„Auf die optimale Anwendbarkeit von Nagelplattenbindern nehmen vor allem die statische Bemessung, die Beschaffenheit des Holzes und der metallischen Verbindungsmittel, die maschinelle Vorfertigung in wettergeschützten Hallen, der sachgerechte Transport zur Baustelle, die Montagegüte des Gesamttragwerks sowie dessen Wartung während der Nutzung Einfluss. Wir betrachten daher heutige und absehbare Anforderungen an Dachtragwerke vor dem Hintergrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten, sich wandelnder baurechtlicher Rahmenbedingungen und technischer Regeln immer wieder neu aus wechselnden Perspektiven. Es geht dabei darum, uns der Vorstellung des idealen Dachs in der gebauten Wirklichkeit so weit wie möglich anzunähern“, erklärt Kay-Ebe Schnoor, 2. Vorsitzender der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und des Interessenverbandes Nagelplatten e.V. (GIN, Ostfildern; www.nagelplatten.de).
Brandschutz neu durchdacht
Dass die beharrliche Suche des GIN nach Optimierungspotenzialen im Tragwerksbau und das Streben der Verbandsmitglieder nach praktikablen Lösungen von Erfolg gekrönt sind, zeigt sich beispielsweise beim Brandschutz. Einst ein neuralgisches Thema, hat der GIN in enger Zusammenarbeit mit namhaften wissenschaftlichen Instituten hier neben Lösungen mit Ausführung des Dachtragwerks in feuerhemmender Bauweise (F30 bzw. R30) ingenieurmäßige Konzepte entwickelt und mit außergewöhnlichen Betrachtungs- und Herangehensweisen neue Wege eingeschlagen.
Auf dem Internationalen Holzbau-Forum in Garmisch-Partenkirchen (IHF 2016) ist der GIN wieder mit einem Informationsstand präsent. Bei dem vielleicht wichtigsten Branchentreffen im deutschsprachigen Raum dürfte unter anderem über das neue – ganzheitliche – Brandschutzkonzept gesprochen werden, das auf Anregung des GIN an der Technischen Universität München (TUM) für Gebäude mit Tragwerken aus Nagelplattenbindern entwickelt wurde.
Der Abschlussbericht zur umfassenden Studie, die am Lehrstuhl von Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter federführend Dr.-Ing. René Stein geleitet hat, liegt jetzt vor und kann mit Interessenten auf dem IHF erörtert werden. Die Expertise definiert Möglichkeiten zur Erfüllung der Schutzziele des Brandschutzes von Dachtragwerken aus Nagelplattenbindern und ist als Planungsleitfaden für die Erstellung von Brandschutzkonzepten für großflächige, weit gespannte Dachtragwerke aus Nagelplattenbindern unbedingt empfehlenswert.
Der im Auftrag des GIN erstellte TUM-Bericht umfasst verschiedene Maßnahmen für ein ganzheitliches ingenieurmäßiges Brandschutzkonzept: Eine spezifisch auf das jeweilige Gebäude abgestimmte Kombination baulicher, anlagentechnischer und betrieblich-organisatorischer Maßnahmen trägt im Ergebnis dazu bei, die Sicherheit weitgespannter Tragwerke mit Nagelplattenbindern signifikant zu erhöhen. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten für den Einsatz von Nagelplattenbindern insbesondere im mehrgeschossigen Wohngebäudebau sowie beim Tragwerksbau für Gewerbehallen, Discount- bzw. Supermärkte und öffentliche Einrichtungen in kommunaler oder kirchlicher Trägerschaft.
Statische Bemessung inklusive
Für Dipl.-Ing. Ralf Stoodt, Obmann im Güteausschuss des GIN, müssen zeitgemäße Binderkonstruktionen über einen auf das jeweilige Bauvorhaben spezifisch abgestimmten Brandschutz hinaus noch weitere vorteilhafte Eigenschaften mitbringen, um in der gebauten Praxis voll zu überzeugen: „Nagelplattenbinder für den Tragwerksbau müssen – neben Nagelplatten als bauaufsichtlich zugelassenen Holzverbindungsmitteln – grundsätzlich aus technisch getrocknetem unbehandelten Nadelholz bestehen und als Fachwerkkonstruktionen ein statisch effektives Verhältnis von Nutzhöhe zu Spannweite aufweisen. Daraus lassen sich dann – unter Berücksichtigung spezieller Planungsempfehlungen der GIN zur Robustheit – vergleichsweise leichte und sehr robuste Tragwerke herstellen“, erläutert der Sachverständige.
Wissenswert ist vor diesem Hintergrund, dass Mitgliedsunternehmen der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte die statische Bemessung des Dachtragwerks stets im eigenen Haus vornehmen und dem Auftraggeber als Inklusivleistung zur Einbeziehung in die Hauptstatik des Gebäudes mitliefern. Das beschleunigt den Baufortschritt und schont zudem das Budget.
Auch für Decken- und Wandkonstruktionen
Die fachwerkartige Gliederung von Nagelplattenbindern, ihre rasche Verfügbarkeit durch rationelle Vorfertigung in der Halle, die schier unbegrenzte Vielfalt realisierbarer Dachformen, die Möglichkeit, gemäß bauaufsichtlicher Zulassung Räume von bis zu 35 m Breite freitragend zu überspannen, zudem ihre enorme Robustheit im Verbund machen Nagelplattenbinder für viele Dächer zu idealen Tragwerkselementen.
Auch im Decken- und Wandbereich kommen Nagelplattenkonstruktionen immer häufiger zum Einsatz. Zu den wesentlichen Vorteilen zählt dort die sehr kurzfristige Verfügbarkeit von Innen- oder Außenwänden, die von einigen Herstellern im GIN als werkseitig montagefertig hergestellte Wandtafeln angeboten werden.
Ob die Wandelemente mit Zellulose, Hanf oder Mineralwolle ausgedämmt werden, ob zur fassadenseitigen Beplankung Holzfaserdämmplatten oder Putzträger aus anderen Materialien oder andere Fassaden zum Einsatz kommen, lässt sich am besten direkt mit dem jeweils favorisierten Nagelplattenbinderhersteller besprechen. Ein komplettes Adressenverzeichnis aller GIN-Mitgliedsunternehmen findet sich im Internet auf www.nagelplatten.de. (az)
Nähere Informationen über Nagelplatten und Nagelplattenbinderkonstruktionen hält die GIN-Geschäftsstelle bereit, die wie folgt erreichbar ist: GIN c/o FORUM HOLZBAU, Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Ralf Stoodt (stoodt@nagelplatten.de), Hellmuth-Hirth-Str. 7, 73760 Ostfildern, Fon 07 11/2 39 96-67, Fax 07 11/2 39 96-66, Mail: GIN@nagelplatten.de
Über den GIN
Starke Verbindungen! Nach dieser Maxime handeln die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und der Interessenverband Nagelplatten e.V. für annähernd 50 Hersteller und Verarbeiter von Nagelplatten und Nagelplattenprodukten: „Nagelplatten werden vor allem im Dach- und Wandbereich von Wohnhäusern, Supermärkten, Gewerbe-, Produktions- und Lagerhallen, landwirtschaftlichen Gebäuden, öffentlichen Einrichtungen wie Sporthallen sowie für Brückenschalungen etc. als extrem belastbare Verbindungsmittel eingesetzt“, erläutert GIN-Geschäftsführer Thomas Schäfer. Das „RAL-Gütezeichen Nagelplattenprodukte“ führen alle Betriebe, die auch Mitglied der Gütegemeinschaft sind. Es umfasst die Herstellung von Nagelplattenprodukten und kann sich darüber hinaus auch auf die Montage von Nagelplattenbindern erstrecken. Das Gütezeichen Nagelplattenprodukte bürgt so für sichere, maßgenau hergestellte Verbindungen von Holzelementen mit einer Spannweite von bis zu 35 m sowie für die fachgerechte Montage gebäudespezifischer Tragsysteme von allerhöchster, dauerhafter Qualität.
Gemeinnützig und solidarisch unterstützt der GIN seine Mitgliedsfirmen in allen Fragen, die sich im Hinblick auf technisch vorbildliche und wirtschaftlich vorteilhafte Einsatzmöglichkeiten von Nagelplatten am Bau ergeben. Zugleich ist der Interessenverband Ansprechpartner und Auskunftsquelle für Architekten, Hausbauunternehmen, Bauämter, Zimmerei-, Dachdecker- sowie weitere Handwerksbetriebe, die Nagelplatten und Nagelplattenprodukte bei der Verwirklichung unterschiedlichster Bauvorhaben konstruktiv verwenden. 1982 gegründet, gehört der GIN der Verbändegemeinschaft FORUM HOLZBAU an, hat seinen Sitz in Ostfildern bei Stuttgart und wird von Jochen Meilinger (1. Vors.), Kay-Ebe Schnoor (2. Vors.) und Thomas Schäfer (Geschäftsführer) vertreten. Weitere wissenswerte Informationen über Nagelplatten und -produkte sowie über den GIN als Interessenverband finden sich im Internet auf http://www.nagelplatten.de