Mit der Verabschiedung der Nationalen Wasserstrategie hat das Bundeskabinett im Frühjahr 2023 ein Zeichen gesetzt: Wasserwirtschaft soll effizient, resilient und nachhaltig gestaltet werden. Hohes Potenzial birgt hierfür die Kombination von Sensorik und aktuellen Umwelttechnologien. Das Umweltcluster Bayern und das Cluster Sensorik haben als moderierende Akteure den entscheidenden Vorteil, dass sie ihre jeweiligen Expertisen und Netzwerke in das Fachforum einbringen können, so Alfred Mayr, Geschäftsführer des Umweltcluster Bayern. „Wir Cluster bieten eine solide Basis und ermöglichen einen speziell auf die Bedürfnisse der Wasserwirtschaft zugeschnittenen Austausch. Nachhaltig lassen sich so Umwelttechnologie und Sensorik zu konkreten Lösungsansätze kombinieren – und auch sofort in der Praxis anwenden.“
Bayerische Anbieter liefern bereits Lösungen, um Leckagen zu lokalisieren oder Wasserparameter zu messen, Anlagen zu überwachen oder zu steuern. Diese Lösungen und wie nutzerfreundlich Hightech-Anwendungen mittlerweile gestaltet sind, ist in der Breite bei Wasserversorgern oft noch nicht ausreichend bekannt. „Sensorik-Anbieter aus Bayern sind für diese Herausforderungen bestens gewappnet“, berichtet Matthias Streller, Geschäftsführer des Clusters Sensorik. Als Beispiele nennt er IIoT-Systeme für Messaufgaben – vom Pegelstand bis hin zur Überwachung von Pumpen – sowie Lösungen zum Wasserqualitätsmonitoring „Made in Bavaria“.
Kein Weg führt an „Digitalisierungsoffensive“ vorbei
Patrick Franke, Geschäftsführer der NXTGN GmbH, entwickelt mit seinem Team digitale Lösungen für das Wassermanagement. Gemeinsam mit Edmund Berg (edberg kommunal GmbH) zeigte er beim Technologieforum unter anderem essenzielle Komponenten sowie Auswahlkriterien für die Entwicklung eines autarken Pegelmesssystems. „Es braucht den Mut der lokalen Verwaltung, digitale Lösungen im Wassermanagement einzusetzen,“ so Berg. Tenor des gemeinsamen Vortrags: Das Billigste ist nicht zwingend das Beste. Beim Hochwasserschutz gehe es schließlich auch um Menschenleben, daher dürfe hier nicht gespart werden. Auch die Qualifizierung von Beschäftigten und gut organisiertes Wissensmanagement stehen aktuell auf der To-Do-Liste vieler Kommunen. „Aus Sicht eines Wasser- und Abwasserbetriebs führt an einer Digitalisierungsoffensive kein Weg vorbei,“ so ein Teilnehmer. „Nicht nur um unseren Stakeholdern in der Kommune Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu bieten, sondern auch zukünftig ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.“
Pragmatismus für sofort sichtbare Erfolge: Die „Sowieso-Strategie“
„Erfahrung ist nicht alles, was man sieht, es muss ausgesprochen werden“, so Prof. Günter Müller-Czygan von der Hochschule Hof. Er erläuterte, wie sich Erfahrungswissen auch digital abbilden lässt. Die Dokumentation des Wissens, insbesondere des Sonderwissens z. B. von älteren Mitarbeitenden, die in Rente gehen, sei schwierig und aufwendig, werde aber zunehmend notwendiger. Er selbst war u. a. mehr als 20 Jahre als selbstständiger Ingenieur für Siedlungswasserwirtschaft und Förderberater für Unternehmen der Wasser- und Versorgungswirtschaft tätig. Der Mitarbeitende sei sogar manchmal der bessere Sensor, so seine Meinung. Mit der „Sowieso-Strategie“ möchte er die Kommunen zu mehr Pragmatismus anregen: Sie sollten bei ohnehin erforderlichen Projektvorhaben wie Kanalsanierung einfach auch gleich kleine Digitalisierungsmaßnahmen vornehmen. Das könne einen Einstieg mit wenig Aufwand, schnellem Mehrwert und sogar Anstoß für weitere Digitalisierungsaktivitäten der Kommunen sein. „Bei einer Kommune werden wir mittlerweile zu Planungsgesprächen hinzugezogen“, berichtet er als Erfolg. Regenabflüsse im Kanalnetz auf Basis der zuvor installierten Messsysteme besser zu regeln und Rückhaltepotenziale zu nutzen sei das Ziel der gemeinsamen Gespräche.
Auch im Wissensmanagement wollen die beiden Cluster Unterstützung leisten. Eine Bestandsaufnahme konkreter Anforderungen, aber auch aktueller Hürden aus Sicht der jeweiligen Akteursgruppe war dann Gegenstand des Workshop-Nachmittags. Aus den Rückmeldungen der Teilnehmenden – Anbietern von Umwelttechnologien, kommunalen Vertretern und wissenschaftlichen Experten – erstellen die Cluster nun eine Handreichung, gibt Matthias Streller, Geschäftsführer des Clusters Sensorik, als Ausblick. Die wichtigsten Schritte und Bausteine bei der Einführung nachhaltiger digitaler Lösungen sollen so für alle Interessierten leicht verständlich, nutzerfreundlich und motivierend dargelegt sein.
Das Projekt NUTSEN
NUTSEN steht für „Nachhaltige Umwelttechnologien durch Sensorik“. Seit Beginn des Jahres hat das Projektteam den Bedarf an neuen Technologielösungen in Bayern erhoben, war mit Kommunen sowie mit Anbietern innovativer Lösungen im Austausch. Das Projekt NUTSEN wird im Rahmen der Förderinitiative „Cross-Cluster Bayern 2023“ durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie im Zeitraum vom 01.01.2023 – 31.12.2023 gefördert.