1975 als Einfamilienhaus errichtet, erfolgte 1990 ein Erweiterungsumbau zum zweigeschossigen Mehrparteienhaus mit insgesamt vier Mietwohnungen. Die Bauausführung war typisch norddeutsch: Ziegelmauerwerk mit Klinker-Vorsatzschale. Der energetische Standard entsprach jedoch schon bei Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung nicht mehr den Anforderungen der Zeit, denn die Gebäudehülle war vollkommen ungedämmt. Das sollte sich erst nach einem Eigentümerwechsel von Grund auf ändern.
Allein der Wandel ist beständig
Die neuen Besitzer, die Ingenieure Christoph Behnen und Thomas Staggenborg als Partner des Planungsbüros >Behnen ingenieure< (www.behnen-ingenieure.de), wollten expandieren und brauchten zusätzliche Räumlichkeiten. Deshalb bot es sich an, die dringend erforderliche energetische Sanierung des erworbenen Objekts mit einer Dachaufstockung zu verbinden.
„Die statische Belastbarkeit des alten Baukörpers war weitestgehend ausgereizt; für eine Aufstockung kamen somit nur Werkstoffe in Betracht mit deutlichen Gewichtsvorteilen gegenüber einer gemauerten Ausführung. Uns gefiel daher die Idee, die Wände im Staffelgeschoss gewichtsoptimiert in Holzrahmenbauart auszuführen und für das Dachtragwerk robuste Nagelplattenbinder zu verwenden“, berichtet Bauherr Dipl.-Ing. Thomas Staggenborg.
Das hinzugezogene Architekturbüro Knipper Kleine aus Sögel (www.knipper-kleine.de) betraute die Janssen Holzbau GmbH aus Werlte (www.holzbau-janssen.de) mit dem Holzbaugewerk. Ein wesentlicher Vorteil der Zusammenarbeit mit dem leistungsstarken Großbetrieb besteht für die Auftraggeber darin, dass Janssen sowohl fix und fertig gedämmte Holzrahmenwände als auch maßgenau vorgefertigte Binder für das Dachtragwerk aus einer Hand liefert. Dabei ist das durch und durch ökologisch ausgerichtete Unternehmen, das längst zu den bedeutendsten Holzbaubetrieben Norddeutschlands zählt, nicht auf eine bestimmte Ausführungsart fixiert: Holzbau Janssen liefert sowohl klassische Pfettendächer als auch Tragwerke aus Nagelplattenbindern aller Dimensionen – je nach dem, was für das anstehende Bauvorhaben gestalterisch und/oder preislich die beste Lösung ist.
Staffelgeschoss mit raffinierter Statik
„Um beim BV Behnen die energetische Qualität des Gebäudekörpers nachhaltig zu verbessern, haben wir die Wände des Staffelgeschosses in Holzrahmenbauart geplant. Darauf haben wir fassadenseitig sechs Zentimeter dicke Holzfaserdämmplatten verklammert, die sowohl vor sommerlicher Hitze, winterlicher Kälte als auch vor Schall hervorragend schützen und zudem als Putzträger fungieren. Das neue Dachtragwerk wurde von uns mit Scherenbindern so ausgeführt, dass sie auf die gesamte Holzkonstruktion im Staffelgeschoss aussteifend wirken. Die Lastabtragung aus Wind erfolgt über spezielle Horizontalverbände, die die Lasten in die Giebel- sowie Treppenhauswände ableiten. Die vorhandene bauliche Substanz wird auf diese Weise bestmöglich geschont“, erläutert Dipl.-Ing. Rolf Janssen, Geschäftsführer der Firma Janssen Holzbau aus Werlte.
Das Unternehmen ist Mitglied der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. (GIN, Ostfildern; www.nagelplatten.de) und führt das RAL-Gütezeichen 601 Nagelplattenbinder. In überdachten Hallen werden auf einer Fläche von 14.000 m² Holzbauelemente unterschiedlichster Art produziert, die vorwiegend für weiterverarbeitende Handwerksbetriebe bestimmt sind. Dementsprechend erfolgte die Montage der von Holzbau Janssen hergestellten Holzrahmenwände und Tragwerksglieder in Lorup durch die auf Altbausanierungen spezialisierte Zimmerei Plaggenborg GmbH, ebenfalls ansässig in Werlte.
Innovative TGA
Die Bauherren Thomas Staggenborg, Dipl.-Ing. für Elektrotechnik, und Christoph Behnen, Dipl.-Ing für Versorgungstechnik, befassten sich eingehend mit der Planung einer optimalen Heizungs- und Klimatisierungstechnik für ihren neuen Hauptsitz. Bemerkenswert: Gleich vier Sole-Wärmepumpen wurden installiert, um die Erdwärme aus einer Tiefe von 100 m an die Oberfläche zu holen und das Brauchwasser so umweltschonend wie möglich zu erwärmen. Die Gebäudebeheizung mittels hochmoderner Erdwärmepumpen hat im Haus Behnen die vormalige Gaszentralheizung abgelöst, die in den meisten Häusern Norddeutschlands nach wie vor anzutreffen ist.
Da das Verbrennen fossiler Energieträger keine Dauerlösung sein kann, gehört nach Überzeugung der Gründer und Betreiber des Ingenieurbüros Behnen intelligenten Energieversorgungskonzepten die Zukunft. Genau aus diesem Grund war es für sie naheliegend, in die energetische Sanierung der betagten Immobilie ihre Expertise als TGA-Planer so einzubringen, dass das Haus nicht nur optisch, sondern auch versorgungstechnisch echten Innovationsgeist erkennen lässt. Beispielsweise galt es bei der Planung des Dachtragwerks zu berücksichtigen, dass im Giebelraum Kühlungstechnik Platz finden musste, so dass die Büroräume bei Bedarf mit kühler Luft, die aus der Decke strömt, erfrischt werden können.
„Als Heizflächen für die Grundbeheizung/-kühlung dienen im Erdgeschoss und Dachgeschoss eine Fußbodenheizung und im Obergeschoss eine Betonkernaktivierung. Diese Flächenheizungen sind durch die niedrigen Betriebstemperaturen für eine Beheizung/Kühlung über eine Wärmepumpe besonders geeignet. Durch die hohe Speicherkapazität der beiden Systeme wird die Wärme/Kälte gleichmäßig an die Räume abgegeben. Weiterhin werden noch Nacherhitzer/-kühler der Lüftungsanlagen, Deckenheiz-/kühlbalken in den Chefbüros im Staffelgeschoss sowie Ventilatorkonvektoren in den Besprechungsräumen im Erd- und Obergeschoss an die Erdwärme angeschlossen“, erläutert Thomas Staggenborg.
Das komplexe Sanierungs-, Umbau- und Umnutzungsvorhaben konnte im Sommer 2016 erfolgreich abgeschlossen und das sanierte und aufgestockte Gebäude seiner neuen Bestimmung als Büro- und Gewerbeimmobilie übergeben werden. Vorbildlich, dass das ehemals völlig ungedämmte Haus heute über alle Ebenen hinweg dem anspruchsvollen Kfw-55-Standard entspricht.
Auf einen Blick
Die größte Herausforderung bestand in der Lösung des Problems, auf welchem Wege die Abtragung der statischen Lasten erfolgen sollte, die eine Aufstockung mit sich bringt. Am runden Tisch bei Janssen Holzbau in Werlte wurde die Idee entwickelt, die gewünschte Erweiterung um ein Stockwerk nach oben in Holzrahmenbauart vorzunehmen, da diese Ausführung erheblich leichter ist als vergleichbare gemauerte Wandaufbauten. Um auch beim Dachtragwerk die Auflast von vornherein so gering wie möglich zu halten und den komplexen gebäudetechnischen Installationswünschen der Bauherren zu entsprechen, wurde das Tragwerk mit Scherenbindern ausgeführt. Sie wurden so bemessen, dass sie auf die gesamte Holzkonstruktion ausstreifend wirken: Die Lastabtragung aus Wind erfolgt über spezielle Horizontalverbände, die die Lasten in die Giebel- sowie Treppenhauswände ableiten. (az)
Weitere Informationen sind bei der Geschäftsstelle des GIN erhältlich: Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und Interessenverband Nagelplatten e.V. c/o FORUM HOLZBAU, Hellmuth-Hirth-Str. 7, 73760 Ostfildern, Fon 07 11/2 39 96-67, Fax 07 11/2 39 96 66, Mail GIN@nagelplatten.de, Web. www.nagelplatten.de
Über den GIN
>Starke Verbindungen!< Nach dieser Maxime handeln die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und der Interessenverband Nagelplatten e.V. für derzeit 55 Hersteller und Verarbeiter von Nagelplatten und Nagelplattenprodukten: „Nagelplatten werden vor allem im Dach- und Wandbereich von Wohnhäusern, Supermärkten, Gewerbe-, Produktions- und Lagerhallen, landwirtschaftlichen Gebäuden, öffentlichen Einrichtungen wie Sporthallen sowie für Brückenschalungen etc. als extrem belastbare Verbindungsmittel eingesetzt“, erläutert GIN-Geschäftsführer Thomas Schäfer. Das „RAL-Gütezeichen Nagelplattenprodukte“ führen alle Betriebe, die auch Mitglied der Gütegemeinschaft sind. Es umfasst die Herstellung von Nagelplattenprodukten und kann sich darüber hinaus auch auf die Montage von Nagelplattenbinderkonstruktionen erstrecken. Das Gütezeichen Nagelplattenprodukte bürgt so für sichere, maßgenau hergestellte Verbindungen von Holzelementen mit einer Spannweite von bis zu 35 m sowie für die fachgerechte Montage gebäudespezifischer Tragsysteme von allerhöchster, dauerhafter Qualität.
Gemeinnützig und solidarisch unterstützt der GIN seine Mitgliedsfirmen in allen Fragen, die sich im Hinblick auf technisch vorbildliche und wirtschaftlich vorteilhafte Einsatzmöglichkeiten von Nagelplatten am Bau ergeben. Zugleich ist der Interessenverband Ansprechpartner und Auskunftsquelle für Architekten, Hausbauunternehmen, Bauämter, Zimmerei-, Dachdecker- sowie weitere Handwerksbetriebe, die Nagelplatten und Nagelplattenprodukte bei der Verwirklichung unterschiedlichster Bauvorhaben konstruktiv verwenden. 1982 gegründet, gehört der GIN der Verbändegemeinschaft FORUM HOLZBAU an, hat seinen Sitz in Ostfildern bei Stuttgart und wird von Jochen Meilinger (1. Vors.), Kay-Ebe Schnoor (2. Vors.) und Thomas Schäfer (Geschäftsführer) vertreten. Weitere wissenswerte Informationen über Nagelplatten und -produkte sowie über den GIN als Interessenverband finden sich im Internet auf http://www.nagelplatten.de
Adressenspiegel:
Bauherr und TGA-Planung:
Behnen ingenieure GmbH
Christoph Behnen
Dipl.-Ing. Versorgungstechnik
Thomas Staggenborg
Dipl.-Ing. Elektrotechnik
Tredde 7, 26901 Lorup
Tel.: 0 59 54/9 26 88-0
Fax: 0 59 54/9 26 88-50
Web: http://www.behnen-ingenieure.de
E-Mail: post@behnen-ingenieure.de
Architekturbüro
KNIPPER KLEINE ARCHITEKTEN
Dipl.-Ing. Claudia Kleine, Architektin
Dipl.-Ing. Stefan Knipper, Architekt
Knippers Kohlenhof 15
49751 Sögel
Tel.: 0 59 52/9 69 9 79-0
Fax: 0 59 52/9 69 9 79-9
Web: www.knipper-kleine.de
E-Mail: info@knipper-kleine.de
Holzrahmenbau und Dachtragwerk
Janssen Holzbau GmbH
Geschäftsleitung:
Dipl.-Ing. Rolf Janssen
Bahnhofstraße 93
49757 Werlte
Tel.: 0 59 51/95 66-0
Fax:.0 59 51/95 66-66
Web: http://www.holzbau-janssen.de
E-Mail: info@holzbau-janssen.de
Staffelgeschossmontage
Plaggenborg Zimmerer-GmbH
Geschäftsleitung:
Stefan Plaggenborg, Zimmermeister
Rastdorfer Str. 16
49757 Werlte
Tel.: 0 59 51/32 41
Fax: 0 59 51/43 17
Web: www.plaggenborg-zimmerei.de
E-Mail: plaggenborg-zimmerer@ewetel.net