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TÜV SÜD: Zahl der Umrüstungen auf Gas mehr als verdoppelt

(PresseBox) (München, )
Angesichts der hohen Benzinpreise und der sich verschärfenden Schadstoffdiskussion setzen die Autofahrer zunehmend auf Gas als Alternative: Bei den TÜV SÜD Service-Centern in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen stieg im Jahr 2008 die Zahl der Begutachtungen von Gas-Nachrüstanlagen um mehr als 100 Prozent auf 11.542: "Eine Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen", unterstreicht TÜV SÜD-Experte Johann Meyer.

Starkes Jahr: Bereits in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres hatten die TÜV SÜD Service-Center eine deutliche Belebung bei den Umrüstungen auf Gasantrieb bei Pkw registriert: So wurden im ersten Halbjahr 2008 4.890 Gas-Nachrüstanlagen begutachtet. Diese Zahl lag fast auf dem Niveau des Jahres 2007, in dem insgesamt 5.058 nachgerüstete Pkw begutachtet wurden. Im zweiten Halbjahr 2008 hat sich - trotz leichter Entspannung bei den Benzinpreisen - der Trend zur Umrüstung weiter verstärkt und sich auf 11.542 mehr als verdoppelt: "Angesichts der Entwicklung könnte man fast von einem Boom sprechen, wenngleich sich die Zuwachsraten auf einem absolut gesehen kleinen Markt abspielen", unterstreicht Johann Meyer.

Tipps gefragt: Mit der steigenden Zahl der Umrüstungen auf Gas ist auch Zahl der Anfragen rund um das Thema Gas-Antrieb bei den TÜD SÜD Service-Centern deutlich angestiegen. Im Zentrum des Interesses der Autofahrer stehen dabei Fragen nach unterschiedlichen Gas-Kraftstoffen, Sicherheit, Umrüstbarkeit und Preis.

TÜV SÜD hat dazu die wichtigsten Aussagen zusammengefasst: Als Kraftstoff sind Erdgas und Autogas/Flüssiggas gebräuchlich. Weil man ein Auto nur mit einem von beiden betreiben kann, muss man sich vorher entscheiden: CNG (Compressed Natural Gas) bezeichnet Erdgas, das auch im Haushalt verwendet wird. An ausländischen Tankstellen steht oft auch nur Methan, abgekürzt: "M".

Die Abkürzung LPG (Liquified Petroleum Gas) steht für Flüssiggas, meistens Autogas genannt. Dabei handelt es sich um ein Nebenprodukt, das bei der Erdölraffination entsteht.

Preise: Für Erdgas gilt das Gewicht als Grundlage für die Preisauszeichnung. Ein Kilogramm dieses Gases bringt das Auto ungefähr so weit wie 1,5 Liter Superbenzin. Wegen der großen Preissprünge beim Benzin sind exakte Vergleiche schwer. Im Schnitt kostet das Fahren mit Erdgas aber rund die Hälfte gegenüber Benzin.

Flüssiges Autogas scheint an der Preistafel zunächst noch preiswerter zu sein. Es wird allerdings wie Benzin per Liter berechnet und der Autofahrer muss nahezu zwei Liter Autogas kaufen, um die gleiche Energiemenge wie bei einem Kilogramm Erdgas zu erhalten. Unter dem Strich ist Autogas nach den Erkenntnissen von TÜV SÜD deshalb rund 30 Prozent teurer als Erdgas.

Nachrüsten: Die Umrüstung auf Autogas ist einfach und kostet normalerweise zwischen 1800 und 3500 Euro, je nach Modell. Inzwischen bieten Umrüster Gaslösungen für alle gängigen, auch ältere Fahrzeugtypen an. Grundsätzlich lassen sich alle Benziner - selbst solche mit Vergaser - umrüsten. Je nach Modell können die Kosten aber auch stark steigen, weil beispielsweise Spezialanfertigungen nötig werden. Bei den momentanen Benzinpreisen gilt die Faustregel: Wer nur wenige Tausend Kilometer im Jahr mit einem sparsamen Otto-Motor zurücklegt, fährt immer noch billiger mit Sprit.

Mit Kosten bis zu 5500 Euro ist die Umrüstung auf Erdgas aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu empfehlen. Viele Hersteller bieten aber inzwischen Neufahrzeuge mit Erdgasbetrieb an. Sie sind rund 2800 bis 5500 Euro teurer als Benziner. Vereinzelt sind sie aber zum gleichen Preis erhältlich wie ein Diesel. Perfekte Integration der Gastanks, die hohen Standards der Erstausrüstung und die Werksgarantie machen diese Lösung nach Meinung von TÜV SÜD besonders attraktiv.

Abgas: Von allen fossilen Kraftstoffen weist Erdgas die günstigste Kohlendioxid-Bilanz auf: Im Vergleich zu einem Benziner verursacht es bis zu 25 Prozent weniger CO2 und trägt bis zu 80 Prozent weniger zur Smogbildung bei. Zusätzliche CO2-Einsparung wird durch die Beimischung von Biogas erreicht. Viele Erdgas-Anbieter mischen schon: Bei den Münchner Stadtwerken zum Beispiel ist 20% Bio- im Erdgas. Der Ausstoß von Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid sowie Ruß- und andere Partikelemissionen werden beim Erdgas-Betrieb nahezu vollständig vermieden. Das wird bei Neufahrzeugen mit Gasantrieb auch im Fahrzeugschein vermerkt.

Feinstaubplakette: Die Umrüstung auf Gas hat auch bei älteren Fahrzeugen keinen Einfluss auf den Abgasschlüssel, der Grundlage für die Plakettenvergabe ist. Nur bei Neufahrzeugen, mit werkseitig eingebautem Gasantrieb, werden andere Schlüssel vergeben, die bei künftigen Gesetzesänderungen - beispielsweise einer CO2-abhängigen Besteuerung - zum Tragen kämen.

Garantie: Wer auch im Gasbetrieb auf vollständige Gewährleistung nicht verzichten will, sollte nur werkseitig umbauen lassen. Hierzulande bieten vor allem Ford, Opel und VW solche werkseitigen Umbauten in eigens gegründeten Tochterunternehmen an. Das gilt für beide Gasarten. Motoren und andere Komponenten sind bei diesen Fahrzeugen für den Gasbetrieb optimiert, so sorgen zum Beispiel härtere Kolben und Ventilsättel für ausreichende Stabilität bei der (mit 105 Oktan) heißeren und trockeneren Gasverbrennung. Bei freien Umrüstern hingegen ist die Gewährleistungslage eher unübersichtlich, wissen die TÜV SÜD-Experten. Fahrzeughersteller schließen oft jegliche Gewährleistung nach einem solchen Umbau aus.

Sicherheit: Entgegen häufiger Befürchtungen ist der Gasantrieb sicher. Statistisch brennen entsprechende Autos sogar seltener als solche mit konventionellen Kraftstoffen. Explodieren kann ein Gastank gar nicht; Notventile lassen den Inhalt entweichen, bevor es zu einer Explosion kommen kann. Er verbrennt dann zwar, aber ohne Verpuffung. Weder Erd- noch Flüssiggas sind giftig. Keine Gewähr für die Sicherheit hingegen bei Billiganbietern: Die Experten von TÜV SÜD warnen dringend davor, Fahrzeuge von Billigstanbietern umrüsten zu lassen. Eine gute Orientierung bietet die ECE-Norm 115. Wird danach umgebaut, ist man auf der sicheren Seite, weil sich die Norm nicht nur auf alle Komponenten bezieht, sondern das gesamte System und die Kompatibilität mit dem jeweiligen Fahrzeugtyp beinhaltet.

Tankstellen: Autogas gibt es an rund 3000 Stellen in Deutschland, die liegen oft abseits gewohnter Spritquellen. Beim Erdgas sind es erst rund 900, aber die Zahl steigt schnell. Zudem wird Erdgas hauptsächlich an üblichen Markentankstellen ausgeschenkt.

Tanken: Ausgeklügelte Ventile stellen sicher, dass beim Tanken kein Gas entweichen kann. Auch kann niemand versehentlich die falsche Gassorte tanken. Die Tankschläuche würden schlicht nicht passen.

Parken: Nur noch wenige Tiefgaragen verbieten die Einfahrt mit Gasautos. In aller Regel meinen die Betreiber dann auch nur Autogas, das schwerer als Luft ist und nicht nach oben entweichen kann.

Steuer: Bis 2018 will sich der Fiskus beim Gas zurückhalten. Bei der Kraftfahrzeug-Steuer gelten die im Vergleich zum Diesel deutlich günstigen Sätze für Benzinmotoren.

Förderung: In fast allen Regionen Deutschlands fördern örtliche Erdgasversorger den Kauf eines Erdgasautos. Manche zahlen einen direkten Zuschuss, andere geben eine bestimmte Menge Gas kostenlos ab. Es handelt sich um durchaus nennenswerte Beträge von nicht selten 500 bis 1000, in Einzelfällen sogar bis zu 2000 Euro.

Links: Unter www.erdgasfahrzeuge.de oder www.gibgas.de gibt es Informationen zu Modellen, Förderung und vor allem eine Übersicht der Tankstellen. Für Flüssiggas ist die Seite www.autogastanken.de eine entsprechende Quelle.

Weitere Informationen für Autofahrer unter www.tuev-sued.de
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