Schaut man auf die Entwicklung der Risiken bei der Innenbrandbekämpfung, wird man in den vergangenen Jahrzehnten signifikante Veränderungen feststellen. Baustoffe, das Material von Einrichtungsgegenständen und Bauformen haben sich verändert. In den Wohnungen und Gebäuden sind weitaus mehr elektronische Komponenten verbaut. Hinzu kommt, dass der Anteil an Brandeinsätzen am Gesamteinsatzvolumen der Feuerwehren stetig abnimmt. Erfahrungen im Rahmen von Brandeinsätzen zu sammeln ist für heutige Feuerwehrleute, ganz gleich ob Berufs- oder Freiwillige Feuerwehr, schwer. Andere Aufgaben, wie z. B. die technische Hilfeleistung rücken mehr und mehr in den Fokus
So ist es nicht verwunderlich, dass seit einigen Jahren die Realbrand-Ausbildung bei deutschen Feuerwehren immer mehr in den Vordergrund rückt. Die Erfahrung mit echtem Feuer, realer Hitze und Rauch ist genauso wichtig, wie der sichere Umgang mit hydraulischem Rettungsgerät. Was in den benachbarten Niederlanden seit langer Zeit Pflicht ist, wird auch für deutsche Brandschützer immer wichtiger. Hier bietet die Training Base Weeze optimale Ausbildungsbedingungen.
Bisher übte der überwiegende Teil der deutschen Feuerwehren die Innenbrandbekämpfung entweder ohne echtes Feuer, mit Nebelmaschinen oder in teilweise mobilen Container-Übungsanlagen. In diesen häufig ebenerdigen Anlagen lassen sich jedoch Brandphänomene, wie sie im realen Einsatz und echten Gebäuden vorkommen, nicht darstellen. Häufig werden diese Anlagen mit Gas befeuert, was eine kaum vorhandene Rauchentwicklung und damit beste Sichtverhältnisse zur Folge hat. In der Realität allerdings gehen Feuerwehrleute nahezu blind, unter „Null Sicht“ in ein Brandgebäude.
Echtes Feuer in echten Gebäuden
Worin liegt der Unterschied zum Realbrand-Training auf der Training Base Weeze? In Weeze trainieren die Einsatzkräfte in realen, häufig mehrgeschossigen Gebäuden. Bis 1999 gehörte dieses Areal zur britischen Luftwaffe. Nach dem Abzug der Royal Air Force stand das Areal leer. Neben dem Kasernen- und Flughafengelände hatten die Briten eine Siedlung mit dem Ausmaß einer Kleinstadt errichtet. Rund 15.000 Menschen, überwiegend britische Soldat*innen und deren Familien, lebten in Laarbruch. Mit einem eigenen Kraftwerk, Supermärkten, einer ausgedehnten Reihen- und Mehrfamilienhaus-Siedlung und sogar einem eigenen Krankenhaus waren sie unabhängig von den umliegenden Ortschaften. Heute sind die meisten der Gebäude speziell für die Einsatztrainings von Feuerwehr, Polizei, Katastrophenschutz und militärischen Spezialkommandos präpariert.
„Die Trainings finden in realen Gebäuden mit entsprechender Innenausstattung statt.“, erläutert Karsten Ophardt, Pressesprecher der Training Base Weeze. „So haben wir beispielsweise eine Kfz.-Werkstatt inklusive Hebebühne, Grube, Werkbänken und in der Werkstatt stehenden Fahrzeugen. In einem anderen Szenario bekämpfen die Einsatzkräfte einen Brand in einem komplett eingerichteten Restaurant oder einer möblierten Wohnung.“ Viele der Gebäude sind mehrgeschossig, so dass sich der Brandrauch wie im realen Einsatz im ganzen Gebäude ausbreitet. „In unserem sogenannten Brandlabor bieten wir den Feuerwehrkräften die Möglichkeit, einen Brand von der Entstehung bis zum Vollbrand beobachten und mit den Trainern die notwendigen Taktiken erarbeiten zu können.“, führt Ophardt fort.
Alle Szenarien sind Feststoffbefeuert. Entsprechend dicht ist der Rauch. Wie im echten Einsatz gehen die Einsatzkräfte unter „Null Sicht“ vor. Dabei achten die Weezer sehr genau auf den Umweltschutz. „Wir verbrennen nur unbehandeltes A1-Holz in Form von Einwegpaletten.“, erklärt Karsten Ophardt. „Der entstehende Rauch verteilt sich im Gebäude und die vorgehenden Trupps müssen sich – wie im echten Einsatz – tastend fortbewegen.“ Begleitet werden die Übungsgruppen während des Trainings von einem erfahrenen Sicherheitsteam der Training Base.
„Vom Kellerbrand bis zum Feuer im Dachstuhl ist bei uns alles möglich.“, so Ophardt weiter. Ob Wärmegewöhnung, Personensuche unter Nullsicht, Strahlrohrtechniken und Rauchgaskühlung oder taktische Ventilation – in Weeze lassen sich alle Trainingsziele einzeln oder kombiniert trainieren und optimieren. Dabei ist der Umfang des Trainings von der Größe der Trainingsgruppe, der zur Verfügung stehenden Zeit und dem Trainingsziel abhängig.
Zehn Jahre realistische Trainings – das Konzept geht auf
Philip Janssen, Geschäftsführer der Training Base Weeze und Thomas Mock, operativer Leiter, sind überzeugt von ihrem Konzept. „Die Realbrand-Ausbildung ist ein wichtiger Teil der Aus- und Fortbildung von Einsatzkräften. Die Rückmeldungen unserer Kunden zeigen uns, dass wir mit unserem Konzept auf dem richtigen Weg sind.“, so Thomas Mock. „Viele unserer Trainingsteilnehmer melden uns zurück, dass sie sich durch ein Training bei uns sehr gut auf den Einsatz vorbereitet fühlen.“
Im Rahmen der Konversion ehemaliger Militärstandorte eröffnete 2012 die Training Base Weeze GmbH & Co. KG. Seither wächst die Training Base ständig und ist inzwischen europaweit das größte Trainingszentrum für BOS-Einsatzkräfte. Durchschnittlich trainieren 25.000 Feuerwehrleute, Polizeibeamte, Soldaten und Katastrophenschützer jährlich an der deutsch-niederländischen Grenze. 28 festangestellte und über 130 freiberufliche Mitarbeiter*innen sorgen für einen reibungslosen und zielführenden Trainingsablauf.
Neben der Realbrand-Ausbildung bietet die Training Base Weeze Einsatztrainings in den Bereichen Katastrophenschutz und Flugzeugbrandbekämpfung. Hierfür wurden in den vergangenen Jahren mehrere vorbildgetreue Flugzeug-Trainingsmodelle (Airbus A320 / Boing 737) angeschafft und ein Trümmergelände errichtet. Auch Einsatzkräfte von polizeilichen und militärischen Spezialkommandos trainieren in Weeze. Von der einfachen Personenkontrolle bis zur komplexen Terrorlage stellen die Niederrheiner alles dar, was der Kunde sich wünscht.
Alle Trainings finden in einer Drohnen-Flugverbotszone auf einem mit Sichtschutzzäunen umgebenen Gelände statt. Die Trainingsgruppen können sich so voll und ganz auf ihr Training konzentrieren ohne Sorge haben zu müssen, sich kurz darauf in den sozialen Netzwerken wiederzufinden.