Ausführlich ging Andrew Kimball auf die umfangreichen Learnings ein, welche die Ratingagenturen aus der Finanzkrise gezogen haben. Zwischenzeitlich würde, den Ratingagenturen bereits vorgeworfen, so Kimball, dass ihre Ratings zu konservativ seien.
Auf der TSI-Podiumsdiskussion zum Thema „Regulatorische Rahmenbedingungen und neue Chancen für Verbriefungen“ wurde sich intensiv mit der Capital Requirement Directive (CRD) und dem neuen § 122a auseinandergesetzt. Philipp Sudeck von der BaFin betonte die Notwendigkeit, dass der Originator „skin in the game“, d. h. eine eigene Risikobeteiligung an einer Verbriefungstransaktion haben sollte, um genügend eigene Anreize zu haben, eine sorgfältige Kreditvergabe und Kreditbearbeitung zu gewährleisten. Seitens der anderen Podiumsteilnehmer herrschte weitgehende Übereinstimmung, dass bei deutschen Verbriefungstransaktionen die Regeln des §122 a bezüglich der Risikobeteiligung der verbriefenden Bank bereits zum heutigen Zeitpunkt weitgehend erfüllt und dass deutsche Banken vor diesem Hintergrund gut positioniert seien. Kritischer wurden demgegenüber die ebenfalls in der neuen Regelung geforderten Dokumentationsanforderungen beim Originator betrachtet, wenngleich hier der deutsche Markt mit seiner hohen Transparenz und den wenig komplexen Strukturen ebenfalls gut vorbereitet sei. Dennoch könnte diese Anforderung insbesondere bei kleineren Banken zu Umsetzungsproblemen führen. Insofern sei es wichtig, im Markt eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen, die es auch kleineren Investoren erlaube, in diese Produktgruppen zu investieren.
Im Rahmen der zweiten TSI-Podiumsdiskussion zum Thema „Verbriefungsspezifische Maßnahmen zur Stabilisierung des deutschen Bankensystems im Zuge der Finanzkrise“ unter der Moderation von Dr. Dieter Glüder, Mitglied des Vorstands der IKB, wurden die Bemühungen der EZB zur Sicherstellung der Refinanzierung der Banken durch die Hereinnahme von AAA-gerateten ABS-Anleihen gewürdigt. Gleichzeitig wurde von allen Podiumsteilnehmern die Notwendigkeit betont, die Kapitalmärkte wieder zu reaktivieren. Zukünftige Stützungsmaßnahmen des Staates und der Notenbanken sollten darauf abzielen, dass sich auf den Verbriefungsmärkten Standards durchsetzen, die auch internationale Investoren wieder in die Märkte zurückbringen. Konkret bedeutet dies, dass seitens des Staates Programme und Maßnahmen auf wenig komplexe, transparente und qualitativ hochwertige Transaktionen ausgerichtet werden sollten, die demzufolge auch nachhaltig kapitalmarktgängig seien.
Des Weiteren wurde sich im Rahmen der Podiumsdiskussion intensiv über das Thema Kreditklemme ausgetauscht. Es war zwar allgemeiner Konsens, dass zurzeit noch keine Kreditklemme festgestellt werden könne; im Zuge der zu erwartenden Verschärfung der Kreditkrise würde jedoch die Eigenkapitalposition von Banken weiter unter Druck geraten. Dies hätte dann wiederum zur Folge, dass insbesondere die extrem auf den Bankkredit ausgerichtete deutsche Unternehmensfinanzierung von dieser Entwicklung in besonderem Maße betroffen werden könnte. Von daher muss bereits jetzt über entsprechende staatliche Maßnahmen nachgedacht werden, um die Ausplatzierung von Kreditrisiken aus dem Bankensystem zu begünstigen.
Kritisch wurde seitens der Podiumsteilnehmer konstatiert, dass sich in der europäischen Verbriefungsindustrie nur ein langsamer Umdenkprozess abzeichne. Demgegenüber wurde jedoch positiv hervorgehoben, dass viele der international diskutierten Anforderungen an Verbriefungstransaktionen, wie bspw. Risikobeteiligung, Transparenz, einfache Transaktionsstrukturen etc., im Rahmen deutscher Verbriefungen über die TSI bereits heute als Standard angesehen werden können. Zusammenfassend wurde festgestellt, dass im deutschen Verbriefungsmarkt bereits heute gute Rahmenbedingungen bestehen, auf denen eine staatliche Förderung für Mittelstandsfinanzierungen aufbauen könnte.