Plötzlich verliert ein Reifen Luft? Bisher hieß es dann aussteigen, Ersatzrad aus dem Kofferraum holen und mühsam Reifen wechseln. Doch inzwischen suchen viele Fahrer in ihren Autos vergeblich nach einem Ersatzrad. Stattdessen können die Lenkerinnen und Lenker von Wagen mit so genannten Runflat-Reifen weiterfahren – zumindest bis zur nächsten Werkstatt.
Runflat-Reifen mit verstärkten Seitenwänden Diese Technik steckt hinter den Runflat-Reifen: Sie haben verstärkte Seitenwände, die bei einem Platten das Fahrzeug samt Insassen auch ohne Luft tragen können. Der Fahrer bemerkt den Plattfuß durch eine Kontrollleuchte im Fahrzeuginneren und ein leicht verändertes Fahrverhalten des Autos. Trotzdem kann man auf den Runflat-Reifen noch mit einer Geschwindigkeit von maximal 80 Stundenkilometern bis zu 150 Kilometer zur Werkstatt fahren, sagen die Experten von TÜV SÜD.
Reparatur-Set: Strom aus dem Zigarettenanzünder Statt einem sperrigen fünften Rad im Kofferraum findet sich stattdessen immer öfter auch ein handliches Reparatur-Set neben dem Verbandskasten. Dieses Set besteht meist aus einer Flasche mit einem flüssigen Gummigemisch und einem Kompressor. Hat man eine Reifenpanne, füllt man zunächst den flüssigen Gummi durch das Ventil in den kaputten Reifen und pumpt ihn dann mit Hilfe des Kompressors auf. Der Strom für den Kompressor kommt aus dem Zigarettenanzünder. Durch den Luftdruck wird das Gummigemisch in das Loch gedrückt und verschließt es innerhalb weniger Minuten.
Doch die Reparatur-Sets haben ihre Tücken: Nur kleine Löcher bis zu einer Größe von fünf Millimetern lassen sich damit problemlos reparieren. Sobald der Reifen ein größeres Loch hat, der Reifen von der Felge gerutscht oder der Mantel an der Seite beschädigt ist, helfen die Reparatur-Sets nicht weiter. Wer sich also entschließt, zukünftig auf das Ersatzrad zu verzichten, sollte zusätzlich eine Pannenversicherung abschließen, um nicht hilflos am Straßenrand zu stehen, falls das Reparatur-Set nicht funktioniert, raten die TÜV SÜD-Experten.
Auch den regelmäßigen prüfenden Blick in den Kofferraum kann das Reparatur-Set nicht ersetzen. Während Besitzer von herkömmlichen Ersatzrädern immer wieder überprüfen sollten, ob der Luftdruck im Ersatzreifen noch stimmt und der Gummi nicht porös geworden ist, müssen Autofahrer beim Reparatur-Set auf das Verfallsdatum achten. Das Gummigemisch hält sich nur etwa fünf Jahre, danach muss das rund 50 Euro teure Set ersetzt werden.
Der entscheidende Vorteil der Reparatur-Sets ist ihr Gewicht. Gummigemisch und Kompressor wiegen zusammen nur etwa zwei Kilogramm – ein Ersatzrad inklusive Felge bringt es auf mindestens 20 Kilogramm, also das zehnfache Gewicht. Wer ein herkömmliches Ersatzrad durch die Gegend kutschiert, verbraucht etwa 0,2 Liter zusätzlichen Treibstoff auf 100 Kilometer. Ohne fünftes Rad sparen Autofahrer daher Geld an der Zapfsäule und schonen die Umwelt – schließlich entsteht bei der Verbrennung von zusätzlichem Treibstoff auch zusätzliches klimaschädliches Kohlendioxid.
Nichts riskieren Eine gesetzliche Pflicht, einen herkömmlichen Ersatzreifen an Bord des Autos zu haben, gibt es nicht, erklären die TÜV SÜD-Fachleute. Wer einen Plattfuß allerdings mit Hilfe eines Reparatur-Sets flickt, muss danach umgehend in eine Werkstatt fahren. Die Straßenverkehrszulassungsordnung (StZVO) besagt nämlich, dass es sich bei der Reparatur eines Reifens um einen „Eingriff in ein relevantes Sicherheitsteil“ handelt. Daher darf nur ein Fachmann entscheiden, ob ein Reifen noch fahrtüchtig ist oder nicht. Das Flicken mit dem Reparatur-Set ist daher nur als vorübergehende Notlösung zulässig.