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DHV: Neue Richtwerte für Innenraumluft gelten

Bauen mit Holz erfordert Qualitätsbewusstsein

(PresseBox) (Ostfildern/Ebersburg-Weyhers, )
Auf neue behördliche Richtwerte für Innenraumluftqualität wies der Bausachverständige Karl-Heinz Weinisch aus Weikersheim im Rahmen eines Vortrags hin, den er Anfang November anlässlich des 4. Architekten-Forums beim DHV-Mitgliedsunternehmen Baumgarten in Ebersburg vor rund 130 Archirtken hielt. Der Geschäftsführer des Instituts für Qualitätsmanagement und Umfeldhygiene (IQUH, Weikersheim; www.iquh.de) erläuterte dabei den aktuellen Stand der Gesetzgebung und sprach im Hinblick auf das deutlich verschärfte Verbraucherrecht konkrete Empfehlungen für die Planung von Gebäuden aus Holz aus.

„Holz emittiert immer Gerüche, die allerdings mit der Zeit an Intensität verlieren. Alle am Holzbau Beteiligten müssen sich daher vermehrt über ihre Baustoffe informieren, sie sollten noch behutsamer bauen und möglichst nur emissionsreduzierte Baustoffe verwenden.“ Dies dient dem Zweck, alle 44 für die Innenraumluft geltenden Richtwerte in der Praxis einzuhalten.

Hintergrund: Die Menschen in Mitteleuropa halten sich heute durchschnittlich 90 Prozent der Zeit in Innenräumen auf. Pro Tag atmet der Mensch 10 bis 20 Kubikmeter Luft ein, je nach Alter und je nach dem, wie aktiv er ist. Dies entspricht einer Masse von 12 bis 24 kg Luft – weitaus mehr als die Masse an Lebensmitteln und Trinkwasser, die eine Person täglich zu sich nimmt. Häuser aus Holz wohngesund zu planen, setzt daher die Berücksichtigung aller geltenden Richtwerte schon in der Planung und bei der Materialauswahl voraus. „Auf die behördlich formulierten oder vertraglich festgelegten Emissionszielwerte sollte schon bei der Planung und Kosteneinschätzung geachtet werden. Alle am Bau Beteiligten können mit einer gezielten Materialauswahl, emissionsvermeidenden Konstruktionsaufbauten und vorschriftsmäßiger Verarbeitung, aber auch mit wirkungsvollen Baustellen-Endreinigungen viel zur Einhaltung der Richt- und Zielwerte beitragen“, führte der Sachverständige aus, für dessen Institut IQUH vier Partnerbetriebe in den Planungsbereichen Mess- und Umwelttechnik, Holztechnik, Bauplanung sowie Bau- und Messplanung/Bauleitung tätig sind.

Holzbau macht schon lange BIM

DHV-Vorstandsmitglied Gerd Prause, Zimmermeister und Geschäftsführer des auf 25 Mitarbeiter angewachsenen Büros für Holzbauplanung Prause mit Sitz in Lindlar/Nordrhein-Westfalen (www.holzbauplanung.de), widmete sich beim 4. Architekten-Forum in Ebersburg der wachsenden Bedeutung der Planungsmethode Building Information Modeling (BIM). Prause, der BIM als datenbasiertes Interaktionskonzept ansieht und lieber von Building Information Management spricht, wies auf die beträchtlichen Unterschiede hin, die den modernen, durch planerisches Vorausdenken und rationelle Vorfertigung geprägten Holzbau von konventionellem Bauen unterscheidet: „Im Holzbau wird zuerst gedacht, gründlich geplant und dann gemacht. Auf klassischen Nassbaustellen hingegen findet die Planung einzelner Gewerke oft erst im Rohbau statt – sozusagen baubegleitend. Dementsprechend sieht dann das Ergebnis aus.“

In Anbetracht des rasch wachsenden Holzbauanteils in so gut wie allen Bundesländern riet der erfahrene Holzbauplaner Architekten, die mit BIM verbundenen Herausforderungen anzunehmen und ihre Rolle als steuernde Kraft des Baugeschehens wieder auszufüllen. „BIM braucht einen Koordinator, der die spezifischen Anforderungen aller Gewerke kennt und kooperativ in Einklang bringt. Diese Aufgabe kommt dem Architekten zu, der sie zumindest im Holzbau bei vielen Bauvorhaben an den Zimmermeister abgetreten hat. Auch wenn nur wenige Zimmerleute zugleich studierte Architekten sind, kann der Architekt vom Zimmermann als Praktiker doch eine Menge lernen. Es wird Zeit, dass wir über das Baugeschehen bzw. das, was auf dem Bau geschieht, miteinander reden und den Bau im Sinne des Auftraggebers oder Kunden vorausschauend gestalten“, plädierte Gerd Prause für eine neue Kommunikationskultur am Bau, wie sie BIM erfordert.

Brandschutzplanung inklusive

Grundsätzlich sollte die Brandschutzplanung ein selbstverständlicher Bestandteil jedes Entwurfs sein. Prof. Ulrich Grimminger, Geschäftsführer des baubegleitenden Beratungsdienstleisters konbau und Leiter der Fakultät für Holztechnik und Bau an der Hochschule Rosenheim, erläuterte die Grundzüge des europäischen Baurechts im Hinblick auf den Brandschutz. „Einerseits weckt das Thema Urängste, andererseits ist es ein wesentlicher Faktor dafür, dass das Bauen immer komplexer wird. In der Praxis muss der Brandschutz, wie viele andere Sicherheitsvorkehrungen auch, still und ohne Behinderungen für den Alltag wie selbstverständlich funktionieren“, lautete die Forderung Prof. Grimmingers.

„Wunder von Mannheim“ auch nach 50 Jahren statisch top

Wie essentiell der Brandschutz für öffentliche Gebäude ist, machte Prof. Grimminger u.a. anhand des Beispiels der 1975 in Mannheim errichteten Multihalle deutlich: Das mehrfach gekrümmte Gitter des als Stabholzkonstruktion ausgeführten Dachs besteht aus bis zu 35 Meter langen Holzleisten. Die Konstruktion überdacht eine Fläche von 7.400 Quadratmetern, wobei die höchste Höhe 20 Meter und die größte Spannweite 60 Meter beträgt. Der Nachweis der Tragfähigkeit sowie des Feuerwiderstands sind bei diesem 50 Jahre alten Sonderbau turnusmäßig zu führen. Während der Nachweis der statischen Belastbarkeit des über 50 Jahre alten Sonderbaus mit seinen rund 133.000 Knotenpunkten sowohl rechnerisch als auch experimentell vor Ort keinerlei Abweichungen von der Ursprungsplanung ergab, sah es beim Brandschutz anders aus: Um die spektakuläre Holzkonstruktion auf das brandschutztechnisch erforderliche Niveau F-30B zu bringen, wären Nachrüstungen in einer Größenordnung von etwa 10 Mio. EUR notwendig. Für den Erhalt der unter Denkmalschutz stehenden Multihalle und die dafür erforderlichen brandschutztechnischen Nachrüstungen hat die Stadt Mannheim in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Baden-Württemberg daher einen Fonds gegründet. Näheres findet sich auf http://mannheim-multihalle.de

Erst reden, danach planen und dann bauen

Holger Fröhlich, Initiator des Architekten-Forums im Hause Baumgarten, brachte die kommunikative Zielsetzung der Fortbildungsveranstaltung auf den Punkt: „Holzbau ist zu 70 Prozent Vorplanung und zu 30 Prozent Ausführung. Wir wollen Netzwerke knüpfen und Architekten für die Besonderheiten des Holzbaus sensibilisieren, damit wir ganz im Sinne des bei der TUM in München angesiedelten Forschungsprojekts Lean Wood früher in Planungsprozesse eingebunden werden.“ (az)

Leistungsstarke Interessengemeinschaft: DHV, ZMH und 81fünf

Mit zusammen über 300 Mitgliedsbetrieben bilden der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV, Ostfildern; www.d-h-v.de), die Vereinigung ZimmerMeisterHaus (ZMH, Schwäbisch Hall; www.zmh.com) und das Netzwerk 81fünf AG (Lüneburg; www.81fuenf.de) eine leistungsstarke Gemeinschaft, die übereinstimmende Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seit Dezember 2015 gebündelt artikuliert. Größte Organisation in diesem Verbund ist der DHV, der als zentrales Sprachrohr fungiert. Zu den Mitgliedsunternehmen der drei holzwirtschaftlichen Verbände, die das Bauen in Deutschland nachhaltig mitgestalten, zählen Holzfertigbaubetriebe, Architektur- und Planungsbüros sowie Zulieferfirmen aller baubeteiligten Gewerke. Darüber hinaus gehören Sägewerke, Baumaschinenhersteller sowie Dienstleister aus bauaffinen Branchen wie z. B. Gebäude-Energieberater, Statiker, Softwareentwickler, Vermessungsingenieure und Medienvertreter dem holzwirtschaftlichen Interessenverbund an. Das gemeinsame Ziel heißt Holzbau komplett: von der Beratung über die Planung und Vorfertigung bis zur bezugsbereiten Ausführung von Wohnhäusern, Büro-, Gewerbe- und Zweckbauten in allen erdenklichen Formen und Größen.

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Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV) im Internet

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