Ein Veranstaltungsbericht von Achim Dathe, Baufachjournalist abp, Stuttgart
Die Mitgliederversammlung beschloss zudem die Erweiterung des Vorstands, eine neue Arbeitskreise-Struktur und die Aufstockung des Verbandsetats. Der DHV begegnet der seit geraumer Zeit verhaltenen bis rückläufigen Baukonjunktur mit einer Vielzahl holzbauförderlicher Aktivitäten. Erfreulich ist, dass etliche DHV-Mitglieder entgegen der bundesweit rezessiven Konjunkturentwicklung mehr Neubau- und Sanierungsaufträge als im Jahr zuvor erhielten. Umsatz und Gewinn der DHV-Mitglieder stiegen demzufolge, was auch auf konsequente Verbandsarbeit (Hauptstadtbüro im Haus des Holzes in Berlin mit Ahmed Al Samarraie an der Spitze, Pressearbeit in Fachmedien, engagierte Öffentlichkeitsarbeit wie beim DHV-Klimaschutztag, technischer Support durch die Verbandsgeschäftsstelle etc.) zurückzuführen ist.
„Entgegen der stark unter Druck geratenen Baukonjunktur haben viele DHV-Mitgliedsunternehmen insbesondere im mehrgeschossigen Holzbau sowie im Holz-Modulbau und Gewerbebau an Marktanteilen hinzugewinnen können.“, bilanzierte Hauptgeschäftsführer Konstantin zu Dohna, als er der Mitgliederversammlung über das vergangene Haushaltsjahr Rechenschaft ablegte. Ohne Einwände, Enthaltungen oder Gegenstimmen folgten die Entlastung der gesamten Vorstandschaft und der Geschäftsführung sowie die Genehmigung des aufgestockten 2025er Verbandsetats.
Klimaschützende Wirkung betonen
„Es ist an uns, die Vorteile der Holzbauweise unermüdlich in die Waagschale zu werfen und mit Nachdruck vor allem auch die klimaschützenden Effekte des Bauens mit Holz zu betonen“, unterstrich Präsident Erwin Taglieber im Anschluss an seine Wiederwahl. Besonders lobte er die konzertierte verbändeübergreifende Aktion „Holz rettet Klima“ (im Internet: https://www.holz-rettet-klima.de), die von der gesamten deutschen Holzwirtschaft getragen wird – ein absolutes Novum in der Verbändegeschichte! Taglieber, der auch als Präsident des Deutschen HolzWirtschaftsRates (DHWR) zur Wiederwahl antritt, hat das höchste Amt im DHV seit 12 Jahren inne.
Ziel: 50 Prozent Marktanteil bis 2050
Im Gespräch mit unserer Redaktion äußerte sich Erwin Taglieber optimistisch, dass der Holzbau kontinuierlich Marktanteile hinzugewinnt – und zwar insbesondere im mehrgeschossigen Wohnbau, im Holzmodulbau sowie im gewerblichen Objektbau: „Bis 2050 wollen wir in Deutschland über alle Gebäudeklassen hinweg eine Holzbauquote von 50 Prozent oder mehr erreichen. Ich halte dieses ambitionierte Ziel durchaus für realistisch.“ Seine optimistische Sicht, was die Zukunft des Holzbaus in Deutschland betrifft, begründete er schlüssig: „Die Zeitumstände machen es erforderlich, dass wir alle konsequent und umfassend klimaschützend handeln. Vor allem die Bauwirtschaft ist jetzt gefordert. Der Holzbau kann – mehr als jede andere Bauweise – einen signifikanten Beitrag zur Minderung des CO2-Gehalts der Atmosphäre leisten. Uns allen ist bewusst, dass die Erderwärmung nicht an Landesgrenzen haltmacht, sondern weltweit besorgniserregende Veränderungen mit sich bringt, die das globale Ökosystem betreffen. Gerade deshalb müssen wir Holzbauer jetzt zeigen, wie man durch konsequentes Bauen mit Holz den Klimaschutz grenzüberschreitend wirksam unterstützt. Vor diesem Hintergrund ist ein stetiger Zugewinn an Marktanteilen für den Holzbau perspektivisch zu erwarten.“, erläuterte DHV-Präsident Taglieber.
Terhalle Holzbau – eine einzige Erfolgsgeschichte
Diese Sicht der Dinge teilt die Geschäftsleitung des DHV-Mitgliedsunternehmens Terhalle auf ganzer Linie. Die stets experimentier- und innovationsfreudige Handwerksfirma, die Schreinermeister Josef Terhalle 1986 auf dem elterlichen Hof in Ahaus-Ottenstein gründete, hat sich von einer kleinen Münsterländer Zimmerei zu einem Key-Player des deutschen Holzbaus entwickelt. Der Vertriebsfokus der Terhalle Holding, zu der die Sparten Holzbau, Schlüsselfertigbau, Innenausbau und Fensterbau gehören, liegt klar auf Nord- und Westdeutschland. Rund 650 Mitarbeitende beschäftigt der leistungsstarke Holzbau-Allrounder heute, dessen Betriebsgelände sich auf stattliche 110.000 Quadratmeter erstreckt. Qualitätsarbeit bis ins Detail ist oberste Maxime: „Solange BESSER möglich ist, ist GUT für uns nicht gut genug!“, formuliert Senior-Chef und Firmengründer Josef Terhalle das Credo seines Unternehmens.
Selbst die geschlechterparitätische Zusammensetzung der Belegschaft ist vorbildlich: „Die Frauenquote liegt über die gesamte Terhalle Holding hinweg bei rund 50 Prozent, obwohl der Holzbau traditionell eher eine männerdominierte Branche ist.“, berichtete Ludger Wittland, Geschäftsführer bei Terhalle Holzbau. Er hat die DHV-Herbsttagung unternehmensseits organisiert und führte souverän durch das facettenreiche Veranstaltungsprogramm.
Generationenhof in Holz-Hybridbauweise
Zu den Highlights, die auf die Tagungsgäste warteten, gehörte gleich zu Beginn eine ausgiebige Baustellenerkundung. Der Generationenhof „Zur Hasenkuhle“ in Ahaus war das Ziel - ein Gemeinschaftsprojekt der Firmen holzius (https://www.holzius.com/de) und Terhalle, das als Musterbeispiel für nachhaltiges hybrides Bauen mit Holz und Beton betrachtet werden kann. Echte Wohlfühlatmosphäre in den bis unter die Decke holzvertäfelten Räumen war bei der Begehung spürbar.
Blick über den Tellerrand
Dass im Holzbau in der Regel auch Bauteile aus Metall zum Einsatz kommen, ist kein Geheimnis; wie und mit welchen Maschinen sie hochpräzise gefertigt werden, schon. Umso interessierter nutzten die Tagungsteilnehmer/-innen die Gelegenheit, ein Auge auf die Produktionsanlagen der MWM Metalltechnik Westmünsterland (https://mwm-metalltechnik.de) zu werfen. Das Unternehmen gehört zur Terhalle Gruppe und liefert, was auf Baustellen an Blechen, Stützen, metallischen Verkleidungen, Verbindungsmitteln etc. benötigt wird.
Türen vom Feinsten
Als nächster Stopp stand das Herholz Türenwerk (https://www.herholz.de) in Ahaus-Wessum auf dem Exkursionsprogramm. Der 1965 gegründete Mittelstandsbetrieb beschäftigt gegenwärtig rund 300 Mitarbeiter/-innen. Herholz versteht sich als qualitätsorientierter Vollsortimenter, der von weißen Standard-Zimmertüren bis hin zu aufwendigsten Sonderanfertigungen in kundenindividuellem Design so ziemlich alles herstellen und liefern kann, was an raumabschließenden Elementen vorstellbar ist. „Auf 17 hochgradig automatisierten Produktionsstraßen fertigen wir die gesamte Palette an Holzinnentüren und beliefern damit sowohl den deutschen und österreichischen Markt als auch die Schweiz.“, erklärte Prokurist Robert Brügelmann, der bei Herholz den Vertrieb an den Fachhandel leitet. Die Tageskapazität liegt bei rund 10.000 Elementen. Insgesamt werden in Deutschland jedes Jahr gut sieben Millionen Zimmertüren hergestellt, der Marktanteil von Herholz beträgt geschätzt 12 bis 14 Prozent.
Mission Holz 2030
Weitere Informationen über die Herbsttagung des DHV, die verbändeübergreifende Initiative „Holz rettet Klima“ sowie zukunftsträchtige Neuheiten für zeitgemäßes Bauen mit Holz finden sich im Web auf https://d-h-v.de
Drei Verbände, eine Mission: Bauen mit Holz spürbar stärken
Mit zusammen über 400 Mitgliedsbetrieben bilden der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV, Ostfildern; https://d-h-v.de), die Vereinigung ZimmerMeisterHaus (ZMH, Schwäbisch Hall; https://www.zmh.com) und das Netzwerk 81fünf high-tech & holzbau AG (Lüneburg; https://www.81fuenf.de) eine leistungsstarke Gemeinschaft, die übereinstimmende Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gebündelt artikuliert. Größte Organisation in diesem Verbund ist der DHV, der als zentrales Sprachrohr fungiert. Zu den Mitgliedsunternehmen der drei holzwirtschaftlichen Verbände, die das Bauen in Deutschland nachhaltig mitgestalten, zählen Holzfertigbaubetriebe, Architektur- und Planungsbüros sowie Zulieferfirmen aller baubeteiligten Gewerke. Darüber hinaus gehören Sägewerke, Baumaschinenhersteller sowie Dienstleister aus bauaffinen Branchen wie zum Beispiel Gebäude-Energieberater, Statiker, Softwareentwickler, Vermessungs-ingenieure und Medienvertreter dem holzwirtschaftlichen Interessenverbund an. Das gemeinsame Ziel heißt Holzbau komplett: von der Beratung über die Planung und Vorfertigung bis zur bezugsbereiten Ausführung von Wohnhäusern, Büro-, Gewerbe- und Zweckbauten in allen erdenklichen Formen und Größen.