In der Konzernzentrale der WITTUR Gruppe in Wiedenzhausen hat die TÜV SÜD Industrie Service GmbH die Energieeffizienz von vier Besucher- und Testaufzugsanlagen ausgezeichnet, deren wesentliche Komponenten aus der Produktion von WITTUR stammen. "Bislang waren die Energieeffizienzklassen A bis G meistens nur von Kühlschränken und Waschmaschinen bekannt", sagt Dieter Roas, Leiter des Geschäftsfelds Fördertechnik von TÜV SÜD Industrie Service. "Die vor kurzem verabschiedete VDI-Richtlinie 4707, Blatt 1, bildet nun die Basis für die Beurteilung und Kennzeichnung des Energiebedarfs von Aufzügen." Damit können Hersteller und Betreiber die Energieeffizienzklasse ihrer Aufzugsanlagen nach einheitlichen Kriterien bestimmen lassen. "Mit dem Zertifikat dokumentieren Unternehmen wie WITTUR zum einen ihren verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und ihr Engagement für mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft", so Dieter Roas. "Zum anderen erhalten Aufzugsbetreiber, Einkäufer, Bauherren, Architekten und Planer mit dem Zertifikat eine zuverlässige Orientierung, um den Energiebedarf ihrer Anlagen einzuschätzen."
Ablauf nach VDI 4707: in drei Schritten zum Zertifikat
"Bei WITTUR haben wir die Energieklasse der Aufzugsanlagen in drei Schritten ermittelt", erklärt Kai Kügler, Experte für Fördertechnik und energieeffiziente Aufzugsanlagen bei TÜV SÜD Industrie Service. "Abhängig von der Fahrzeit und den Fahrzyklen pro Tag ordnen wir den Aufzug zunächst in eine Nutzungskategorie ein, dann ermitteln wir den Stillstandsverbrauch an Energie." Hierbei werden alle elektrischen Komponenten aufgezeichnet, welche die Betriebsbereitschaft und Nutzung der Anlage im Stillstand sicherstellen. "Schließlich messen wir den gesamten Energieverbrauch des Aufzugs während des Betriebs anhand eines festgelegten Testfahrzyklus", so Kügler weiter. Die auflaufenden konkreten Verbrauchsdaten werden mit den Referenzwerten aus der Richtlinie verglichen. Aus der kombinierten Messung der einzelnen Faktoren ergibt sich die Energieeffizienzklasse der Anlage.
"Ansatzpunkte zur Energieeinsparung bietet neben dem Fahrbetrieb vor allem der Standby-Verbrauch, der meistens einen erheblichen Anteil an den Gesamtkosten ausmacht", sagt TÜV SÜD-Experte Kügler. Die Praxis zeige allerdings, dass jede Aufzugsanlage individuell zu betrachten sei. Relevante Unterschiede gibt es nicht nur zwischen Treibscheiben- und Hydraulikaufzügen, deutliche Auswirkungen hat beispielsweise auch die Montage. Zudem spielen die Umgebungsbedingungen und zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten von Herstellerseite eine erhebliche Rolle beim tatsächlichen Energieverbrauch.
Energieeffizienz als Wettbewerbsvorteil
Die VDI-Richtlinie 4707 geht auf die Initiative der Aufzugsindustrie zurück, die sich schon frühzeitig für ressourceneffizientes Wirtschaften eingesetzt hat. Hierzu zählt auch die WITTUR Gruppe, ein international führender Hersteller von Aufzugskomponenten. WITTUR ist auf nationaler und internationaler Ebene in zahlreichen Gremien an der Entstehung von Normen und Richtlinien beteiligt. So arbeiteten WITTUR-Experten beispielsweise von Beginn an bei der VDI-Richtlinie 4707 "Aufzüge Energieeffizienz" mit.
Bereits zwei Monate nach dem Inkrafttreten der VDI-Richtlinie hat WITTUR alle am Hauptsitz des Unternehmens installierten Aufzüge von TÜV SÜD zertifizieren lassen. Die Erkenntnisse über mögliche Einsparpotenziale bei den Bestandsanlagen sollen in die eigenen Produkte einfließen mit dem Ziel, die Entwicklung technischer Innovationen - unter anderem bei Fahrkorbtürantrieben, elektrischen und hydraulischen Aufzugsantrieben sowie Fahrkörben und energieeffizienten Sicherheitsbauteilen - weiter voranzutreiben und Wettbewerbsvorteile durch Energieeffizienz zu erschließen. "WITTUR liefert bereits heute verbrauchsoptimierte elektronische Komponenten wie Fahrkorbtürantriebe mit der Möglichkeit der Stromabschaltung in der Haltestelle, Aufzugs-Gearless-Antriebe nach dem neuesten Stand der Technik sowie Fahrkorbbeleuchtung mit LED-Technologie", sagt Wolfgang Adldinger, Technischer Direktor bei WITTUR. Künftig will WITTUR zudem neu entwickelte Aufzugsbausätze und -komponenten auf den Markt bringen, die besonders ökologisch und bereits als energieeffizient ausgewiesen sind.
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