„Beim Tragwerksbau sind in der Halle maßgenau vorgefertigte Nagelplattenbinder rein handwerklichen Konstruktionen mindestens ebenbürtig. Unter Renditegesichtspunkten erweisen sie sich oft sogar als deutlich überlegen. Das liegt unter anderem daran, dass Hersteller, die der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte angehören und das RAL-Gütezeichen 601 führen, die Tragwerksstatik selbst erstellen und dem Auftraggeber ohne Extrakosten mitliefern“, hebt Kay-Ebe Schnoor hervor, zweiter Vorsitzender des GIN sowie Inhaber des renommierten Holzbauunternehmens Ingenieurholzbau Schnoor mit Niederlassungen in Burg/Sachsen-Anhalt und Husum/Schleswig-Holstein.
Montieren will gelernt sein
Statt auf lukrative Aufträge zu verzichten, weil die eigene Werkstatt ausgelastet ist, macht es für leistungsstarke Zimmereien Sinn, Elemente für den Tragwerksbau extern – zum Beispiel bei einem GIN-Mitgliedsbetrieb – anfertigen zu lassen und sich das Montieren von Nagelplattenbindern anzueignen. Wie die bis zu 35 m langen Binder ihren Platz auf den Umfassungswänden eines Rohbaus finden und hoch droben zu einem enorm belastbaren Dachtragwerk werden, hat unsere Redaktion einen Fachmann gefragt. Im Interview erläutert der erfahrene Zimmermeister Christoph Kolberg (Jahrgang 1960) aus Schuby/Schleswig-Holstein, worauf es in der Praxis ankommt:
Redaktion: Herr Kolberg, Sie sind seit 30 Jahren Zimmermeister und montieren mit Ihrem Team heute fast ausschließlich Nagelplattenbinder – wie kam es zu dieser Spezialisierung?
Christoph Kolberg: Ich hatte das große Glück, als Jungunternehmer einem visionären Holzbauingenieur zu begegnen, der sich schon damals Gedanken über neue Wege zur rationelleren Fertigung und Montage von Dachtragwerken machte – Kay-Ebe Schnoor. Seither montieren wir für seinen Betrieb Dachtragwerke aus Nagelplattenbindern.
Redaktion: Vermutlich hauptsächlich für Eigenheime?
Christoph Kolberg: Es handelt sich in der Tat vorwiegend um Ein- und Zweifamilienhäuser, aber auch auf repräsentativen Villen sowie größeren Objekten wie Mehrgeschossern, Lagerhallen, Bürogebäuden u.v.m. fügen wir Nagelplattenbinder zu formschönen, teils klassischen, teils modernen Dachtragwerken zusammen.
Redaktion: Mit Nagelplattenbindern lassen sich also nicht nur symmetrische Dachformen realisieren?
Christoph Kolberg: Neben Satteldächern stehen Mansard- und Walmdächer mit Gauben derzeit hoch im Kurs. Hersteller, die Mitglied im GIN sind, fertigen objektspezifisch geplante Nagelplattenbinderkonstruktionen in jeder Länge und Breite sowie in praktisch jeder Form. Als hochgradig vorgerichtete Konstruktionsbausätze kommen die verbaubereiten Elemente zusammen mit sämtlichen Anschlussmitteln wie Betonankern, Schrauben und Nägeln etc. direkt auf die Baustelle.
Redaktion: Was würden Sie als Experte und Geschäftsführer eines zertifizierten Montagebetriebs Zimmereien raten, die sich mit Nagelplattenbindern vertraut machen und das nötige Montage-Knowhow aneignen wollen – worauf sollten sie in der Praxis achten?
Christoph Kolberg: Die Voraussetzungen für eine zügige Montage des Dachtragwerks auf der Baustelle werden bereits beim Beladen des LKW im Werk geschaffen. Einerlei, ob die vorgefertigten Tragwerkselemente liegend oder stehend transportiert werden, sind sie auf der Pritsche in verbaugerechter Reihenfolge anzuordnen und auf der Baustelle entsprechend abzuladen. Bei der Zwischenlagerung bis zur eigentlichen Montage kommt es darauf an, dass die Binder wettergeschützt und spannungsfrei vorgehalten werden.
Redaktion: Was gilt es noch zu wissen?
Christoph Kolberg: Ein zeitoptimierter Montageverlauf, der dem Montagebetrieb die erforderliche Rendite sichert, setzt eine detaillierte Wochenplanung des Baustellengeschehens voraus: Der erforderliche Personaleinsatz muss bekannt sein und unterstützende Maschinentechnik wie etwa der Lastkran termingerecht geordert werden.
Redaktion: Woher weiß das Montageteam vor Ort, welcher Binder wohin gehört?
Christoph Kolberg: Die genaue Position jedes einzelnen Binders auf den Umfassungswänden des Rohbaus geht aus dem Verlegeplan hervor, den der Hersteller nach Sichtung der Gesamtplanung für das jeweilige Gebäude unter statischen Gesichtspunkten erstellt und zusammen mit den Tragwerkselementen und dem Montagezubehör liefert. Die Abstände der Nagelplattenbinder zueinander sind darin genau definiert; auch die Aussteifung des Tragwerks durch Rispenbänder oder Einschubträger wird exakt beschrieben, so dass sich geschulte Fachkräfte problemlos orientieren und ergebnisorientiert arbeiten können. Am Ende muss jeder einzelne Binder exakt im Senkel stehen.
Redaktion: Gibt es Schulungen, die den Fachkräften Sicherheit im Umgang mit Nagelplattenbindern vermitteln?
Christoph Kolberg: Gerade am Beispiel Schulungen zeigt sich, wie wichtig Branchenverbände für die Qualitätssicherung am Bau sind. Die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. bietet schon seit Jahren praxisgerechte Schulungen für Montage-Fachkräfte ihrer Mitgliedsbetriebe an; dabei sind auch Mitarbeiter aus Zimmerei- und Dachdecker-Betrieben willkommen, die über eine Verbandsmitgliedschaft im GIN nachdenken. Die Leitung der Schulungen vertraut der GIN nur Sachverständigen und gestandenen Praktikern an, die über die bauphysikalischen, statischen und konstruktiven Besonderheiten des Tragwerksbaus mit Nagelplattenbindern genauestens Bescheid wissen. Als Geschäftsführer eines reinen Montagebetriebs lasse ich meine Mitarbeiter regelmäßig beim GIN schulen.
Redaktion: Herzlichen Dank, Herr Kolberg, für die spannenden Einblicke in Ihr Tätigkeitsfeld.
Montage-Empfehlungen für Nagelplattenbinder
Die Gütegemeinschaft Nagelplatten e.V. (GIN) hält eine Informations-Broschüre bereit, die Architekten, Statikern und Bauhandwerkern zur Planung und Montage von Nagelplattenbindern wichtige Hinweise, konkrete Empfehlungen und hilfreiche Detaillösungen für verschiedene bauliche Gegebenheiten bietet. Der GIN-Leitfaden mit Hinweisen zu Planung, Bestellung, Transport und fachgerechter Montage findet sich im Downloadbereich auf www.nagelplatten.de Als PDF-Datei stehen dort die Montage-Empfehlungen auch im handlichen, baustellengerechten Format bereit sowie Formulare zur Eigenüberwachung / internen Abnahme bei Dächern mit Spannweiten größer 12 m.
Herausgeber: GIN, Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und Interessenverband Nagelplatten e.V., Hellmuth-Hirth-Str. 7, 73760 Ostfildern, Fon: 07 11/ 2 39 96-54,
Fax: 07 11/ 2 39 96-66, E-Mail: GIN@nagelplatten.de, Web: www.nagelplatten.de
Über den GIN
>Starke Verbindungen!< Nach dieser Maxime handeln die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und der Interessenverband Nagelplatten e.V. für über 50 Hersteller und Verarbeiter von Nagelplatten und Nagelplattenprodukten: „Nagelplatten werden vor allem im Dach- und Wandbereich von Wohnhäusern, Supermärkten, Gewerbe-, Produktions- und Lagerhallen, landwirtschaftlichen Gebäuden, öffentlichen Einrichtungen wie Sporthallen sowie für Brückenschalungen etc. als extrem belastbare Verbindungsmittel eingesetzt“, erläutert GIN-Geschäftsführer Thomas Schäfer. Das „RAL-Gütezeichen Nagelplattenprodukte“ führen alle Betriebe, die auch Mitglied der Gütegemeinschaft sind. Es umfasst die Herstellung von Nagelplattenprodukten und kann sich darüber hinaus auch auf die Montage von Nagelplattenbinderkonstruktionen erstrecken. Das Gütezeichen Nagelplattenprodukte bürgt so für sichere, maßgenau hergestellte Verbindungen von Holzelementen mit einer Spannweite von bis zu 35 m sowie für die fachgerechte Montage gebäudespezifischer Tragsysteme von allerhöchster, dauerhafter Qualität.
Gemeinnützig und solidarisch unterstützt der GIN seine Mitgliedsfirmen in allen Fragen, die sich im Hinblick auf technisch vorbildliche und wirtschaftlich vorteilhafte Einsatzmöglichkeiten von Nagelplatten am Bau ergeben. Zugleich ist der Interessenverband Ansprechpartner und Auskunftsquelle für Architekten, Hausbauunternehmen, Bauämter, Zimmerei-, Dachdecker- sowie weitere Handwerksbetriebe, die Nagelplatten und Nagelplattenprodukte bei der Verwirklichung unterschiedlichster Bauvorhaben konstruktiv verwenden. 1982 gegründet, gehört der GIN der Verbändegemeinschaft FORUM HOLZBAU an, hat seinen Sitz in Ostfildern bei Stuttgart und wird von Jochen Meilinger (1. Vors.), Kay-Ebe Schnoor (2. Vors.) und Thomas Schäfer (Geschäftsführer) vertreten. Weitere wissenswerte Informationen über Nagelplatten und -produkte sowie über den GIN als Interessenverband finden sich im Internet auf www.nagelplatten.de