Ganz oben auf der Mängelliste bei den erstmals elektronisch überprüften Funktionen: der Airbag. Zwar waren nur 81 Airbags bei gut 145.000 untersuchten Fahrzeugen im 2. Quartal 2009 defekt, andererseits können Mängel an diesem Bauteil schnell schwerwiegende Folgen haben. Erschreckend auch, dass diese Zahl bei Fahrzeugen zustande kam, die nicht älter als drei Jahre waren. "An dieser Stelle sind Hersteller und Werkstätten gefragt, die Zuverlässigkeit sicher zu stellen", unterstreicht Horst Schneider, Sprecher der Geschäftsführung bei der TÜV SÜD Auto Service GmbH, und konstatiert: "Es kann nicht sein, dass der Airbag schon bei einem relativ neuen Fahrzeug nicht zuverlässig funktioniert!"
Sicherheitsniveau muss über die gesamte Lebensdauer erhalten bleiben
Bereits vor der Einführung der erweiterten Elektronik-HU hatten die Experten von TÜV SÜD mehr als 13.000 defekte Airbags bei den 2008 durchgeführten Hauptuntersuchungen festgestellt. Schneider rechnet auch damit, dass durch die neuen Untersuchungsformen in der Elektronik-HU die Zahlen noch weiter ansteigen werden. "Dank der neuen Technik finden wir nun vermehrt Fehler, auch Manipulationen oder beispielsweise nach einem Unfall nicht wieder eingebaute Komponenten", erklärt Schneider weiter. Das zeigt die hohe Zahl defekter Airbags, die bei älteren Autos festgestellt wurden: Bei den Vier- bis Fünfjährigen verdoppelt sich die Zahl auf 161, bei den sieben und acht Jahre alten Kraftfahrzeugen fuhren gar 525 ohne funktionstüchtigen Airbag. Bei den über neun Jahre alten Autos kamen noch einmal rund 200 hinzu.
Unter den negativen Spitzenreitern: Die Abgasreinigung
Weitere Auffälligkeiten gibt es bei Fahrzeugen, die seit April erstmals zur HU vorfuhren, bei ESP und bei Fehlermeldungen im Motormanagement in Bezug auf Abgasreinigungssysteme. Die bemerkenswerte Zahl: 245 Mal hat das Motormanagement im Hinblick auf die Abgasreinigung bei drei Jahre alten Fahrzeugen versagt, was in der Regel die Schadstoffemissionen sprunghaft ansteigen lässt. In diesem Bereich nehmen die Mängelzahlen ebenfalls zu, je älter die Fahrzeuge sind: 444 Mal versagten die Motormanagementsysteme in Sachen Emissionen bei den sieben und acht Jahre alten Autos.
Angesichts dieser Zahlen fordert Schneider: ""Es muss sicher gestellt sein, dass das Sicherheitsniveau eines Fahrzeugs beim Verlassen des Werkstors über die gesamte Lebensdauer erhalten bleibt!" Zwar spiegelten die bislang vorliegenden Zahlen höchstens einen Trend wieder, sie zeigten aber schon jetzt wie notwendig es ist, auch die sicherheits- und umweltrelevante Elektronik im Zuge der Hauptuntersuchung prüfen zu lassen.
Wie funktioniert die elektronische Hauptuntersuchung?
Die erweiterte Elektronik-HU ist in diesem Jahr gestartet und gilt zunächst für alle drei Jahre alten Fahrzeuge, die heuer erstmals zur HU müssen. Untersucht werden zunächst Verbau, Echtheit und Funktionsweise der folgenden acht Sicherheitssysteme: die Bremsanlage, die Lenkanlage, aktive lichttechnische Einrichtungen wie Kurvenlicht, Sicherheitsgurte oder andere Rückhaltesysteme, Airbags, Geschwindigkeitsbegrenzer, fahrdynamische Regelsysteme wie ESP und bei Cabriolets auch der Überrollschutz. Auf der Basis der gesammelten Daten der verschiedenen Fahrzeugtypen werden bei den einzelnen Systemen gezielt Teile der Wirkungskette mit systemspezifischen Prüfalgorhythmen überprüft. Das bedeutet beispielsweise für die elektronische Feststellbremse, dass auf dem Bremsenprüfstand verschiedene Prüfsequenzen gefahren werden, bei denen schrittweise die Wirkung der Bremse geprüft wird. Der Sachverständige ist dabei in einer weiteren Ausbaustufe online mit dem Fahrzeug und dem HU-System verbunden und kann die Ergebnisse direkt am Fahrzeug auf einem PDA ablesen und sie in das System für den abschließenden Prüfbericht einfließen lassen. Das gilt für die gesamte neue Elektronik-HU.
Beispiel ABS: Hier schauen die Sachverständigen zunächst, ob alle Sensoren sachgemäß verbaut sind, ob diese auch den Vorgaben des Herstellers entsprechen und ob sie nicht beschädigt sind. Danach wird über verschiedene Schritte der Eigendiagnose hinaus wieder auf Basis der gesammelten typspezifischen Daten die Funktionalität überprüft.
Die gleiche Vorgehensweise gilt für Airbags: Dort wird ebenfalls über Teile der Eigendiagnose hinaus die Vorschriftsmäßigkeit überprüft. Hinzu kommt wieder ein Überprüfen der Sensoren an den vom Hersteller vorgegebenen Stellen im Fahrzeug.
Außerdem überprüfen die Sachverständigen, ob die Airbags nicht durch Anbauten beeinträchtigt oder sogar gefährlich sein können: "Manche Autofahrer schrauben das Mikro für die Freisprecheinrichtung auf den Airbag an der A-Säule. Wird der bei einem Unfall korrekt ausgelöst, landet das Mikro samt Schraube im Kopf des Fahrers. Auf solche Veränderungen achten wir natürlich", erklärt Schneider zur Vorgehensweise bei der neuen Elektronik-HU.
TÜV SÜD auf der IAA
Von der Hauptuntersuchung der Zukunft über die Wirtschaftlichkeit im Autohaus bis hin zu umweltfreundlichem Flottenmanagement: TÜV SÜD, die Tochtergesellschaften und TÜV Hessen, bei dem TÜV SÜD Mehrheitseigner ist, sind auf der IAA in Halle 8, Stand 13A, zu finden.
Bereits im Vorfeld informiert TÜV SÜD auf Sonderseiten im Internet über die Aktivitäten auf der IAA unter: www.tuev-sued.de/iaa2009