Messung anhand neutraler Daten
Der große Fahrerassistenzsysteme-Test von auto motor und sport (ams) zeigt erstmals anhand von neutralen Daten auf, dass die derzeitigen Systeme den Autofahrer nicht zuverlässig vor einem Unfall oder vor dem Bußgeldbescheid bewahren können. Während der Fahrversuche auf einem Testgelände traten bei den dargestellten Standardsituationen teils gefährliche Situationen auf.
Insbesondere die klassische Autobahnsituation - schnelles Einscheren eines Fahrzeugs auf die eigene Fahrspur - machte Unsicherheiten der Systeme deutlich. Hier stellte sich der Bremseingriff nach Meinung des Stuttgarter Fachmagazins teilweise als zu gering und die Reaktionszeit der Systeme als zu groß heraus. Auch eine plötzliche Verzögerung des Vordermannes im Kolonnenverkehr stellte einige Systeme durch zu lange Reaktionszeiten oder unzureichende Verzögerung genauso vor Schwierigkeiten wie plötzliche ungewollte Beschleunigung bei Objektverlust bei Kurven- oder Spurwechselfahrt. Sehr überraschend war für die Tester auch, dass die stufige Abstandseinstellung der Systeme ohne Fahrerrückmeldung bis in die Bußgeldbereiche verkürzt werden kann.
Halbherzige Warnung und Reaktion vor gefährlichen Situationen
Bei hohen Geschwindigkeitsunterschieden überraschte ein Fahrzeug im Test durch späte und sehr zögerliche Bremsreaktion. Der Testwagen, der mit 180 km/h auf ein 100 km/h fahrendes Fahrzeug auflief, kam dem Vordermann bis auf gefährliche zehn Meter nahe. Die drei anderen Limousinen im Test drängten nicht näher als 20 Meter an den vorausfahrenden Pkw heran.
"Wenn die Systeme dem Fahrer in einer unachtsamen Sekunde hilfreich zur Seite stehen, ist das eine gute Sache. Gar nicht schön ist es aber, wenn das ACC-System den Fahrer plötzlich mit gefährlichen Fahrsituationen konfrontiert", lautet das Fazit des auto motor und sport-Redakteurs Alexander Bloch. "Der aktuellen Technik kann man also keineswegs voll vertrauen", so Bloch.
So wurde getestet
Die Messung der Reaktion, Verhalten und Wirkung der Abstandsregelsysteme wurde von TÜV SÜD Automotive mit neu entwickeltem Testverfahren per satellitengestützter Positionsbestimmung und mit Hilfe eines Lenkroboters ermittelt. Geschwindigkeit und Position des zu messenden Autos mussten in exakte Relation zum vorausfahrenden Auto in einer "Car to Car"-Lösung synchronisiert werden, denn winzige Messungenauigkeiten summieren sich bei hoher Dynamik schnell zu Metern. Auf 80 Messkanälen ermittelten die Ingenieure von TÜV SÜD Automotive auf dem Testgelände in Papenburg in verschiedenen Szenarien fast 5.000 objektive Bewertungsgrößen und fassten sie für auto motor und sport zu einem genauen Verhaltensprofil der ACC-Systeme zusammen.
Den gesamten Test lesen Sie im aktuellen Heft (Ausgabe 24) des Magazins auto motor und sport. Vier Pressebilder finden Sie unter www.tuev-sued.de/pressefotos zum Download.