Nach einem kerntechnischen Unfall sind komplexen technischen, gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Problemen zu begegnen. Speziell während der Dekontamination und der langfristigen Sanierungsmaßnahmen treten eine Vielzahl von Herausforderungen auf. Auf der internationalen Expertenkonferenz wird den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, dazu aktuelle technische und soziale Aspekte zu analysieren und aus dem Unfall in Fukushima-Daiichi zu lernen.
Dr. Jens-Uwe Schmollack, Fachgebietsleiter Kerntechnik und Strahlenschutz und Koordinator für kerntechnische Sicherheit und Strahlenschutz in der asiatisch-pazifischen Region bei TÜV Rheinland wird auf der Konferenz unter dem Titel “Das Strahlenschutz-Regelwerk und seine Implementierung in öffentlichen und industriellen Einsatzbereichen außerhalb von Katastrophengebieten: Fallbeispiele aus Japan nach dem Unfall von Fukushima und was wir daraus gelernt haben” vortragen. Schmollack gibt dabei detaillierte Einblicke in die Arbeit von TÜV Rheinland in Japan und wird als Ergebnis der umfangreichen Erfahrungen aus dem Unfall von Fukushima-Daiichi eine umfassendere Anwendung der modernen Strahlenschutzkenntnisse nach einem kerntechnischen Unfall vorschlagen.
Die Strahlenschutzexperten von TÜV Rheinland leisteten unmittelbar nach dem Unfall technische Unterstützung für Schulen, Privatpersonen, Industrie und Landwirtschaft. Mit Unterstützung durch deutsche Experten und Messtechnik wurde eine regelmäßige Überwachung der radiologischen Situation in der Region Tokio - Yokohama durchgeführt. Die gesammelten Daten der täglichen Überwachung wurden zusammen mit der fachlichen Bewertung der Situation vor Ort über Internet-Plattformen, Partnerorganisationen sowie interessierten Personen zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus organisierten die Experten von TÜV Rheinland eine Vielzahl von Veranstaltungen, auf denen sie über ihre Messergebnisse sowie die Einschätzung der aktuellen radiologischen Situation berichteten.
“Transparenz ist eines der wesentlichsten Momente in solchen Situationen”, sagt Dr. Jens-Uwe Schmollack. “In zahlreichen Vorträgen haben wir die Ergebnisse unserer unabhängigen Untersuchungen Behörden, Schulen, Kindergärten, Unternehmen, Mitgliedern des japanischen Parlaments sowie interessierten Teilnehmern vorgestellt. Wir haben dabei nicht nur über Ergebnisse berichtet sondern auch Empfehlungen gegeben; und es besteht weiterhin Bedarf dafür. Basierend auf unseren gesammelten Erfahrungen sind wir sicher, dass wir mit der IAEO und der internationalen Expertengemeinschaft zu einem nachhaltigeren Strahlenschutzverständnis beitragen können.”
TÜV Rheinland ist Mitglied des Technischen Beratungscouncils für radiologische Sanierung und Abfallmanagement in Japan und führt seine radiologischen Messungen und Untersuchungen fort, die auch weiterhin eine wichtige Rolle in der japanischen Industrie spielen. Zudem unterstützt TÜV Rheinland durch entsprechende Testverfahren den Ausbau erneuerbarer Energien in Japan, insbesondere auf dem Gebiet der Photovoltaik. Darüber hinaus haben TÜV Rheinland und ClassNK Japan erst kürzlich eine Kooperation im Bereich der Windturbinen-Zertifizierung und den damit verbundenen Aufgabenstellungen geschlossen. Die Kooperation umfasst sowohl die gegenseitige Anerkennung der Windturbinen-Zertifizierung als auch die Unterstützung bei der Prüfung von kleinen Windturbinen.