Replikate sollten dem Original entsprechen
Ursprünglich wurden die Fahrzeuge nach dem damaligen Stand der Dinge gebaut, um damit Rennsport zu betreiben. Das wollen ihre Besitzer auch heute noch – ohne Servounterstützung, Traktionshilfen oder sequenzielle Automatikgetriebe. „Doch sicherheitsrelevante Komponenten wie Fahrwerk, Felgen und Bremsanlagen sollten zwar dem Original entsprechen, aber entweder gründlich überholt oder nach dem aktuellen Stand der Technik gefertigt sein“, so Schroeder. „Magnesium-Leichtbaufelgen aus den 1950er Jahren wurden nicht für die Ewigkeit konzipiert, sondern jeweils für eine Saison. Das Material ist heute spröde geworden. Damit sollte niemand beim nächsten Oldtimer-Grand-Prix an den Start gehen.“
Die Replikate sollten jedoch authentisch sein. Ähnliches gilt für die Sitze inklusive Gurte im Rennfahrzeug, die gewisse Sicherheitskriterien erfüllen müssen. Alte Gestelle können brechen, weil sie den enormen Fliehkräften im Renneinsatz nicht mehr gewachsen sind. Der Charakter des Autos muss jedoch auf jeden Fall erhalten bleiben. Eine Umrüstung von Trommel- auf Scheibenbremsen, die es für das Modell nie gab, bleibt tabu.
Es gibt zudem auch eine gewisse Grauzone. Leistungssteigerungen durch Mehrfachvergaser oder schärfere Nockenwellen, Gewichtreduzierung durch den Einbau eines Aluminium-Motors sowie Optimierungen von Fahrwerk und Bremsen, wie sie früher möglich waren, entsprechen natürlich dem Reglement, um so ein schnelles Auto auf die Räder zu stellen. Doch heutige Technik macht es möglich, aus einem alten, äußerlich unveränderten Triebwerk ein paar mehr zusätzliche PS heraus zu kitzeln. „Solche Eingriffe würden das Auto verfälschen. Wie vieles andere eine Sache von Fairness und Authentizität“, meint Norbert Schroeder.
Rennreglements lassen Fragen offen
Auch die Reglements des Weltverbands der Oldtimer-Klubs FIVA (Fédération Internationale des Véhicules Anciens) und der FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) lassen viele Fragen offen. „Das ist die Crux. Doch während Oldtimer-Puristen alles möglichst original haben wollen, tickt die Rennszene etwas anders. Hier heißt es: Original hin oder her, was zählt, sind die Sicherheit und die Gesundheit des Fahrers“, sagte TÜV Rheinland-Fachmann Norbert Schroeder. Deshalb müssen die Autos entsprechend modifiziert werden, um damit weiterhin Rennsport betreiben zu können.
Das Kredo von TÜV Rheinland lautet klar: Sicherheit geht in jedem Fall vor Originalität. Dabei dürfen die Grenzen des Reglements durchaus ausgelotet werden. „Bleibt der historische Rennwagen aber nahezu unverändert im Originalzustand, wandert er besser ins Museum, damit sich die Nachwelt daran erfreuen kann“, unterstrich der Leiter Competence Center Classic Cars von TÜV Rheinland.