Markt, Kunde, Wettbewerb: Entwicklungen im Blick haben
Das Frühwarnsystem wird im Rahmen eines vorausschauenden Risikomanagements im Unternehmen etabliert, um erfolgskritische Bereiche permanent zu beobachten und damit rechtzeitig Entwicklungen erkennen zu können. Eine Risikofrüherkennung ist nach § 1 StaRUG für Personen, die Geschäfte einer Gesellschaft führen, verpflichtend. Sie verschafft Unternehmern den notwendigen zeitlichen Vorlauf und Handlungsspielraum, den sie für ein erfolgreiches Abwenden einer sich anbahnenden existenzbedrohenden Krise benötigen. Dafür werden wesentliche Parameter und ihre Entwicklung ins Blickfeld genommen. Doch welche sind das? Ein mittelständisches Unternehmen ist ein komplexes, dynamisches Konstrukt. Potenziell gibt es eine Vielzahl von Risiken im Unternehmen und im Unternehmensumfeld. Doch damit ein Frühwarnsystem im Mittelstand umgesetzt werden kann, ist es wichtig, sich auf die zu fokussieren, die im Sinne des Fortbestands des Unternehmens erfolgskritisch sind. Hierbei gibt es naturgemäß Bereiche, die gut messbar sind, während andere Bereiche nach qualitativen Kriterien beurteilt werden müssen.
Relevante Frühwarnindikatoren
Zu den Beobachtungsfeldern des Frühwarnsystems zählt typischerweise der Umsatz. Hierunter gliedern sich eine Vielzahl von Fragestellungen. Die wirtschaftliche Situation meiner Kunden adressiert potenzielle Absatzvolumen und die Sicherheit, für die Leistungen die vereinbarte Gegenleistung zu erhalten. Ebenso stehen hier die Überlegungen zu einer wettbewerbsfähigen Produkt- und Dienstleistungspolitik unter dem Aspekt technologischer Entwicklungen oder anderer Entwicklungen in den relevanten Märkten des Unternehmens. Diese Aspekte und Faktoren müssen festgelegt werden, und durch das Frühwarnsystem in sinnvollen individuellen Zyklen bewertet werden.
Erfolgssicherung in der Praxis
Für mittelständischen Unternehmen wird im ersten Schritt identifiziert, welche Beobachtungsfelder in das Frühwarnsystem integriert werden sollten. Was sind die sensiblen Bereiche im Unternehmen? Welches die bestandsgefährdenden Risiken? Was passiert entlang der Wertschöpfungskette? Mit klarem Blick auf die Zusammenhänge im Ökosystemwird wird definiert, an welchen Stellen das Unternehmen seine „Antennen“ anbringen muss. Das Frühwarnsystem schlägt dann in den erfolgskritischen Bereichen Alarm, wenn sich Faktoren kritisch entwickeln. Dann sollte das Unternehmen umgehend reagieren. Wie genau es in welchem Fall zu reagieren hat, wird im Rahmen des Risikomanagements erarbeitet. Eine Strategie gibt klare Handlungsempfehlungen.
Das Frühwarnsystem kann aber auch umgekehrt als Chancensystem genutzt werden: Denn auch positive Entwicklungen werden in den identifizierten Beobachtungsfeldern regelmäßig eingesehen und bewertet. So können beispielsweise frühzeitig gut laufende Produkte oder Services identifiziert und vorangetrieben oder neue Trends erkannt und für die strategische Ausrichtung bewertet werden. Das permanente Monitoring und Reporting relevanter Unternehmensfelder, spielt auch bei Mittelstandsfinanzierungen eine immer wichtigere Rolle.
Fazit: Das Frühwarnsystem schafft Transparenz im Ökosystem, die das Unternehmen vielseitig für sich nutzen kann. Durch eine systematische Herangehensweise und feste Automatismen hat der Unternehmer stets im Blick, wie sich die wesentlichen Parameter entwickeln. Durch das routinierte Mentoring der Frühwarnindikatoren kann der Mittelständler rechtzeitig auf Veränderungen reagieren. Die Anforderungen an ein Frühwarnsystem sind nicht zu unterschätzen – aber lassen sich mit dem nötigen Erfahrungswert und den passenden Instrumenten fokussiert umsetzen.