Osterloh erläuterte, dass die TRATON GROUP mit ihren Marken Scania, MAN Truck & Bus, Navistar und Volkswagen Caminhões e Ônibus weltweit bereits batterieelektrische Lkw, Busse und Transporter in Serie anbietet. Fortschritte bei der Batterietechnologie ermöglichen nach Einschätzung der TRATON GROUP schon in den kommenden Jahren Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometern mit nur einer Ladung. Die Ladezeiten liegen dabei deutlich unter einer Stunde, das Laden ist somit während der in Europa gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepausen möglich. „Damit wird die Elektromobilität endgültig tauglich für den Fernverkehr und ebenso für den Massenmarkt“, sagte Osterloh.
Bislang fehlt für batterieelektrische Nutzfahrzeuge im Langstreckenbetrieb in Europa die notwendige Ladeinfrastruktur. Um hier eine Initialzündung zu setzen, plant die TRATON GROUP zusammen mit der Volvo Group und Daimler Truck ein Joint Venture, welches innerhalb von fünf Jahren nach Gründung mindestens 1.700 Hochleistungs-Ladepunkte für Ökostrom an und in der Nähe von Autobahnen sowie an Logistik-Hubs und an Abladestellen errichten und betreiben will. Für das Joint Venture ist noch die Zustimmung der Kartellbehörden nötig. „Wir hoffen auf einen zeitnahen Abschluss der behördlichen Prüfungen, um mit dem Joint Venture endlich Fahrt aufnehmen zu können“, sagte Osterloh. Mit einer Investition in Höhe von 500 Millionen Euro wollen die drei Nutzfahrzeughersteller im Joint Venture beim Aufbau der Infrastruktur in Vorleistung gehen.
Osterloh machte deutlich, dass es ergänzend zum geplanten Netzaufbau durch das Joint Venture auch staatliche Unterstützung und ein klares Signal der Politik geben müsse, nicht zuletzt, um Vertrauen bei weiteren EU-Mitgliedsstaaten und den Spediteuren aufzubauen. Dies sollte etwa die Ankündigung der Bundesregierung für den Aufbau eines deutschen Lkw-Ladenetzes sein, analog zum bereits beschlossenen Deutschland-Netz für Pkw. „Dem Staat kommt eine besondere Rolle zu, da viele der benötigten Flächen entlang der Autobahnen ohne staatlichen Eingriff nicht für den Aufbau von Lkw-Ladepunkten umfunktioniert werden können“, sagte TRATON-Vorstand Osterloh und ergänzte: „Jetzt ist die Politik gefordert, den Ausbau der nötigen Lade-Infrastruktur voranzutreiben, um der Elektromobilität auch bei schweren Lkw zum Erfolg zu verhelfen.“
Der Austausch von Wissing und Osterloh fand im Vorfeld einer Veranstaltung auf dem ehemaligen Flugfeld Berlin-Tempelhof statt. Dort wird von der TRATON-Marke MAN Truck & Bus der erste seriennahe Prototyp des batterieelektrischen Fernverkehrs-Lkw MAN eTGX präsentiert, der Anfang 2024 auf den Markt kommen soll.
In einer Diskussion mit Verkehrsminister Wissing und Kristin Kahl, deren Spedition Contargo bereits Erfahrungen im Einsatz von Batterie-Lkw gesammelt hat, betonten die Vorstandsvorsitzenden von MAN Truck & Bus SE, Alexander Vlaskamp, und ABB E-mobility, Frank Mühlon, dass die Industrie bereit für die Transformation hin zu E-Lkw sei. MAN als Nutzfahrzeughersteller und ABB E-mobility als Anbieter von Ladestationen haben ihre Investitionsentscheidungen in batterieelektrische Fahrzeuge und Ladenetze bereits getroffen, jetzt brauche es politische Leitplanken.
MAN-CEO Alexander Vlaskamp: „Wir sind bereit. Aber die Transformation hin zu Null-Emissions-Technologien wird nur gelingen, wenn die Politik massiv in den Aufbau eines belastbaren Ladeinfrastrukturnetzes für schwere Nutzfahrzeuge investiert. Der beschleunigte Ausbau der Ladeinfrastruktur ist die einzige Möglichkeit, die Verkehrswende herbeizuführen und die Klimaziele zu erreichen.“
Bundesminister Wissing zeigte sich beeindruckt von der Veranstaltung: „Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir den Straßengüterverkehr dekarbonisieren. Dabei setzen wir vor allem auf den Markthochlauf von klimafreundlichen Nutzfahrzeugen und den Aufbau einer entsprechenden Hochleistungs-Ladeinfrastruktur. Wichtig ist jetzt, schnell mehr E-Lkw auf die Straße zu bekommen. Die Kooperation zwischen MAN und ABB zeigt, dass wir hier auf einem guten Weg sind.“