"Trotz der jahrelangen Erfahrungen mit dem Betrieb von Biogasanlagen kommt es immer wieder zu teils bedeutenden Sicherheitsmängeln", sagt Joachim Ihrke, Niederlassungsleiter von TÜV SÜD Industrie Service in Nürnberg. "Aktuell weisen drei Viertel von knapp 240 nach BImSchV geprüften Anlagen ernstzunehmende Mängel auf. Das Spektrum reicht von unzureichend ausgelegten Komponenten über ungenügenden Gasexplosionsschutz bis hin zu organisatorischen Mängeln bei Alarmplänen oder Fluchtwegen." Dies hat eine Auswertung der Kommission für Anlagensicherheit beim Bundesumweltministerium ergeben, der auch TÜV SÜD-Experten angehören.
Ein Risiko bei Planung und Errichtung von Biogasanlagen besteht in der fehlerhaften Materialauswahl. "Aggressive Gasbestandteile wie Ammoniak oder Schwefelwasserstoff können die Stabilität von Leitungen und Gefäßwänden beeinträchtigen", erklärt Ihrke. "Das begünstigt die Bildung zündfähiger Gas-Luft-Atmosphären." Unfälle mit unter Umständen erheblichen Personen- und Sachschäden könnten die Folge sein. Zudem seien ökologische Beeinträchtigungen durch Brände oder das Entweichen gefährlicher und giftiger Gase möglich. Ihrke: "Grundlegend ist die umfassende Bewertung der Anlagensicherheit."
Mit der Fachveranstaltung "Biogasanlagen planen - errichten - betreiben" bietet TÜV SÜD die Möglichkeit, sich über den sicheren Betrieb in der Praxis zu informieren. Schwerpunkte sind neben sicherheitstechnischen und genehmigungsrechtlichen Fragen auch Betreiberpflichten sowie die Bonusregelungen des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) und die geltenden Umweltanforderungen.
Integrierte Sicherheitsperspektive nötig
Für den sicheren Betrieb von Biogasanlagen sind übergreifende Aspekte zu bewerten. Hierzu zählen die gastechnische und die elektrische Sicherheit, der Brand-, der Explosions- und der Blitzschutz, die Sicherheit druckbeaufschlagter Anlagenteile, die Sicherheit gegen Gesundheitsgefährdung sowie der Umweltschutz (Luft, Wasser). Sowohl die bauliche und anlagentechnische Konzeption (Materialwahl und -auslegung) als auch der Einsatz von Schutzeinrichtungen (Eignung, Verschaltung) sind individuell auf die anlagenspezifischen Risiken abzustimmen und zu prüfen. Vorzusehen sind Einrichtungen wie Absauganlagen, die giftige Gase zuverlässig erfassen und ableiten - auch im Außenbereich einer Anlage. Damit Biogasanlagen rechtsicher betrieben sowie Bonusregelungen nach dem EEG erlangt werden können, sind zudem Umweltmessungen nötig.
TÜV SÜD-Vorträge auf der Fachveranstaltung in Nürnberg:
- 9:45 Uhr: Genehmigungsrecht und Störfall-Verordnung (Dr. W. Geuder, Dr. P. Barnickel)
- 10:15 Uhr: Prüfungen nach BetrSichV und Wasserhaushaltsgesetz (Eugen Ufer, Alfred Riedl)
- 11:00 Uhr: Bonusregelungen des EEG 2009 für Biogasanlagen (Norbert Kraus)
- 12:30 Uhr: Emissionsmessungen nach BImSchG, Genehmigungsbescheid, EEG (G. Michel)
- 13:15 Uhr: Brand- und Explosionsschutz (Arnold Staedel)
Hinweis: Die Fachveranstaltung "Biogasanlagen planen - errichten - betreiben" ist kostenlos und findet am 30. November 2009 von 9:00-14:30 Uhr statt. Ort: Multimediaraum des Südwestpark Forum, Südwestpark 37, 90449 Nürnberg. Weitere Informationen gibt es unter www.netinform.de der Rubrik "Services/Veranstaltungen.