- Energieministerin Siegesmund sichert Unterstützung zu
- Regionale Wertschöpfung profitiert vom Anlagenbau
Zur Deckung des erheblichen Energiebedarfs des Thüringer Industriestandorts Hermsdorfer Kreuz strebt die Initiative TRIDELTA CAMPUS Hermsdorf mit seinen Mitgliedern der Keramik- und Elektronik-Branche eine autarke, somit von externen Lieferanten unabhängige, Energieversorgung an. Unter anderem werden Gespräche mit Projektpartnern ThEEN e.V. und HySON-Institut im Rahmen des geförderten GREAT H2-Projektes über mögliche Anwendungen grünen Wasserstoffs geführt, dessen Erzeugung den Bedarf an Erneuerbarer Energie weiterhin erhöht.
Energieministerin Siegesmund lobte den Weitblick des Industrieclusters, gemeinsam für das Gewerbegebiet eine eigeneständige Energieversorgung durch erneuerbare Energien anzustreben. Sie sicherte dabei Unterstützung zu: „Die Erneuerbaren, insbesondere die Windkraft, sind elementare Wirtschaftsfaktoren geworden, die Unternehmen bei der Standortwahl massiv beeinflussen. Ein Weiter-so mit fossiler Energie kann sich keiner mehr leisten. Wir brauchen den verstärkten Ausbau der Erneuerbaren. Die Unternehmen in Thüringen brauchen Planungssicherheit. Wir wollen dafür die Verfahren für neue Anlagen beschleunigen. Es liegen landesweit gute Projekte mit Wertschöpfung für und Beteiligung in den Regionen vor.“
Daniel Störzner, Vorstandsvorsitzender des TRIDELTA Campus Hermsdorf sowie Geschäftsführer der LCP Laser-Cut-Processing GmbH erläuterte die Vision des TRIDELTA CAMPUS: 80% Strom aus eigener Erzeugung. „Ein planbarer Energiemix, gezielte Technologieförderung und Umsetzungsprojekte wie GREAT H2 sind für eine erfolgreiche Energiewende entscheidend. Kurzfristige Risiken am Hightech-Standort hinsichtlich Versorgungssicherheit und Preisstabilität sind jedoch existenziell und bedrohen das Überleben der KMUs. Diese Herausforderungen müssen zwingend und schnellstmöglich auf politischer Ebene gelöst werden.“
Damit ist der Hightech Campus in Hermsdorf nicht allein. Perspektivenreich wurden die Vorteile der Windenergie für die regionale Wertschöpfung und ein zukunftsgerichtetes Wirtschaften präsentiert und aktuelle Hemmnisse in weiteren Regionen sowie mögliche Lösungsansätze für den beschleunigten Windenergie-Ausbau diskutiert.
Die Tridelta Weichferrite GmbH, in deren Räumlichkeiten das Event stattfand, präsentierte mit einer Werksbesichtigung anschaulich ihre Produktion von Hochleistungselektronik-Komponenten, die auch in Windkraftanlagen zum Einsatz kommen. Für die Umsetzung der Energiewende und das Unternehmen steht hier also eine klare Win-Win Situation zur Debatte. „No magnetism – no energy. Unser Beitrag zur Energiewende ist die Herstellung von Magnetkeramik mit deren Hilfe man Strom erzeugen, wandeln und transformieren kann. Als einziger Hersteller entsprechender Werkstoffe in Europa sind wir gegenüber dem Weltmarkt sehr preissensibel. Durch steigende Energiepreise ist nicht nur unsere Produktion gefährdet, sondern auch unser Beitrag als deutsche Firma zur Energiewende.“ so Rico Wachs, Geschäftsführer der Tridelta Weichferrite GmbH.
ThEEN-Beirat und Landesvorsitzender des Bundesverband WindEnergie e.V. Landesverband Thüringen Frank Hummel kennt die Situation der Unternehmen. „Wir erhalten wöchentlich Anfragen Thüringer Unternehmen, die ihren Energiebedarf mit vor Ort erzeugter Windenergie decken wollen und Beratung wünschen. Vor allem fehlende bebaubare Flächen (Windvorranggebiete) und langjährige Genehmigungsverfahren erschweren den Zubau der Windkraft in Thüringen. Wir fordern dringend notwendige gesetzliche Änderungen auf Bundes- und Landesebene, eine deutliche Beschleunigung der Ausweisung von Windvorranggebieten in den Regionalen Raumordnungsplänen und die Schaffung der Möglichkeit, dass Kommunen auch im Interesse ansässiger Unternehmen im Rahmen der kommunalen Bauleitplanung selbst kleinere Gebiete für die Nutzung der Windenergie ausweisen können.“
Die Servicestelle Windenergie der Thüringer Energie- und GreenTech Agentur (ThEGA) bietet interessierten Unternehmen Unterstützung. „Im Zuge einer Initialberatung für Unternehmen betrachten wir die Unternehmensstandorte auf ihre Eignung für Wind- und Solarenergieanlagen und geben den Unternehmen Hilfestellung bei Planung, Beantragung und Bau von Eigenversorgungsanlagen“, so Prof. Dr. Dieter Sell, Geschäftsführer der ThEGA.
Der Freistaat Thüringen will sich 2040 bilanziell zu 100 % aus Erneuerbaren Energien versorgen. Aktuellen Studien der Hochschule Nordhausen zufolge[1] bedarf es im Jahr 2040 demnach anteilig einer Windenergieleistung von 4,85 GW. Nach Angaben des Thüringer Landesverwaltungsamts (TLVwA) drehen sich in Thüringen gegenwärtig 858 Windenergieanlagen (WEA) mit einer installierten Leistung von ca. 1.765 MW. Bis 2040 müssten jährlich 172 MW Windenergieleistung hinzukommen. Im aktuellen Jahr 2022 (Stand 22.08.2022) wurden bisher nur knapp 71 MW installiert. Zwei Anlagen in Thüringen wurden zurückgebaut, während 16 WEA zugebaut wurden.[2]
„Wir brauchen für die erfolgreiche Dekarbonisierung der Wirtschaft alle Erneuerbaren Energien, Planungssicherheit für investierende Unternehmen und politischen Rückenwind für unsere Industriestandorte. Der zeitnahe, zukunftsfähige Umbau der Energieversorgung ist existenziell für ansässige Unternehmen und sichert somit eine Vielzahl von Arbeitsplätzen in Thüringen“, so Fabian Hoppe, ThEEN-Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der H.M. Heizkörper GmbH Heating Technology.
[1] Quelle: Institut für Regenerative Energietechnik (in.RET), Hochschule Nordhausen (2021): So geht’s – Wie Thüringen klimaneutral wird.
[2] Quelle: Thüringer Landesverwaltungsamts (TLVwA)