Risiken werden leicht unterschätzt: Nach Angaben des Deutschem Verkehrssicherheitsrats (DVR) nehmen Menschen rund 90 Prozent der Informationen aus ihrer Umwelt über die Augen auf. Das heißt: Konzentrieren sich Jugendliche beispielsweise auf dem Schulweg auf ihr Smartphone, stehen nur noch 10 Prozent ihrer Aufnahmefähigkeit zur Verfügung. Sie sind fast komplett vom Geschehen auf der Straße abgelenkt. Sander: „Hören die Fußgänger oder Radfahrer dabei noch Musik über Kopfhörer, bekommen sie vom Straßenverkehr praktisch nichts mehr mit.“
Routine führt zu Selbstüberschätzung
In Deutschland wird nicht erfasst, wie viele Unfälle direkt durch Ablenkung geschehen. Der DVR verweist jedoch auf Schweizer Fachleute, die davon ausgehen, dass jeder vierte Unfall durch Ablenkung verursacht wird. Da der Schulweg für viele Kinder und Jugendliche zur täglichen Routine gehört, glauben sie, diesen blind gehen zu können. „Selbstüberschätzung spielt dabei eine große Rolle“, erklärt Hans-Ulrich Sander von TÜV Rheinland. Ideal wäre für ihn deshalb eine App, die das komplette Handy oder mindestens die Datenverbindung ausschaltet, sobald sich der Schüler mit dem Smartphone in Bewegung setzt.
Doch auch wenn kein Unfall passiert, kann die Handynutzung unangenehme Folgen haben: Wer mit dem Smartphone in der Hand beim Radfahren erwischt wird, muss 25 Euro vom Taschengeld abgeben. Zwar gibt es für Fußgänger keine Strafen, aber die Straßenverkehrsordnung besagt aus gutem Grund: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.“ Durch Handynutzung oder Musikhören ist diese Aufmerksamkeit nicht mehr gegeben. Deshalb empfiehlt Sander: „Hände weg vom Handy. Smartphones und Kopfhörer in der Tasche lassen.“ Das gilt nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern eben auch für Erwachsene.