Resilienz als elementarer Baustein der Unternehmensstrategie
Resilienz in Organisationen ist ein komplexes Feld und spielt in alle Unternehmensbereiche hinein. Was zeichnet ein resilientes Unternehmen aus? Einerseits ist es stabil und widerstandsfähig genug, Krisen auszuhalten und zu überstehen. Andererseits ist es flexibel genug, schnell auf Veränderungen zu reagieren und sich entsprechend anzupassen. Wenn notwendig, vollzieht es die notwendigen Transformationsprozesse, um die Krise oder den Schock zu bewältigen – ohne dabei seine Identität aufzugeben. Ein resilientes Unternehmen ist fähig, in latenten und abrupten Krisen und bei Gefahren sowohl die Risiken als auch die Chancen zu erkennen und im besten Fall gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Und natürlich ermöglicht die Resilienz eines Unternehmens auch in „Normalzeiten“, Chancen gezielt wahrzunehmen.
Wie sieht ein individuelles Resilienz-Profil aus?
Vorweg: Es gibt kein pauschales Resilienz-Profil für mittelständische Unternehmen. Für die Entwicklung eines Resilienz-Profils gibt es ganz verschiedene Ansätze aus der Wissenschaft. „Resilienz“ ist auch Gegenstand von Industriestandards, wie beispielsweise der ISO 22316.2017. Er definiert Schlüsselkomponenten, damit Resilienz in der Organisation identifiziert, implementiert und überwacht werden kann und gibt Leitlinien vor, um die Resilienz in Unternehmen zu verbessern. Doch alles ist auch immer eine Zeit-, Personal- und Kostenfrage. Es hängt von vielen individuellen Faktoren des Unternehmens ab, was es braucht, um resilienter zu werden. Bei resilienten Unternehmen geht es nicht nur um das Abwehren der Krise und das Standhalten in dynamischen Zeiten. Es geht hier vor allem um die Adaptionsfähigkeit und die Innovationskraft. Dafür braucht es zukunftsfähige Prozesse und sichere, transparente Strukturen auf verschiedenen Ebenen im Unternehmen. Grundsätzlich zeichnet sich ein erfolgreiches Resilienz-Management durch einen an das Unternehmen angepassten Mix aus Stabilität und Flexibilität aus. Während bei größeren Unternehmen Stabilität eine herausragende Rolle spielt, zeigen kleinere Unternehmen ihre Stärken in der Krise vor allem durch flache Hierarchien, eine hohe Wendigkeit, schnelle Reaktionen und ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Wandelbarkeit.
Wie wird das Resilienz-Management in der Praxis umgesetzt? Stabilität im Unternehmen sichern:
- Ein verlässliches Netzwerk an Partnern und Lieferanten und gut gelebte Beziehungen machen ein Unternehmen robuster.
- Eine starke Unternehmensführung, die souverän und effektiv agiert, wirkt sich positiv auf das gesamte Ökosystem aus und bringt die notwendigen Voraussetzungen mit, um das Unternehmen erfolgreich durch Krisen zu führen.
- Transparenz in allen Bereichen des Unternehmens ist eine Grundvoraussetzung, damit das Unternehmen jederzeit sehen kann, wo es steht und bei Unstimmigkeiten, Abweichungen oder Störungen rechtzeitig reagieren kann. Sei es in der Liquidität, in den Lieferketten oder im HR.
- Die Fokussierung auf den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens sichert Ertrag und Liquidität. Beides sind wesentliche Elemente eines resilienten Unternehmens, da diese Handlungsalternativen ermöglichen.
- Eine fokussierte strategische Ausrichtung der Organisation und ihrer Geschäftsmodelle.
- Um richtig einschätzen zu können und zu wissen, wo das eigene Unternehmen auf der Resilienz-Skala steht, bedarf es einer klaren ungefilterten Reflektion der eigenen Stärken und Schwächen. Es sollte in der Lage sein, sein Ökosystem reflektiert zu betrachten, um potenzielle Chancen und Krisen zu erkennen.
- Eine positive Unternehmenskultur, die Leitsätze und Unternehmensziele verständlich vermittelt schafft Vertrauen, Teamgeist, Engagement und Commitment.
- Mit ausreichenden finanziellen und materiellen Ressourcen können Durststrecken überbrückt werden.
- Strukturen und Prozesse sollten so angepasst werden, dass Ruhe in die Organisation kommt.
- Ein professionelles Compliance-Management mit internen Standards und dem Aufbau eines inneren Kontrollmechanismus verhindert unrechtmäßiges Verhalten im Unternehmen und sorgt für Regeltreue und -konformität. Das schützt ein Unternehmen vor vermeidbaren Risiken und Imageschäden.
- Die digitale Transformation der Arbeitswelt sowie die Digitalisierung von Produktion und Lieferketten sichern Schnelligkeit, Effizienz und Transparenz – wichtige Elemente resilienter Unternehmen. Die Digitalisierung fördert auf verschiedenen Ebenen die Widerstandsfähigkeit, das hat auch die Corona-Krise gezeigt. Automatisierte und zukunftsfähige Prozesse, beispielsweise im HR- oder Liquiditäts-Management machen Entwicklungen transparent, Abläufe schneller, effizienter und flexibler und liefern einen tagesaktuellen Überblick. So können Unternehmen frühzeitig negative Entwicklungen identifizieren und darauf rechtzeitig reagieren.
- Eine Diversifizierung macht ein Unternehmen resilienter. Wenn es sich breiter aufstellt, sich nicht nur auf ein Kerngeschäft fokussiert und „mehrere Eisen im Feuer“ hat, kann das bei disruptiven Entwicklungen ein großer Vorteil sein. Hier hilft eine vorausschauende Unternehmensstrategie trotz Diversifizierung den Fokus auf die Unternehmensziele zu richten.
- Die Personalentwicklung kann gezielt darauf abzielen, wichtige Merkmale wie Selbstständigkeit oder Agilität zu fördern. Auch eine Dezentralisierung der Entscheidungsprozesse und -befugnisse kann bewirken, dass ein Unternehmen resilienter wird. Hier hilft ein vorausschauende HR-Management, bei dem wichtige Analyseinstrumente wie Personalpläne, Altersstrukturanalysen oder Personalentwicklungskonzepte eingesetzt werden.
- Ein Wissensmanagement sichert, dass Wissen und Kompetenzen gefördert, vertieft und vernetzt werden.
- Die kognitiven Ressourcen der Mitarbeitenden sind wertvoll für ein Unternehmen und stärken seine Resilienz. Wissen und Kompetenzen können in Krisenzeiten mobilisiert werden, um schnell kreative und innovative Lösungen zu entwickeln, die das Unternehmen durch die Krise führen.
- Agilität im Unternehmen ist wichtig, um wendig zu bleiben. Treten neue Spielregeln auf, kann sich ein agiles Unternehmen schnell anpassen, um beispielsweise zügig neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Agile Unternehmen zeichnen sich durch Fehlerfreundlichkeit, Transformationsbestrebungen und eine grundsätzliche Offenheit gegenüber Neuem aus. Sie sind in der Lage,Veränderungen in den eigenen Märkten zu forcieren und erfolgreich zu managen, Optimierungen vorzunehmen und Managementbereiche stetig weiterzuentwickeln.