Von der akuten Corona-Pandemie und den mit ihr verbundenen Beeinträchtigungen abgesehen, fällt der Strategiedialog in eine für die gesamte Bauwirtschaft schwierige Zeit: Durch die weltweit stark gestiegene Nachfrage nach Baumaterialien aller Art gehen große Mengen an Ressourcen in den Export. Das führt zum Beispiel beim Baustoff Holz zu spürbarer Materialverknappung und unvorhergesehenen Teuerungen auf dem Inlandsmarkt. Die Folge ist, dass über viele Jahre gebildete Rücklagen der Betriebe in atemberaubendem Tempo abschmelzen. „Wenn die heimische Bauwirtschaft und insbesondere die mittelständischen Bauhandwerksbetriebe ihrem Auftrag gerecht werden sollen, in Baden-Württemberg zeitnah für mehr Wohnraum und damit für eine nachhaltige Entlastung des überhitzten Immobilienmarkts zu sorgen, bedarf es flankierender Maßnahmen auch auf politischer Ebene. Es kann nicht angehen, dass Ressourcen, die hierzulande dringend gebraucht werden, massenhaft nach Übersee verkauft werden dürfen. Hinzu kommt, dass Wohnraum – so der vielfach gehörte Wunsch nicht nur der Landesregierung von Baden-Württemberg – wieder für breitere Schichten der Bevölkerung bezahlbar werden soll. Die heimischen Handwerks- und Bauunternehmen können Bauaufträge aber nur dann zufriedenstellend umsetzen, wenn dafür genügend Materialien erhältlich sind und unsere überwiegend mittelständischen Firmen nicht Gefahr laufen, am Ende noch ihr Erspartes draufzulegen. Das Aufgabenbündel ist komplex und stellt eine echte Herausforderung dar, die wir in gegenseitigem Einvernehmen besser bewältigen können. Jetzt sind Ideen gefragt, die in dieser besonderen Situation gangbare Wege weisen!“, argumentiert Gerd Renz.
Sicherzustellen ist nach den Worten des Präsidenten von HOLZBAU BADEN-WÜRTTEMBERG die Verfügbarkeit von Rohstoffen, Halbfertigprodukten und Baustoffen auf dem Inlandsmarkt in guter Qualität zu wirtschaftlichen Preisen, die den Betrieben eine mehr als nur kostendeckende Fertigstellung angenommener Aufträge sowie eine auskömmliche Kalkulation künftiger Bauprojekte ermöglichen. Der Landesverband des Zimmerer- und Holzbaugewerbes Baden-Württemberg empfiehlt daher der grün-schwarzen Landesregierung, eine an diesen Zielen orientierte nachhaltige Waldbewirtschaftung in den neuen Koalitionsvertrag mit aufzunehmen. Dadurch würden die heimischen Betriebe beim Holzeinkauf vor Ressourcenverknappungen und Preisschwankungen besser geschützt; öffentliche wie private Bauaufträge ließen sich auf dieser Basis dauerhaft preisbewusst kalkulieren.
Jetzt die Weichen richtig stellen
Mit seinen selbstbewussten Forderungen verbindet der Landesverband das Angebot, an der praktischen Ausgestaltung des abgesteckten politischen Rahmens nach Kräften aktiv mitzuwirken: „Wir Zimmerer wirtschaften grundsolide und sind absolut verlässliche Partner, wann immer es um die Planung und Realisierung öffentlicher, gewerblicher und privater Bauvorhaben geht. Damit der Holzbau seine klimaschonenden Effekte für die Zukunft bestmöglich entfalten kann, bedarf es konkreter politischer Weichenstellungen, zu denen wir das klare Bekenntnis der künftigen Landesregierung zum nachhaltigen Bauen mit Holz, die Sicherung der Ressourcenverfügbarkeit durch eine umsichtige Wald- und Forstpolitik sowie eine deutliche Erleichterung der Holzverwendung bei öffentlichen Bauvorhaben auf Landes- und kommunaler Ebene zählen.“, führt Verbandspräsident Renz weiter aus.
Holz hält CO2 in Schach
„Fakt ist, dass der Werkstoff Holz imstande ist, das für den Klimawandel maßgeblich schadenverantwortliche Kohlendioxid in beträchtlichen Mengen aus der Atmosphäre aufzunehmen und dauerhaft in sich zu binden: Ein einziger Kubikmeter Nadelholz speichert rund eine Tonne CO2. In einem klassischen Einfamilienhaus mit rund 140 Quadratmetern Wohnfläche sind 40 bis 80 Tonnen CO2 gebunden, je nach dem, wie viel Holz verbaut wurde. Jedes neugebaute Holzhaus entlastet also aktiv die Atmosphäre – und zwar nicht nur punktuell, sondern für die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes!“, erläutert Hauptgeschäftsführer Thomas Schäfer unter Verweis auf die Veröffentlichung 'Bauen mit Holz = aktiver Klimaschutz' (https://www.cluster-forstholzbayern.de)
Ökologischen Fußabdruck beachten
„Genau aus diesem Grund ist es gerechtfertigt, wenn die Landesregierung Baden-Württemberg das Bauen mit Holz auch in Zukunft fördert.“, fährt Schäfer fort. Die Kommunen sollten demgemäß zur Berücksichtigung des natürlichen Baumaterials bei öffentlichen Ausschreibungen angehalten werden. Dabei dürfe es laut dem Landesverband jedoch keineswegs darum gehen, unkontrolliert viel Holz zu verbauen: Auch im Umgang mit dem nachwachsenden Rohstoff ist Augenmaß gefordert, um die Naturvorräte nicht über Gebühr zu strapazieren: „Der Holzrahmenbau beschränkt sich bei Wand-, Decken- und Dachkonstruktionen auf ein massives Tragwerk, das beidseits mit Holz- oder anderen Werkstoffplatten bekleidet ist. Die innenliegenden Gefache können mit Dämmmaterialien gefüllt werden, die Wärmeverluste durch das Bauteil hindurch spürbar verringern und zudem einen wirkungsvollen Hitzeschutz im Sommer sowie einen optimierten Schallschutz bieten.“, so Schäfer weiter. Im Gegensatz zu Wänden, die ganz aus Massivholz bestehen, kommt dies einer Gewichtseinsparung gleich, die sich schon beim Transport der Elemente zur Baustelle durch Kraftstoffeinsparung und somit verringerte CO2-Emissionen bemerkbar macht. (ad)
Wissenswerte Informationen über das Bauen mit Holz finden sich im Internet auf https://www.holzbau-online.de