Die wichtigsten Finanzierungspartner mittelständischer Unternehmen in Deutschland sind nach wie vor Sparkassen, Genossenschaftsinstitute und private Banken. Die Finanzmarktregulierung macht es diesen Instituten allerdings zunehmend schwerer, dem Mittelstand als Finanzierungspartner zur Seite zu stehen. Von daher steht zu befürchten, dass die Investitionen in die digitale und grüne Transformation womöglich nicht in gewünschtem Maße stattfinden werden. Vor dem Hintergrund dieser Rahmenbedingungen und um auch zukünftig Spielräume in der bankbasierten Unternehmensfinanzierung zu haben, ist eine stärkere Vernetzung mit den internationalen Kapitalmärkten geboten.
In dem vom Stiftungsprojekt Kapitalmarktunion in Auftrag gegebenem Forschungsgutachten „Die zukünftige Vernetzung der bankbasierten Unternehmensfinanzierung in Deutschland mit den internationalen Kapitalmärkten“ beleuchten die Autoren, Herr Prof. Dr. Horst Gischer von der Universität Magdeburg und Herr Prof. Dr. Christoph Kaserer von der TU München, die aktuelle Situation der Mittelstandsfinanzierung in Deutschland, wie sie sich insbesondere vor dem Hintergrund der umfassenden Finanzmarktreformen der letzten Dekade und im Angesicht des durch die Covid19-Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen Abschwungs darstellt.
Die Autoren sind bei der Erstellung des Forschungsgutachtens insbesondere den folgenden Fragestellungen nachgegangen:
- Wie hat sich die Bankfinanzierung in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt und wie wird sie sich weiterentwickeln? Welche Rolle spielen Nicht-Banken in der Kreditfinanzierung?
- Welchen Finanzierungsbedarf haben mittelständische Unternehmen, insbesondere auch vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen?
- Welchen Einfluss wird der veränderte regulatorische Rahmen auf die Mittelstandsfinanzierung haben?
- Welche Potentiale könnte eine verbesserte Vernetzung der bankbasierten mit einer kapitalmarktbasierten Unternehmensfinanzierung entfalten?
- Welche Lehren sind aus der Covid19-Pandemie im Hinblick auf die Unternehmensfinanzierung zu ziehen?
Das Forschungsgutachten stellt somit eine wichtige Bestandsanalyse und Diskussionsgrundlage dar, um der zentralen Frage, in welchem Ausmaß und unter welchen regulatorischen Voraussetzungen die Vernetzung der bankbasierten Unternehmensfinanzierung mit den internationalen Kapitalmärkten gewährleistet werden kann, nachgehen zu können.
Das Forschungsgutachten ist am gestrigen Abend, 12. April 2021 im Rahmen einer vom DIHK ausgerichteten virtuellen Podiumsdiskussion mit Unterstützung des Stiftungsprojekt Kapitalmarktunion vorgestellt worden. Herr Dr. Martin Worms, Staatssekretär im Hessischen Finanzministerium, hat in seinem Eröffnungsvortrag deutlich gemacht, dass der Mittelstandsfinanzierung Brücken für alternative Finanzierungswege jenseits der klassischen Bankfinanzierung gebaut werden müssen. In der darauffolgenden von Herrn Dr. Volker Treier, Außenwirtschaftschef und Mitglied der Hauptgeschäftsführung des DIHK, moderierten Podiumsdiskussion haben die Autoren des Gutachtens zusammen mit Frau Hiltrud Thelen-Pischke, Regulierungsexpertin und Mitglied im Vorstand der Stiftung Kapitalmarktforschung, und Herrn Ralf Brunkow, CFO der WiBu Gruppe, über die Inhalte des Gutachtens diskutiert und konkrete Handlungsempfehlungen ausgesprochen.
SERVICE
Das Forschungsgutachten „Die zukünftige Vernetzung der bankbasierten Unternehmensfinanzierung in Deutschland mit den internationalen Kapitalmärkten“ können Sie auf der Internetseite des Stiftungsprojekt Kapitalmarktunion herunterladen.
Über das Stiftungsprojekt Kapitalmarktunion:
Die Stiftungen Kapitalmarktforschung, Kapitalmarktrecht sowie Unternehmensfinanzierung wurden als gemeinnützige Stiftungen 2004 von damals dreizehn Banken zur Stärkung des Finanzplatzes Deutschland ins Leben gerufen. Mit dem Projekt Kapitalmarktunion wollen sie im Rahmen ihres Förderauftrags einen Beitrag dazu leisten, den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis zu Fragen der Banken- und Kapitalmarktfinanzierung in Deutschland und Europa zu vertiefen.