von Achim Dathe, Baufachjournalist abp c/o TEXTIFY Medienkommunikation, Stuttgart
Die Fassaden der meisten neuen Häuser in Neugraben wurden, wie es für Norddeutschland typisch ist, verklinkert; abweichend präsentieren sich einige Reihenhäuser mit einer aparten grauen Holzverschalung. Zum Dämmen kamen ausnahmslos ökologische Baustoffe (Zellulose im Gefach und Holzfaserplatten an den Außenwänden) zum Einsatz.
Die Planung (bis einschließlich HOAI-Leistungsphase 4) übernahm der auf ökologische Holzbauten spezialisierte Hamburger Architekt Fred Kröger. Ebenso wie die beiden bauausführenden Holzbaubetriebe ÖHS und Zimmerei A. Johnsen (JohnsenHaus) ist sein Architektur- und Planungsbüro (www.hausplan.de und www.holzhauswerft.de) Mitglied sowohl im Deutschen Holzfertigbau-Verband (DHV, Ostfildern; https://d-h-v.de) als auch im Netzwerk 81fünf high-tech & holzbau AG, Lüneburg (www.81fuenf.de). Die Berechnung der Statik führte die Prause Holzbauplanung (https://holzbauplanung.de) aus Lindlar-Hohkeppel durch, deren Gründer und Geschäftsführer Gerd Prause dem DHV-Vorstand angehört.
Mit Klinker- oder Holzfassade
„Wir konnten 2018 einen Investorenwettbewerb der Stadt Hamburg für ein Reihenhausprojekt mit 27 Einheiten gewinnen. Es umfasst zwei moderne Grundrisskonzepte. Die Häuser sind entweder mit einer Holzfassade oder mit einer Verklinkerung versehen.“, berichtet Architekt Fred Kröger über die Auftragshistorie.
Entwurf beeindruckte die Jury
Der siegreiche Entwurf stellt ein Bekenntnis zur kubischen Formensprache dar: Das Konzept zeigt eindrucksvoll, wie gute Architektur jungen Familien und Lebensgemeinschaften zeitgemäßes Wohnen in den eigenen vier Wänden ermöglicht. Dabei wurde dem Wunsch nach Individualität, Selbstverwirklichung und kommunikativem Austausch der Bewohner besonders Rechnung getragen, urteilte die Jury.
Bauen im Einklang mit der Natur
Der ökologisch orientierte Architekt Fred Kröger ist dafür bekannt, Gebäude ausnahmslos in dampfdiffusionsoffener Bauweise zu planen. Holz ist für ihn als Baumaterial erste Wahl. Um unterschiedlichen Wohnraumanforderungen der künftigen Bewohner gerecht zu werden, entwickelte sein Büro für das Neugrabener Projekt zwei Gebäudetypen, die sich in ihrem Platzangebot, den Abmessungen der Baukörper und der Ausrichtung der Häuser zur Sonne hin voneinander unterscheiden. Die Schlaf- und Wohnräume befinden sich im vorderen oder hinteren Bereich jedes Hauses, die Erschließung und Nebennutzungen orientieren sich zum Gebäudeinneren. Im Gegensatz zu konventionellen Reihenhausgrundrissen verzichtet Krögers Entwurf auf Windfänge und Flure im Eingangsbereich: Beim Betreten gelangen Besucher vielmehr direkt in die offene Küche, die betont großzügig, freundlich und einladend wirkt.
Entwicklungsgesellschaft gegründet
Für ihre Mitwirkung an dem anspruchsvollen Quartiersneubauprojekt hatten sich die bauausführenden Holzbauunternehmen ÖHS und Johnsen eigens zu einer Entwicklungsgesellschaft zusammengeschlossen und ihr den Namen Ökologischer Hausbau Hamburg (ÖHH) gegeben. Diese Unternehmensgründung war vorwiegend betriebswirtschaftlich motiviert. So sollte das finanzielle Risiko für jeden Partner wägbar bleiben; das Investitionsvolumen belief sich immerhin auf rund 15 Mio. €. Für beide Holzbaubetriebe stellte die Bebauung des Quartiers Fischbeker Heidbrook in HH-Neugraben das bis dato größte Bauträgergeschäft in ihrer Firmengeschichte dar.
Projekterfolg abgesichert
„Bevor man sich in die eigentliche Arbeit stürzt, gilt es, das eigene Unternehmen vor den Folgen von Unwägbarkeiten, die Großaufträge immer mit sich bringen können, bestmöglich zu schützen. Deshalb kann ich jedem ambitionierten Holzbauer nur empfehlen, sich einem leistungsstarken Verband wie dem DHV oder dem Netzwerk 81fünf anzuschließen. Der Nutzen, den man aus dieser Gemeinschaft zieht, macht sich spätestens bei komplexen Projekten wie unserem in Hamburg-Neugraben wohltuend bemerkbar. Es ist immer gut, zu wissen, dass man jederzeit den Rat kompetenter Kollegen einholen kann, wenn unternehmerische Entscheidungen mit Tragweite zu treffen sind.“, führt ÖHS-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Thomas Reinke aus, der aktiv im Aufsichtsrat der 81fünf high-tech & holzbau AG mitwirkt.
Robust und schön zugleich
Die Gestaltung von Gebäuden orientiert sich zumeist an regionaltypischen Gepflogenheiten. Dementsprechend sind die vorgehängten hinterlüfteten Fassaden der Doppel- und Reihenhäuser, die Bauträger ÖHH projektiert und im Hamburger Stadtteil Neugraben in ökologischer Holzbauweise errichtet hat, überwiegend geklinkert. Wo es die Gestaltungssatzung zuließ, wurden einige ÖHH-Reihenhäuser abweichend mit gleichmäßig vorvergrautem Lärchenholz bekleidet.
Offensichtlich etwas Besonderes
In ihrer Erscheinung sind die gewählten Feldhaus-Klinker dunkler als typisch hanseatische Ziegelbauten, die häufig mit Hüllflächen in karmin- oder sienarotem Kolorit aufwarten. Zukunftsweisend, fast schon avantgardistisch, wirkt demgegenüber der von Architekt Fred Kröger präferierte wilde Verband in seiner changierenden Farbgebung. Man mag die gewählte Fassadengestaltung als Referenz an die hanseatische Bautradition verstehen, zu der seit jeher besonders wind- und wetterresistente Materialien gehören; zugleich ist die aparte Tönung der an den ÖHH-Wohnhäusern applizierten Klinkerschale aber auch ein Signal, dass die so augenfällig ummantelten Baukörper von Grund auf anders sind als die ortsüblichen Mauerwerksgebäude.
Baukörper aus Holz
Dass der Holzbauanteil an der Waterkant je nach Region zwischen 10 und 20 Prozent beträgt und somit nur halb so hoch ausfällt wie im Süden Deutschlands, könnte man einfach so zur Kenntnis nehmen und zur Tagesordnung übergehen. Nicht so Fred Kröger. Der ökologisch orientierte Architekt sieht im Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen, vorwiegend mit Holz, eine realistische Chance, dem Klimawandel auch im hohen Norden systematisch Einhalt zu gebieten. „Das muss man Bauinteressenten allerdings auch erklären!“, betont er. „Wir bei KRÖGERhausplan entwerfen fast ausschließlich Häuser aus Holz. Die statischen Eigenschaften des Naturmaterials sind hervorragend. Und wenn man ein Auge auf das Baugeschehen hat, kann selbst das berühmt-berüchtigte ‘Hamburger Schiet-Wetter‘ der Konstruktion nichts anhaben.“
Entscheidungen begründet treffen
Auch für ÖHS-Geschäftsführer Thomas Reinke ist es nicht damit getan, rein aus Prinzip eine bestimmte Bauausführung zu bevorzugen: „Man muss die besonderen Eigenschaften ökologischer Materialien genau kennen und sich bemühen, den Bauinteressenten ihre besonderen Stärken verständlich zu machen. Gegen eine Verklinkerung der Fassade beispielsweise ist aus meiner Sicht nichts einzuwenden; sie überdauert zumeist etliche Jahrzehnte, ohne dass größere Wartungsarbeiten vorzunehmen wären. Bei einer Fassade mit Holzbekleidung ist darauf zu achten, dass der schützende Lasuranstrich seine Funktion durchgängig erfüllt; hin und wieder sollte er deshalb aufgefrischt werden; dann behält auch eine Holzummantelung des Hauses ihre schützende Funktion und bleibt lange schön.“
Feuer und Flamme für Holzfassaden
Interessenten, die auf eine Lasurbehandlung ihrer Holzfassade verzichten wollen, bietet ÖHS die Shou-Sugi-Ban-Ausführung an. Diese aus Japan stammende Flammtechnik schwärzt das Holz gleichmäßig und macht es wetterunempfindlich. Dadurch kommt man völlig ohne zusätzliche Anstrichmittel aus. So oder so, die Bauherrschaft soll sich gut informiert entscheiden können, wie viel Aufmerksamkeit sie den Außenbauteilen ihres künftigen Zuhauses widmen will – und die Fassadengestaltung dementsprechend wählen.
Das Projekt auf einen Blick
In Hamburg-Neugraben haben die DHV- und 81fünf-Mitgliedsunternehmen Ökologischer Holzbau Sellstedt und Zimmerei Andreas Johnsen/JohnsenHaus auf sechs Grundstücken moderne Reihen- und Doppelhäuser im Effizienzhaus-40-Standard errichtet. Die tragende Konstruktion der insgesamt 27 Wohneinheiten wurde in ökologischer Holzbauweise ausgeführt. Die Berechnung der Statik stammte von der Prause Holzbauplanung. Die Betreuung des Projekts oblag bis zur HOAI-Leistungsphase 4 Architekt Fred Kröger aus Hamburg-Finkenwerder. Die Ausführungsplanung inkl. Ausschreibungen, Abrechnungen, Wärmeschutznachweise, Nachtragsmanagement und die Bauleitung vor Ort erfolgten durch ÖHS. Die Holzbauvorfertigung erledigten ÖHS und JohnsenHaus zu gleichen Teilen, während JohnsenHaus die Montage aller Gebäude allein übernahm. Zur Optimierung der Energiebedarfsbilanz kamen ausnahmslos ökologische Dämmstoffe (Zellulose von Isofloc und Holzfaserplatten von Steico) zum Einsatz. Das Ergebnis ist ein Paradebeispiel, wie man im hohen Norden mit dem Naturwerkstoff Holz energetisch vorbildliche Wohnquartiere schafft, die architektonisch wie auch städtebaulich überzeugen.
Bautafel
REIHENHÄUSER IM FISCHBEKER HEIDBROOK, HAMBURG-NEUGRABEN
- Standort: Hamburg
- Bauherr: ÖHH Ökologischer Hausbau Hamburg GmbH
- Gebäudeart: Reihenhaus
- Bauweise: 62,5 HRB
- BGF: 2.189 m²
- Wohnfläche: 3.668 m²
- Anzahl Wohneinheiten: 27
- Baubeginn: Dez. 2019
- Fertigstellung: Dez. 2020
- Erstbezug: 2021
Architektur:
KRÖGERHAUSPLAN / HOLZHAUSWERFT
Dipl.-Ing. Arch. Fred Kröger
Sandhöhe 10
21129 Hamburg
Fon: +49 (0) 40 / 74 21 33 01
Fax: +49 (0) 170 / 3 55 47 70
www.hausplan.de
www.holzhauswerft.de
fred.kroeger@bimgreen.de
Bauausführung als Bauträger:
ÖHH Ökologischer Hausbau Hamburg GmbH
Hamburger Str. 2-6
22949 Grande
Fon: +49 (0) 41 54 / 98 98 0-0
Fax: +49 (0) 41 54 / 98 98 0-68
www.zimmerei-johnsen.de
info@zimmerei-johnsen.de
ÖHH-Gesellschafter:
ÖHS Ökologischer Holzbau Sellstedt GmbH
Dipl.-Ing. Thomas Reinke
Geschäftsführer
Schiffdorfer Str. 10a
27619 Schiffdorf-Sellstedt
Fon: +49 (0) 47 03 / 2 25 55 70
Mobil: +49 (0) 1 71 / 7 72 78 57
www.oehs.de
info@oehs.de
t.reinke@oehs.de
und
JohnsenHaus
A. Johnsen Zimmerei & Hausbau GmbH & Co. KG
Andreas Johnsen, Zimmermeister
Geschäftsführer
Hamburger Str. 2-6
22946 Grande
Fon: +49 (0) 41 54 / 9 89 80-0
Fax: +49 ( 0) 41 54 / 9 89 80-68
www.zimmerei-johnsen.de
a.johnsen@zimmerei-johnsen.de
Statik:
Prause Holzbauplanung GmbH & Co. KG
Gerd Prause, Geschäftsführer
Sülztalstr. 84
51789 Lindlar
Fon: +49 (0) 22 66/90 18 90-0
Fax: +49 (0) 22 66/90 18 90-9
https://holzbauplanung.de
info@holzbauplanung.de
g.prause@holzbauplanung.de
3 Verbände, 1 Thema: Bauen mit Holz
Mit zusammen über 300 Mitgliedsbetrieben bilden der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV, Ostfildern; https://d-h-v.de), die Vereinigung ZimmerMeisterHaus (ZMH, Schwäbisch Hall; https://www.zmh.com) und das Netzwerk 81fünf high-tech & holzbau AG (Lüneburg; https://www.81fuenf.de) eine leistungsstarke Gemeinschaft, die übereinstimmende Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gebündelt artikuliert. Größte Organisation in diesem Verbund ist der DHV, der als zentrales Sprachrohr fungiert. Zu den Mitgliedsunternehmen der drei holzwirtschaftlichen Verbände, die das Bauen in Deutschland nachhaltig mitgestalten, zählen Holzfertigbaubetriebe, Architektur- und Planungsbüros sowie Zulieferfirmen aller baubeteiligten Gewerke. Darüber hinaus gehören Sägewerke, Baumaschinenhersteller sowie Dienstleister aus bauaffinen Branchen wie zum Beispiel Gebäude-Energieberater, Statiker, Softwareentwickler, Vermessungs-ingenieure und Medienvertreter dem holzwirtschaftlichen Interessenverbund an. Das gemeinsame Ziel heißt Holzbau komplett: von der Beratung über die Planung und Vorfertigung bis zur bezugsbereiten Ausführung von Wohnhäusern, Büro-, Gewerbe- und Zweckbauten in allen erdenklichen Formen und Größen.
Weitere Informationen: Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV), Geschäftsstelle: Hellmuth-Hirth-Str. 7, 73760 Ostfildern, E-Mail: info@d-h-v.de, Web: https://d-h-v.de