- ParkinsonNet vernetzt Dialog zertifizierter Fachkräfte untereinander sowie mit den Patienten technisch wie inhaltlich
- Selbstmanagement der Patienten, Beratung und Betreuung, Qualität der Versorgung bei reduzierten Kosten signifikant verbessern
- Vorbild für Umgang mit und Management von chronischen Erkrankungen
"Patienten mit Parkinson-Krankheit benötigen langfristige Unterstützung, um mit ihren Zustand angemessen umgehen zu können", erklärt der ausgewiesene niederländische Experte im Gesundheitswesen und Co-Chairman der Neurologie an der Uniklinik Radboudum Nijmwegen, Dr. Wil De Vries. "Die Erwartungen der Patienten steigen und steigen, die Gesundheitskosten eskalieren, das medizinische Wissen sowie der technologischen Möglichkeiten schreiten immer weiter fort. Angesichts dieser Aktionsfelder wurde in den Niederlanden mit ParkinsonNet in den vergangenen zehn Jahren ein wegweisendes Projekt entwickelt, das mittlerweile Modellcharakter für den Umgang mit sowie dem Management von chronischen Krankheiten hat. Vor allem aber erleben Patienten wie Fachkräfte eine bessere Qualität bei geringeren Kosten."
Was vor zehn Jahren als regionales Versuchsprojekt für Parkinson-Patienten begann umfasst mittlerweile 66 regionale Netzwerke, denen rund 3.000 ausgebildete, zertifizierte Fachkräfte aus den 15 verschiedenen Disziplinen angeschlossen sind, die sich Parkinson befassen. Vor allem jedoch beteiligt und integriert ParkinsonNet die Patienten selbst transparent an diesem Netzwerk.
Professor Dr. Bastiaan Bloem und Dr. Marten Munneke haben das Projekt initiiert und ständig weiter entwickelt. Das Modell der integrierten Versorgung durch ein Netzwerk von immer wieder und immer weiter verbindlich qualifizierten Fachleuten bietet interessante Perspektiven, um generell die Qualität der Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen zu verbessern.
"Wir vernetzen eine ausgewählte Gruppe von ausgebildeten Gesundheitsfachkräften durch eine gemeinsame Online-Plattform, auf die auch Patienten Zugang haben", erklärt Bloem, Neurologe an der Uniklinik Radboudumc Nijmegen und Experte für Parkinsonerkrankungen. Zu diesen ausgebildeten Fachkräften zählen neben den diversen Fachärzten unter anderem auch Physio-, Sprach- oder Ergotherapeuten und Ernährungsspezialisten.
"Wir haben in den vergangenen zehn Jahren im Konsens Standards für eine konsequent multidisziplinären Versorgung in einem patientenfreundlichen Format entwickelt", so Bloem weiter. ParkinsonNet nimmt lediglich eine begrenzte Anzahl von motivierten Gesundheitsdienstleistern in das Netzwerk auf, die sich in Basisseminaren, kontinuierlichem Dialog und permanentem Informationsaustausch auf Behandlungsleitlinien verständigt haben.
"Die aus dem Netzwerk heraus entwickelten Standards haben zwei wesentliche Vorteile", erklärt Bloem. "Einerseits sind Parkinson-Patienten 'das täglich Brot' dieser Spezialisten. Diese sammeln somit ein Know how und einen Erfahrungsschatz, der den Patienten unmittelbar zu Gute kommt. Unsere zertifizierten Fachleute betreuen und behandeln in einer ganz anderen Qualität als Hausärzte, die lediglich ein bis zwei Parkinson-'Fälle" im Jahr erleben. Andererseits sorgen eben dieser Erfahrungsschatz und die verpflichtenden, standardisierten Vorgehensweisen dafür, dass unsere Spezialisten sich viel mehr Zeit für den einzelnen Patienten nehmen können - und dabei insgesamt im Vergleich zum konventionellen System noch kostengünstiger arbeiten."
Über soziale Netzwerke wie Internet-Foren stellt ParkinsonNET technisch wie inhaltlich Transparenz über die Qualität der Dienstleistungen und deren gesundheitlichen Folgen sicher. Krankenkassen und Krankenhaus haben sich vertraglich auf Erfolgskriterien verständigt: Erfolgreich behandelte und betreute Parkinsonpatienten verursachen deutlich weniger Folgekosten für Hüftbrüche oder Pflegeheimaufenthalte als konventionell behandelte Patienten. Entsprechende Daten werden im "Parkinson -Atlas" (www.ParkinsonAtlas.nl) veröffentlicht.
"Unser patienten-zentrierter Ansatz ist mittlerweile ein Musterbeispiel für den Umgang mit und dem Management von chronischen Erkrankungen", so Bloem. Das renommierte British Medical Journal berichtete im März 2014 unter dem Titel "Revolutionäres Management chronischer Krankheiten" über das Parkinson-Projekt. Das Selbstmanagement der Patienten, die Beratung und Betreuung sowie die Qualität der Versorgung wurde bei reduzierten Kosten signifikant verbessert: nachweislich werden in den Niederlanden mittlerweile für die Parkinson-Erkrankten durch den umfassenden Netzwerkansatz rund 1.000 Euro pro Jahr pro Parkinson-Patient (rund 50.000 in den Niederlanden) eingespart.