"Die Koordinierungsstelle wird unabhängig arbeiten, sie wird von den Unternehmerverbänden Niedersachsens und dem DGB Niedersachsen getragen. Unser gemeinsames Ziel ist es, wettbewerbsfähige Wirtschafts- und Unternehmensstrukturen und somit Arbeitsplätze in Niedersachsen zu erhalten. Unternehmer und Manager, Arbeitnehmervertreter und Gläubiger sollen sich ohne Scheu frühzeitig über Prozesse und Ansprechpartner informieren können. Je früher Krisen erkannt und Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet werden, desto eher können Unternehmen und Gläubiger gegensteuern", so Liersch zu den Zielen des Pilotprojekts.
Koordinierungsstelle als Kommunikationsplattform
Das seit 1. März 2012 geltende "Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG)" biete vielen kleineren und mittleren Unternehmen neue Möglichkeiten, sich frühzeitig, plan- und kontrollierbar um Sanierungsoptionen zu kümmern. Gleichzeitig seien auch die Anforderungen an Dokumentationen gewachsen.
Die Koordinierungsstelle Restrukturierung gebe interessierten Stakeholdern - Unternehmern, Managern oder auch Arbeitnehmervertretern - ein Netzwerk an die Hand, sich über Verfahrensweisen, Strukturen, Ansprechpartner oder rechtliche Optionen in Restrukturierungs- und Sanierungsprozessen frühzeitig zu informieren, "ohne die Grenze zur Rechtsberatung zu überschreiten", betonte Liersch.
Darüber hinaus könne die Koordinierungsstelle den Dialog zwischen schuldnerischen Unternehmen und Hauptgläubigern anstoßen, zweckmäßige Strukturen möglicher späterer Gläubigerausschüsse aufzeigen und geeignete Persönlichkeiten rechtzeitig zusammen an einen Tisch bringen.
"Das niedersächsische Justizministerium begleitet das Projekt beratend, die Insolvenzgerichte begrüßen den Ansatz grundsätzlich, im Sinne der neuen gesetzlichen Möglichkeiten frühzeitig und professionell zu informieren und in der Anfangsphase zu koordinieren", erläuterte Liersch.
TMA Deutschland begrüßt Ansatz des "Stakeholdermanagements"
Dr. Frank Nikolaus, Vorsitzender des Präsidiums der TMA Deutschland, begrüßte den Ansatz Niedersach-sens: "Stakeholdermanagement kann in Krisensituationen wichtiger sein als das staatliche Füllhorn. Wenn Niedersachsen eine Anlaufstelle für betroffene Unternehmen, Unternehmer und Stakeholder schafft, die in kritischen Phasen wichtige Kontakte herstellt ohne gleich Zahlstelle zu sein, dann wurde uns heute aus Sicht des Berufsverbands der Restrukturierer und Sanierer in Deutschland ein Leuchtturmprojekt präsentiert."
Die richtigen Ansprechpartner schnell und zuverlässig zu identifizieren erspare viel Zeit und schone personelle und finanzielle Ressourcen. Die Erfolgs- und Evaluationskriterien der Koordinierungsstelle konnten in der Diskussion zwar noch nicht trennscharf definiert werden, so Nikolaus. Die relevanten Anspruchsgruppen außergerichtlich zu vernetzen und auf regionaler Ebene aktiv miteinander zu verzahnen sei jedoch ein Schritt in die richtige Richtung.
Die Turnaround Manager Association (TMA) Deutschland
Im Rahmen der Vorgaben der TMA Turnaround Management Association, Chicago, USA, hat sich die Gesellschaft für Restrukturierung - TMA Deutschland e.V. zum Ziel gesetzt, in dem Bereich der Unternehmensrestrukturierung und -sanierung sowie der sanierenden Unternehmensinsolvenzen in der Bundesrepublik Deutschland unterstützend tätig zu werden und die internationale Zusammenarbeit ihrer derzeit über 200 Mitglieder sowie deren Fortbildung zu fördern.
Weitere Informationen unter www.tma-deutschland.org