Trotz der sehr fortgeschrittenen Detaildiskussion und dem nun für den 01.01.2014 feststehenden Inkrafttreten von Solvency II, gibt es zu den zentralen Fragen der Kapitalanforderungen immer noch keine offiziellen Entwürfe, die allen Beteiligten zur Diskussion zur Verfügung bzw. zur Konsultation gestellt werden. Dies wird derzeit erst für Ende 2012 nach Verabschiedung der Omnibus II-Richtlinie erwartet. Da derzeit die Diskussion inoffiziell in der Versicherungsbranche geführt wird gibt es für andere Stakeholder kaum Transparenz. Für entsprechende Analysen möglicher Auswirkungen bspw. auf die Verbriefungsmärkte bleibt daher kaum Zeit.
Der aktuell diskutierte Vorschlag wird dazu führen, dass europäische Versicherer aufgrund der nachteiligen Eigenmittelunterlegung als Investoren in europäische Asset Backed Wertpapiere ausfallen werden. Dies könnte auch deutsche forderungsbesicherte Anleihen treffen, die vor allem für die Absatzfinanzierung der deutschen Autoindustrie genutzt werden.
Die True Sale International GmbH (TSI), in deren Rahmen im deutschen Verbriefungsgeschäft aktiv Banken, Unternehmen, Kanzleien, Beratungsgesellschaften und Dienstleister zusammenarbeiten, appelliert daher vor diesem Hintergrund an die europäischen und deutschen Entscheidungsträger in der Politik und in der Aufsicht, die in der Solvency II vorgesehene Behandlung von Verbriefungen zu überprüfen und entsprechend zu korrigieren.
Die Methodik, die zu den vorgenannten Kapitalanforderungen unter Solvency II führt, wurde weitgehend aus Erfahrungswerten aus den Anleihemärkten für US-amerikanischen Subprime-Hypothekenkrediten abgeleitet. Doch diese Produkte sind mit den qualitativ hochwertigen europäischen forderungsbesicherten Anleihen genauso wenig vergleichbar, wie griechische Staatsanleihen mit den Staatsanleihen aus Deutschland. Dieses Beispiel zeigt die Inkonsistenz des derzeit diskutierten Stands der Durchführungsbestimmungen. So sollen für andere Investments, wie z.B. Anleihen überschuldeter Staaten des Euro-Raums nach wie vor keine Kapitalanforderungen aus einzelnen Marktrisikomodulen berechnet werden. Diese Inkonsistenzen sind nicht im Sinne des in der Solvency II- Rahmenrichtlinie festgelegten Prinzips der "risikoorientierten Kapitalbedarfsermittlung".
Europäische Asset Backed Securities haben über die Krise hinweg
- eine stabile Entwicklung gezeigt
- während der extremen Marktvolatilitäten im vergangen Jahr sich als sicherer Hafen für die Investoren bewährt und eine stabile Preisentwicklung an den Tag gelegt
- eine hervorragende Ratingstabilität aufgewiesen
Dies gilt umso mehr für deutsche forderungsbesicherte Wertpapiere. Frühzeitig, bereits 2004, hat der deutsche Verbriefungsmarkt im Rahmen der TSI ein eigenes Qualitätslabel entwickelt, dass für hohe Standards an Qualität und Transparenz steht und seitdem für viele deutsche Transaktionen vergeben wurde. Es war in vielen Punkten die Vorlage für den neuen europäischen Prime Standard für Verbriefungstransaktionen (Prime Collateralised Securities, PCS), wie er aktuell eingeführt wird.
Deutsche, mit Autokrediten und Autoleasingforderungen besicherte Wertpapiere haben sich über alle Tranchen hinweg über die gesamte Finanzkrise positiv entwickelt und ihre Ratingstabilität nicht nur bewahrt, sondern in vielen Fällen sogar Upgrades erfahren. Dies kann kaum eine andere Assetklasse von sich behaupten.
In Zeiten zunehmender Unsicherheit auf den Finanzmärkten sind forderungsbesicherte Wertpapiere zum einen bei Banken und Wirtschaft als sichere Refinanzierungsquelle , zum anderen von Investoren als sicheres Anlageprodukt zunehmend geschätzt. Die Diskriminierung von Asset Backed Securities in der Solvency II läuft damit den Interessen von Wirtschaft, Banken und Versicherungen gleichermaßen entgegen.