So erinnert sich Dr. Insa Thiele-Eich, Meteorologin, promovierte Klimaforscherin und angehende Astronautin, bei der 23. Bürger-Uni des TUM Campus Heilbronn in Kooperation mit der Heilbronner Stimme und der Dieter Schwarz Stiftung an den Schlüsselmoment, in dem sie sich mit dem Weltraumfieber infizierte. Doch auch für die Tochter des Raumfahrers Gerhard Thiele gilt: Dieser Weg wird kein leichter sein. Denn bis heute haben Frauen in der Raumfahrt mit erheblichen Vorurteilen zu kämpfen. Noch dazu stand Insa Thiele-Eich vor drei schier unüberwindbaren Herausforderungen: Mit 1,60 Metern Körpergröße lag sie fünf Zentimeter unter der früher vorgeschriebenen Mindestgröße für Raumfahrende. Als Deutsche durfte sie sich nur bei der Europäische Weltraumorganisation (ESA), nicht aber bei der NASA bewerben. Und sie war Vegetarierin – damals streng verboten für Astronautinnen und Astronauten.
Knochenhartes Training
Also studierte Thiele-Eich Meteorologie und erlebte, wie sich die Probleme oft von selbst lösen: Die Mindestkörpergröße wurde auf 1,53 Meter herabgesetzt, das Verbot vegetarischer Ernährung aufgehoben. Nun blieb noch die dritte Herausforderung: 2008 erfüllte sie noch nicht alle Bewerbungskriterien der ESA, die folgende Auswahlrunde würde erst 2021 stattfinden. Sollte Insa Thiele-Eich so lange warten, um sich ihren Lebenstraum zu erfüllen?
Tatsächlich ging noch fast ein Jahrzehnt ins Land, bis die Wissenschaftlerin ihrem Traum plötzlich einen bedeutenden Schritt näherkam: 2017 wurde die Stiftung "Die Astronautin" gegründet. Ihr Ziel: erstmals eine deutsche Frau ins All zu bringen. Diese soll an Bord einer Space X-Kapsel zur Internationalen Raumstation fliegen und dort eine 14-tägige Forschungsmission durchführen. Zwei Frauen haben das nervenaufreibende Auswahlverfahren überstanden: Suzanna Randall, die ebenfalls vor kurzem als Gastrednerin am TUM Campus Heilbronn auftrat, und Insa Thiele-Eich. Damit begann die eigentliche Arbeit, denn das dreistufige Vorbereitungstraining hatte es in sich. Es umfasste unter anderem Parabelflüge, die das Gefühl der Schwerelosigkeit erlebbar machen, ein Zentrifugentraining, das die erhöhte Schwerkraft beim Raketenstart simuliert, eine Mond-Analog-Simulation, bei der im Raumanzug unter Wasser bestimmte Aufgaben verrichtet werden müssen, und ein Höhlentraining in völliger Abgeschiedenheit bei einer Umgebungstemperatur von neun Grad.
Auswirkungen auf den weiblichen Körper
Noch gibt es einige Hürden zu überwinden: Die Finanzierung der Mission ist keineswegs gesichert. Insa Thiele-Eich beklagt hier die mangelnde Unterstützung durch die Politik. Und selbst wenn die Mission zustande kommt, ist es möglich, dass nicht sie, sondern Suzanna Randall als erste deutsche Frau im All ausgewählt wird. Thiele-Eich würde das sportlich nehmen: „Dann bin ich eben die Zweite.“ Den negativen Effekt ihres möglichen Raumflugs auf das Klima versucht sie zu kompensieren, indem sie regelmäßig auf den Klimawandel aufmerksam macht. Außerdem würde ihre Mission auf pflanzlicher Ernährung basieren. Auch ihrem zweiten Herzensthema, der Förderung von Frauen in der Raumfahrt, wird Rechnung getragen: Auf der Mission sollen die Auswirkungen eines Raumflugs auf den weiblichen Körper erforscht werden.
Was aber bleibt von dem achtjährigen Mädchen, das einst die Faszination des Alls für sich entdeckt hat? Die unstillbare Neugier, sagt Insa Thiele-Eich. „Ich werde vielleicht nie herausfinden, ob es irgendwo in unserem Universum andere Kinder gibt, die gleichzeitig mit mir in den Nachthimmel schauen. Aber ich weiß, dass es jeden Tag etwas Neues zu entdecken gibt, wenn man neugierig bleibt.“
Neues zu entdecken gibt es auch bei der nächsten Heilbronner Bürger-Uni, bei der am 13. Juni 2024 Prof. Alena Buyx von der TUM School of Medicine and Health zum Thema "Medizinethik – Ethische Fragen im Krankenhaus, in der Forschung und der Politik" sprechen wird.