von Achim Dathe, Baufachjournalist (abp), Stuttgart
„Bei der Vermarktung hochwertiger Holzfertighäuser kann das Thema Design den Unterschied zum Wettbewerb ausmachen und insbesondere anspruchsvolle Interessenten zum Kauf des einen oder anderen Objekts bewegen“, weiß Peter Mackowiack, Pressereferent des Deutschen Holzfertigbau-Verbandes e.V. (DHV, Ostfildern; www.d-h-v.de). Was aber ist Design genau? Und was macht gutes Design bei Holzfertighäusern aus?
Versuch einer Definition
In diesem Beitrag wollen wir Design als sichtbares Bündel stilbildender Gestaltungsmerkmale eines baulichen Objekts verstehen. Design resultiert somit aus der bewussten Auswahl und Kombination bestimmter Gestaltungsmerkmale. Hierbei spielen eine Rolle: die Bauherrenwünsche, die Verfügbarkeit geeigneter Baumaterialien, die technischen Möglichkeiten ihrer Verarbeitung sowie die am Ort des Baugeschehens geltenden Vorschriften und Gesetze.
Design prägt Stile
Aus all dem ergibt sich der Stil eines Hauses. Er manifestiert sich in dessen baulichen Komponenten und Details, was einen Vergleich mit anderen Gebäuden ermöglicht. Am deutlichsten tritt der Stil am äußeren Erscheinungsbild des Baukörpers zutage, vorrangig an der Form und Eindeckung des Dachs sowie an der Fassade.
Bungalows im Bauhausstil
Ein anschauliches Beispiel liefert der formenstrenge Bauhausstil, der sich im Holzfertigbau als Leitbild für Entwürfe schon seit geraumer Zeit großer Beliebtheit erfreut. Wesentliches Merkmal ist die Reduktion der Formgebung des Baukörpers auf das funktional Notwendige. Vorbilder sind die Architekturen Konrad Wachsmanns, Walter Gropius‘ und anderer Vertreter dieser Schule. Ihre prägende Formsinnigkeit lässt sich unter anderem in der als Baudenkmal geschützten Weissenhof-Siedlung in Stuttgart erkennen und im neuen Bauhaus-Museum zu Weimar en détail verfolgen.
Wie stark der Bauhausstil Teile des modernen Holzfertigbaus prägt, zeigen aktuelle Hausentwürfe von DHV-Mitgliedsfirmen, deren Umsetzungen sich im gesamten Bundesgebiet wie auch im europäischen Ausland wiederfinden. Typisch für den Bauhausstil ist unter anderem das Flachdach bzw. flach geneigte Dach, das man in verschiedenen Neigungswinkeln vor allem auf hochwertigen Bungalows und Bürogebäuden findet.
Kubisch, praktisch, gut
Eine Fortschreibung erfährt der Bauhausstil gegenwärtig im Holz-Modulbau: Bereits im Herstellerwerk anschlussbereit vorgefertigte Raum-Elemente werden auf dem Bauplatz bis zur geplanten Gebäudehöhe gestapelt und miteinander zu einem größeren Ganzen verbunden. Stilprägend wirkt dabei die rasterartige Abfolge der montierten Kuben. Im Ergebnis entstehen funktionale Kitas, Kindergärten, Schulen und übergangsweise nutzbare Unterkünfte. Wesentliche Vorteile dieser Bauart, für die sich insbesondere kommunale Auftraggeber interessieren, bestehen in der wetterunabhängigen Vorfertigung in der Halle, in der Kostenreduktion durch serielle Produktion, in ausführungsspezifischen Außenmaßen bei gleichzeitig variabler Raumaufteilung und Ausstattung, ferner in der präzise terminierbaren Verfügbarkeit der benötigten Anzahl Kuben sowie der sofortigen Nutzbarkeit der Raummodule nach Errichtung.
Einblicke gewähren
Bewusster Kontrast zur oder in vollendeter Harmonie mit der umgebenden Bebauung? Oft ist das die Gretchenfrage, an der sich die Geister scheiden. Zu konformem wie zu konträrem Design gehört auf Bauherrenseite Mut, sich erkennbar für einen Baustil zu entscheiden. Der Wunsch nach Eigenständigkeit bestimmt sodann die bauliche Ausführung samt Farb- und Formgebung des Hauses. Deutlich führt dies der Holz-Skelettbau vor Augen mit Fassadenflächen aus Glas, von Rahmen aus massivem Holz umgeben. Transparent, formenstreng und einzigartig klar in seiner baulichen Struktur. Mehrere DHV-Mitgliedsfirmen besitzen die erforderliche Expertise, um Holzskelettbauten für höchst anspruchsvolle Auftraggeber – private Bauherren, Freiberufler, Unternehmen und Behörden – zu errichten.
Andere Landschaften, andere Häuser
Werfen wir einen Blick aufs Alpenvorland oder auf die Küste: Es gilt, den jeweiligen regionaltypischen Baustil architektonisch in neues Design zu kleiden. Ein Gebäude so zu formen, dass seine Silhouette scheinbar mit der Landschaft verschmilzt, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, der sich Architektinnen und Architekten in und für Holzfertigbauunternehmen täglich widmen. Dabei kommt es darauf an, sich mit neuem Design harmonisch in die jeweilige Umgebung einzuschmiegen, ohne dort schon Vorhandenes ad ultimo zu kopieren.
U-Werte sind nicht alles
Um anspruchsvolle Bauinteressenten zu gewinnen, genügt es selten, auf technische Besonderheiten wie den besseren U-Wert des Wandaufbaus, das günstigere A/V-Verhältnis, eine im Gesamtpreis enthaltene Photovoltaik-Anlage oder ähnliche TGA-Bestandteile hinzuweisen. Auch ein Rundum-sorglos-Service inklusive Grundstücksvermittlung, Festpreisgarantie und Fertigstellungszusage zum Wunschtermin spielt für die Kaufentscheidung eher eine Nebenrolle.
Mehr als das Haus vom Nikolaus
Bauinteressenten, die sich gründlich vorinformiert haben und zu unterscheiden wissen, erwarten von Fachberater/-inne/n mehr als die üblichen, häufig allzu technisch gehaltenen Vorteilsversprechen. Eindruck macht, im Verkaufsgespräch gezielt das Außergewöhnliche anzusprechen: das Design von Bauteilen und den Baustil von Gebäuden. So wie Richard Schinagl jun., Geschäftsführer des DHV-Mitgliedsunternehmens FRIEDL Holzwerthaus in Untersüßbach/Bayern (www.friedl-holzbau.de): In einem beachtenswerten Online-Vortrag vor der Akademie MCBW (Munich Creative Business Week) hat er sich mit Gestaltungsfragen im Holzbau näher befasst. Seine Erkenntnis: „Design ist die Urkraft der Natur. Der Bauplan der Evolution ist eine Blaupause für gelungenes Design.“ Womit sich für Fertighaushersteller und Fachberater/-innen die Frage stellt, welche Rolle Designaspekte in den eigenen Verkaufsgesprächen spielen. Und ob sich daraus vielleicht die Chance ergibt, argumentativen Vorsprung vor Wettbewerbern zu erringen.
Starke Gemeinschaft: DHV + 81fünf + ZMH
Mit zusammen weit mehr als 300 Mitgliedsbetrieben bilden der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV, Ostfildern; www.d-h-v.de), die Vereinigung ZimmerMeisterHaus (ZMH, Schwäbisch Hall; www.zmh.com) und das Netzwerk 81fünf high-tech & holzbau AG (Lüneburg; www.81fuenf.de) eine leistungsstarke Gemeinschaft, die übereinstimmende Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gebündelt artikuliert. Zu den Mitgliedsunternehmen der drei holzwirtschaftlichen Verbände, die das Bauen in Deutschland nachhaltig mitgestalten, zählen Holzfertigbaubetriebe, Architektur- und Planungsbüros sowie Zulieferfirmen aller baubeteiligten Gewerke. Darüber hinaus gehören Sägewerke, Baumaschinenhersteller sowie Dienstleister aus bauaffinen Branchen wie zum Beispiel Gebäude-Energieberater, Statiker, Softwareentwickler, Vermessungsingenieure und Medienvertreter dem holzwirtschaftlichen Interessenverbund an. Das gemeinsame Ziel heißt Holzbau komplett: von der Beratung über die Planung und Vorfertigung bis zur bezugsbereiten Ausführung von Wohnhäusern, Büro-, Gewerbe- und Zweckbauten in allen erdenklichen Formen und Größen. Weitere Informationen: www.d-h-v.de