Positiv bewertet TÜV SÜD den aktuellen Gesetzesvorschlag zur Winterreifenpflicht, der Anfang November im Bundesrat zur Verabschiedung vorgelegt wird: "Der neue Entwurf schafft Klarheit. Die Eigenschaften von 'Winterreifen' werden nun eindeutig beschrieben. Auch die Definition von winterlichen Straßenverhältnissen lässt nun keinen Interpretationsspielraum mehr. Ein richtiger Schritt für die Verkehrssicherheit", so Bernhard Kerscher, Geschäftsführer der TÜV SÜD Auto Service GmbH. Richtig ist aus Sicht von TÜV SÜD auch, auf eine wie auch immer geartete Stichtagregelung zu verzichten. Alleine die Kraft des Gesetzes wird aber gerade in der Übergangsphase von Herbst auf Winter nicht alle Probleme lösen können. Gefragt ist hier vor allem das verantwortungsvolle Handeln der Autofahrer.
Allgäu, Rhön, Harz, Unterfranken - der Winter hat einige Regionen bereits fest im Griff. Erstaunlich: Jedes Jahr auf's Neue lassen sich viele Autofahrer vom Wintereinbruch erwischen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zeitmangel, Engpässe in den Werkstätten und klamme Kassen. "Aufgrund der wirtschaftlich immer noch angespannten Lage sind die Autos in immer schlechterem Wartungszustand unterwegs - das belegt die Mängelstatistik", so Philip Puls von TÜV SÜD. "Bei der Bereifung sparen heißt starke Abstriche bei der Sicherheit machen", ergänzt Puls. Er plädiert für ausreichende Profiltiefe (mindestens vier Millimeter), rechtzeitigen Wechsel (spätestens jetzt) und angepasste Fahrweise: "Auch die besten Winterräder versagen beim Überschreiten physikalischer Grenzwerte. Deshalb cool reagieren und angepasst lenken, wenn's draußen kalt wird."
Distanziert: Werden Straßen plötzlich glatt, ist es unausweichlich, den Abstand zu den anderen Verkehrsteilnehmern zu vergrößern. Halber Tachoabstand reicht nicht, wenn die Straßen glatt sind.
Je größer die Distanz, desto mehr Reaktionsmöglichkeiten bleiben. Zum Distanzieren aber auf keinen Fall hektisch bremsen oder Gas geben, sondern langsam vom Gas gehen und maßvoll bremsen.
Bedacht: Heftige Lenkbewegungen und zu starkes Beschleunigen vergrößern die Rutschgefahr. Auch zu starkes Bremsen und hohe Geschwindigkeiten unbedingt vermeiden. Vor Kurven auf jeden Fall die Geschwindigkeit reduzieren und gleichmäßig hinein und wieder hinaus lenken. Maß halten gilt zudem für die Geschwindigkeit: In der Kurve das Tempo konstant halten. Verlieren die Vorderräder trotzdem die Haftung, vorsichtig vom Gas gehen oder, wenn nötig, ganz leicht bremsen, damit die Reifen schnellstmöglich wieder haften. Ohne ABS wichtig: niemals die Räder blockieren lassen! Droht das Fahrzeugheck auszubrechen, kann leichtes Gas geben einen Fronttriebler wieder in die Spur bringen. Beim Heckantrieb muss man vorsichtig leicht vom Gas gehen oder auskuppeln. Für beide gilt: keinesfalls bremsen, wenn der Dreher droht.
Gemäßigt: Bei Glätte ist der Bremsweg lang - mit Sommerreifen noch länger. Am besten verzögert man die Fahrt, wenn neben der Bremse zusätzlich die Motorbremse eingesetzt wird. Beides aber nur sehr vorsichtig. Bei der Motorbremse auch daran denken, ob man ein front- oder heckgetriebenes Fahrzeug lenkt. Gerät der Wagen trotzdem ins Rutschen: Bremspedal lösen und auskuppeln bis die Reifen wieder Haftung aufbauen. Dann erneut bremsen und zusätzlich die Bremskraft des Motors nutzen. Die schützt außerdem vor dem Blockieren der Reifen bei der Fahrt bergab. Auf glatten Straßen ist es grundsätzlich ratsam, immer einen Gang niedriger zu schalten als gewöhnlich.
Gewählt: Bei plötzlichem Schneefall oder bei Glätte immer daran denken: Autobahnen und Hauptverbindungsstraßen werden zuerst geräumt. Deshalb gerade mit der falschen Bereifung immer auf den großen Straßen bleiben und Nebenstrecken meiden, raten die TÜV SÜD-Experten.
Nach der sicheren Ankunft gilt: auf jeden Fall sofort Reifen wechseln!
Übrigens: Alle Tipps zum Verhalten auf glatten Straßen gelten auch für die Reise mit Winterreifen.
Weitere Informationen unter www.tuev-sued.de .