Die ergonomische Lehre
Der Begriff Ergonomie stammt aus dem Griechischen und ist aus den Worten "ergon" (Arbeit) und "nomos" (Gesetz) zusammengesetzt. Ziel der ergonomischen Lehre ist es, Arbeitsplatz und -umgebung optimal auf den einzelnen Mitarbeiter abzustimmen, damit dessen Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und Motivation verbessert wird. Die Sicherung der körperlichen Gesundheit der Arbeitnehmer steht dabei an erster Stelle, der Schutz der Psyche zählt jedoch genauso zu den Aufgaben der Ergonomie. Denn ein gesunder Mensch leistet mehr als ein kranker.
Folgen schlechter Arbeitsbedingungen
Bei einer Bildschirmtätigkeit verbringt ein Mitarbeiter etwa 80 Prozent des Tages im Sitzen. Das durchgehende Sitzen belastet die Bandscheibe um bis zu 40 Prozent mehr als Stehen über denselben Zeitraum. Sitzen in vorgebeugter Haltung verdoppelt diese Belastung sogar. Zusätzlich führt eine falsche Einrichtung des Arbeitsplatzes bei immer mehr Menschen zu Rückenbeschwerden. Laut einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) leiden 46 Prozent der Befragten häufig an Nacken- und Schulterschmerzen, 42 Prozent klagen über Müdigkeit, Erschöpfung und Rückenschmerzen und 20 Prozent haben Arm- oder Handschmerzen. Weitere Beschwerden, die durch Bewegungsmangel und falsche Arbeitsbedingungen entstehen können, sind Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Verspannungen, Kreislaufstörungen, Sehstörungen, schmerzende Beine und Konzentrationsstörungen. Ein Drittel aller Fehlzeiten sind, laut BKK Berufsverband, auf Muskel- und Skeletterkrankungen zurückzuführen.
Gesetzliche Lage
Der Gesetzgeber kümmert sich auch um den Schutz der Arbeitnehmer vor Gefährdungen am Arbeitsplatz. Im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) sind grundlegende Anforderungen an den Arbeitsplatz festgeschrieben. Diese allgemein gehaltenen Vorschriften verpflichten den Arbeitgeber zu mehr Fürsorge gegenüber seinen Arbeitnehmern. Bereits 1990 verabschiedete die Europäische Union eine Richtlinie zum Gesundheitsschutz von Mitarbeitern am Bildschirmarbeitsplatz. Diese wurde 1996 im nationalen Recht als Bildschirmarbeitsverordnung umgesetzt. Jedem Arbeitgeber wird hier eine "Gefährdungsbeurteilung" der Arbeitsplätze vorgeschrieben. Neben Bedingungen für Bildschirm, Tastatur, Arbeitstisch und Stuhl gibt es auch Vorschriften für die Umgebung; also für Platzbedarf, Beleuchtung, Lärm und Klima. Bei einer Überprüfung der Durchsetzung dieser Verordnung im Auftrag des Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Jahr 2007 stellte sich heraus, dass drei von vier Arbeitsplätzen Mängel aufweisen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen haben Nachholbedarf bei der Umsetzung. Schätzungen zufolge entsprechen rund 3,6 Millionen Bildschirmarbeitsplätze nicht den gesetzlichen Mindestvorschriften.
Sicht der Arbeitnehmer
Laut einer Umfrage der Büromarktkette Staples im Jahr 2008 arbeitet ein Drittel der Befragten noch mit veralteter Büroeinrichtung, wobei 64 Prozent der Befragten ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz wichtig oder sehr wichtig ist. Eine Umfrage des Stellenportals monster.de im Jahr 2009 ergab ebenfalls ein schlechtes Bild. Nur 30 Prozent der Befragten hatten einen perfekt ausgestatteten Arbeitsplatz, der keine Mängel aufweist, 43 Prozent waren mit der Ausstattung ihres Arbeitsplatzes unzufrieden, da sie mit veralteter Technik und ungeeigneten Möbeln arbeiten müssen.
Kleine Veränderungen - große Wirkung
Viele Arbeitgeber fürchten die hohen Kosten einer modernen Büroausstattung, übersehen dabei aber, dass die Kosten durch den krankheitsbedingten Ausfall ihrer Mitarbeiter viel höher sind als die einfachen Verbesserungen des Arbeitsplatzes. Um optimale Arbeitsbedingungen zu erreichen, sollten zunächst Schreibtisch und Bürostuhl individuell einstellbar sein, damit sie den Anforderungen des einzelnen Mitarbeiters angepasst werden können. Genauso wichtig ist die richtige Platzierung des Monitors sowohl auf dem Schreibtisch als auch im Raum.
So sollte man frontal auf den Bildschirm schauen und kein Fenster im Rücken oder auch vor sich haben. Die richtige Beleuchtung und ein angenehmes Raumklima sind ebenfalls zu berücksichtigen. Den Mitarbeitern sollten Informationen angeboten werden, wie Tisch und Stuhl richtig eingestellt werden, welche Vorteile "dynamisches Sitzen" hat und wie wichtig die Bewegung im Büroalltag ist.
Betriebliches Gesundheitsmanagement - Investition in die Zukunft
Ständig wachsende Anforderungen stellen hohe Ansprüche an die Mitarbeiter eines Unternehmens. Von ihnen wird Leistungsbereitschaft, Eigenverantwortung und Flexibilität erwartet. Faktoren, die oft die Gesundheit eines Einzelnen beeinträchtigen, sei es physisch oder psychisch. Viele Unternehmen investieren in ein Betriebliches Gesundheitsmanagement, um das Wohlbefinden ihrer Beschäftigten zu erhöhen und somit die Produktivität zu stärken. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer entsteht dadurch eine "win-win-Situation". Was für den einen ein positives Image als Arbeitgeber mit sich bringt, bedeutet für den anderen eine verbesserte Lebensqualität.
TÜV SÜD Life Service betreut die Mitarbeiter von mehr als 10.000 Unternehmen in Deutschland hinsichtlich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und entwickelt individuelle Lösungen zum Umgang mit Stress, zur Förderung der Arbeitsmotivation, bei Suchtgefährdung sowie Über- oder Unterforderung. Das Ziel ist stets, Bedingungen am Arbeitsplatz zu schaffen, die die Sicherheit und die Gesundheit der Mitarbeiter schützen, so dass Kosten durch Arbeitsunfälle, einseitige Belastungen und Krankheiten verringert werden. Das Kompetenz-Team von TÜV SÜD, bestehend aus mehr als 400 Psychologen, Ärzten, Ingenieuren und weiteren Fachkräften, berät und unterstützt Unternehmen bei der Implementierung eines ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheitsmanagements, basierend auf fünf miteinander verbundenen Handlungsfeldern (Arbeits- und Gesundheitsschutz, Betriebliche Gesundheitsförderung, Unternehmensführung, Personalmanagement, interne Unternehmenskommunikation). Unternehmen können somit ihre Risiken minimieren, Kosten senken, wettbewerbsfähig und wirtschaftlich erfolgreich sein.
Übrigens: Neben einem erhöhten Krankenstand führt falsche Arbeitsplatzgestaltung auch zu geringerer Produktivität, schlechterer Qualität der Produkte und zu unzufriedenen Mitarbeitern.
Umfrage zur Bildschirmarbeitsverordnung:
81 Prozent der Unternehmen, die Arbeitsplatzveränderungen durchgeführt haben, konnten eine Verbesserung der Arbeitszufriedenheit feststellen. 10 Prozent konnten außerdem einen Rückgang der krankheitsbedingten Arbeitsausfälle verzeichnen. Bundesministerium für Arbeit und Soziales