Thomas Sauter vom leitenden Ingenieurbüro Wassermüller aus Ulm kennt das Projekt genau: „Früher versickerte das Abwasser von der Autobahn und der Umgebung einfach im Graben, das ist nicht mehr zeitgemäß. Das Abwasser wird nun über verschiedene Rückhalte- und Reinigungsbecken gedrosselt und gereinigt und erst dann in einen Kanal geleitet, der zur Donau führt.“ Der Kanal führt nun von Unter-Elchingen bis zur Donau, der erste Abschnitt des Kanals wurde zunächst von der Donau bis zur Autobahnquerung gebaut. Für den zweiten Abschnitt wurde das 40 m lange Stahlrohr, das später mehrere Abwasserrohre aufnehmen sollte, bei laufendem Verkehr mit Hilfe der weltgrößten Ramme GRUNDORAM Apollo unter der Autobahn vorgetrieben. Damit konnten Beschädigungen und damit verbundene Sperrungen der Autobahn vermieden werden.
Diese Maßnahme wurde vom der Helmut Uhrig Straßen- und Tiefbau GmbH aus Geisingen umgesetzt, der über 55 Jahre Erfahrung mit der Erstellung von Abwasser- und Regenwassersystemen mitbringt. Kurz zuvor hatte Uhrig den 11.5 t schweren Apollo eigens für dieses Projekt erworben. Die 4,4 Meter lange Ramme wartet mit einer Schlagenergie von 40.500 J für den Rohrvortrieb auf und stellt so die Idealbesetzung für Maßnahmen dieser Größenordnung dar.
Thomas Sauter sagt: „Es ging darum, ein Verfahren zu finden, das arm an Erschütterungen ist und auch nur minimale Setzungen an der Autobahn nach sich zieht, die Vorgabe des Bauherrn lautete auf weniger als 15 mm. Dies konnte die Fa. Uhrig mit ihrer neuen Ramme umsetzen.“ Mit üblichen Vortriebsverfahren hätte diese Setzung laut gutachterlicher Schätzung 4 bis 7 cm betragen und daher eine Sperrung der Autobahn für die Reparatur mit zusätzlichen Kosten von über 250.000 € nach sich gezogen.
Anspruchsvolle Unterquerung innerhalb von wenigen Tagen
Zur Führung des tonnenschweren, spiralgeschweißten Rohrstrangs dienten auf ein Betonfundament montierte Doppel-T-Träger, ein 50-t-Bagger half bei der Positionierung. Trotz diverser Widrigkeiten wie einem besonders zähen, lehmigen Boden und dem Ausfall eines Kompressors konnte das erste, Segment mit Oberkante 4,2 Meter bei strömendem Regen innerhalb von zwei Tagen eingerammt werden. Nach einigen technischen Verbesserungen ging der Vortrieb des zweiten und dritten Segments deutlich schneller vonstatten, sodass sich Uhrig-Geschäftsführer Christoph von Botmer und Projektleiter Tim Strauch sehr zufrieden mit dem ersten Einsatz ihrer neuen GRUNDORAM zeigten.
Das Projekt hat insgesamt rund zwei Wochen in Anspruch genommen – einschließlich des zeitintensiven Zusammenschweißens der einzelnen Rohrsegmente und des relativ aufwändigen Herausschaffens des Abraums aus Erdreich, Felsen Wurzeln und Altmetall aus dem Kanal, das mit Hilfe eines elektrischen Minibaggers und eines Saugbaggers bewerkstelligt werden musste. Zum Ende der Maßnahmen konnte Bauleiter Thomas Sauter feststellen: „Die Rechnung ist voll aufgegangen, diese spezielle Vorgehensweise ist in Bezug auf Erschütterungen und Setzungen optimal gelaufen. Es gab lediglich kaum wahrnehmbare Setzungen, somit ist dieses Verfahren hinsichtlich Zeit, Material- und Maschineneinsatz und somit Kosten eine Win-Win-Situation gleichermaßen für den Auftraggeber wie für den Auftragnehmer.“
Vorteile des Rammverfahrens:
Der dynamische Rohrvortrieb im Rammverfahren hat viele Vorteile: Mit den druckluftbetriebenen Horizontalrammen können Medien- oder Schutzrohre bis 4.000 mm Æ in geschlossener Bauweise verlegt werden. Beim Vortrieb der vorne offenen Stahlrohre wird hohe Zielgenauigkeit erreicht, weil der dynamische Schlag den Boden durchschlägt und Hindernisse nicht im Ganzen verdrängt und vor sich hergeschoben werden müssen. Zudem benötigen die robusten, langlebigen Rohrrammen kein Presswiderlager, was Rüstzeiten verkürzt und Projektmittel einspart. Weiterhin kamen auch bei diesem Projekt alle bekannten Vorteile zum Tragen, die allgemein für die NODIG-Technologie gelten: Geringerer Zeit- und Kostenaufwand, deutlich weniger Emissionen und Ressourcenverbrauch, kaum Eingriffe in die Umwelt oder vorhandene Infrastrukturen.