
Mobiles Wohnen
Die Idee des mobilen Wohnens steht für eine Architektur zwischen standortgebundener Immobilie und motorisiertem Wohnmobil. Die allgemeinen Anforderungen, die beim Deutschen Holzwirtschaftsrat (DHWR) für Flüchtlingsunterkünfte in Holzbauweise ausgearbeitet werden, sollten diese planerische Möglichkeit berücksichtigen, empfiehlt der DHV. Dann können Bund, Länder und Kommunen flexibel auf veränderte Bedarfslagen reagieren und zugleich nachhaltig und energieeffizient für Flüchtlinge bauen.
Geschätzter Bedarf: fast eine halbe Million Wohneinheiten
DHV-Geschäftsführer Thomas Schäfer geht davon aus, dass zur vorübergehenden und dauerhaften Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern allein in Deutschland bis zu 400.000 Wohnungen mit einer Nettowohnfläche von annähernd 30 Mio. Quadratmetern neu gebaut werden müssen. Als größter Verband der deutschen Holzfertigbaubranche rät der DHV seinen über 160 Mitgliedsunternehmen, ihre Produktionskapazitäten auf den akuten Bedarf an Flüchtlingsunterkünften auszurichten.
Vollauslastung der Betriebe
Die Betriebe der Holzfertigbaubranche dürften auf nicht absehbare Zeit damit befasst sein, Kommunen mit den dringend benötigten Flüchtlingsquartieren zu versorgen. Hinzu kommt die Weiterführung vorhandener und bereits begonnener Bau-Aufträge, die unbedingt auch weiterhin mit der gewohnten Sorgfalt zu erfolgen hat. „Wir können gar nicht anders, als alle Ärmel hochzukrempeln, die Maschinen am Laufen zu halten und zu helfen, wo es geht“, ruft DHV-Präsident Erwin Taglieber alle Holzbaubetriebe zur tatkräftigen Mitwirkung auf.
Deutschland wächst über sich hinaus
Ein Dach über dem Kopf zu haben, ist für die Flüchtlinge allerdings nur die halbe Miete. Auch Infrastruktureinrichtungen wie Kindertagesstätten, Kindergärten, Schulen, Begegnungsstätten, Sporthallen, Freizeiteinrichtungen etc. gilt es neu zu errichten. Dabei lassen sich die genuinen Vorzüge des Werkstoffs Holz trefflich nutzen: die Natürlichkeit und positive Ausstrahlung des heimeligen Materials, seine Fähigkeit, der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen und dauerhaft zu binden, die Verfügbarkeit von Holz im Überfluss in deutschen Wäldern, seine hervorragend wärmedämmenden und schallschluckenden Eigenschaften, die flexible Bearbeitbarkeit sowohl von Hand als auch mit Maschinen, die Möglichkeit zur seriellen Vorfertigung standardisierter Elemente sowie unterm Strich der wirtschaftliche Preis, zu dem sich Flüchtlingsunterkünfte, die vorwiegend aus Holz bestehen, herstellen lassen.
Integration per Standortwahl
Die Erfahrung lehrt, dass provisorische Unterkünfte in zentrumsfernen Gewerbegebieten den Bewohnern kaum Chancen auf Entfaltung ihrer Fähigkeiten bieten. Der DHV gibt deshalb zu bedenken, dass Quartiere für Flüchtlinge besser in vorhandenen Misch- oder Wohngebieten errichtet werden sollen. „Integration kann nur gelingen, wenn man sie auch praktiziert. Das fängt mit der Wahl eines förderlichen Standorts an. Soziale Durchmischung mit Augenmaß gehört dazu, wenn wir Ausgrenzung und Gettobildung vermeiden wollen. Unsere Pflicht zu helfen, umfasst insofern mehr als nur ein Dach über dem Kopf anzubieten. Nach erfolgter Unterbringung wartet mit der Eingliederung in unser Gemeinwesen eine mindestens ebenso große Aufgabe auf uns“, appelliert DHV-Präsident Erwin Taglieber an die Kommunen, die Standorte für Flüchtlingsunterkünfte mit Bedacht zu wählen und die aus ihren Heimatländern Vertriebenen mit Weitblick in das deutsche Sozialgefüge zu integrieren.
Über den DHV
Mit mehr als 160 Mitgliedern ist der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV) die größte Organisation für den handwerklichen Holzfertigbau. Er vereint Architekten und erfahrene Tragwerksplaner ebenso wie Hersteller von vorgefertigten Holzbau-Elementen für Gebäude aller Art sowie Ingenieurholzbau-Unternehmen; darüber hinaus gehören ihm auch Partner aus der Zulieferindustrie an. Das gemeinsame Ziel aller Mitgliedsfirmen heißt Holzbau komplett: von der Beratung über die Planung und Vorfertigung bis zur schlüsselfertigen Ausführung. Die Adresse: DHV, Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V., c/o FORUM HOLZBAU, Hellmuth-Hirth-Str. 7, 73760 Ostfildern, info@d-h-v.de , http://www.d-h-v.de