Vor der offiziellen Veranstaltung nimmt sich die angehende Astronautin Zeit für eine Gruppe von Studierenden, die mit ihr einen Podcast aufnehmen. Schon als Kind träumte Randall davon, ins Weltall zu fliegen, doch ihr Weg hätte auch aufs Meer führen können: „Mein zweiter Traumberuf war Pirat“, sagt sie und lacht. „Ich wollte einfach reisen und die Welt sehen, einen konkreten Plan hatte ich nie.“
75.000 Jahre bis zum nächsten Stern
Kurz nach der Podcast-Aufzeichnung beginnt die „Journey to the Stars“ auch für alle anderen in einem großen Hörsaal. Wobei Randall klärend eingreift: „Mit den heutigen Raketenantrieben brauchen wir 75.000 Jahre bis zum nächsten Stern. Der Plan ist, in den Erdorbit oder zum Mond zu fliegen.“ Doch der Weg von der promovierten Astrophysikerin zur Astronautin war steinig und führte über die gleichnamige Initiative „Die Astronautin“, die sich für mehr Chancengleichheit in der Forschung einsetzt. Denn bislang werden medizinische Selbstversuche im All fast ausschließlich von Männern durchgeführt.
Suzanna Randall beschreibt den Auswahlprozess: „Von 400 Frauen wurden zwei ausgewählt, und ich war anfangs gar nicht dabei.“ Dann tat Randall das, was ihr schon oft im Leben geholfen hat: „Step back! Manchmal lösen sich die Probleme von selbst.“ In diesem Fall ging die Taktik auf. Während sie in Japan recherchierte, kam der Anruf. Eine der beiden Kandidatinnen war abgesprungen, sie rückte nach. Seitdem bildet sie mit Insa Thiele-Eich das Astronautinnen-Team.
Ein weiterer Mythos, mit dem Suzanna Randall aufräumt: „Als Astronautin musst du nicht superfit sein und einen Marathon laufen können. Viel wichtiger sind Vielseitigkeit und natürlich Gesundheit.“ Während ihres Trainings absolvierte sie Isolationstraining in einer Höhle, Unterwassertraining in unbequemen Raumanzügen und musste sich, anfangs etwas eingeschüchtert, selbst Blut abnehmen. „Am meisten Spaß haben mir die Parabelflüge gemacht, bei denen wir die Schwerelosigkeit simuliert haben“, zeigt sie auch die positiven Seiten des Trainings auf. Generell hat sie festgestellt, dass die Luft ihr Element ist, egal ob beim Gleitschirmfliegen oder beim Erwerb des Pilotenscheins.
Starthilfe erwünscht
Körperlich und mental ist die Astrophysikerin also bereit, wann kann die Reise losgehen? „Im Moment hängt alles von der Finanzierung ab. Wenn wir morgen das Geld hätten, und da reden wir von etwa 50 Millionen Euro, dann könnten wir in etwa neun bis zwölf Monaten fliegen.“ Da die beiden Frauen nicht bei der ESA (European Space Agency) angestellt sind, sondern über die Initiative „Die Astronautin“ unterstützt werden, sind sie für die Finanzierung größtenteils selbst verantwortlich. „Man braucht eine ziemlich hohe Frustrationstoleranz und Geduld“, erklärt Randall und fährt fort: „Wir haben viel Zeit damit verbracht, in Berlin von Tür zu Tür zu gehen, leider bisher nur mit mäßigem Erfolg“.
In der offenen Fragerunde verrät sie dann auch ihren Lieblingsplaneten: „Ich war von Anfang an von Neptun begeistert, deshalb heißt meine Katze Triton, wie der größte Mond des Planeten“. Auf Nachfrage einer Studentin erklärt sie, wie wichtig es sei, gerade für junge Frauen ein Vorbild zu sein, wie es die amerikanische NASA-Astronautin Sally Ride 1983 als erste westliche Frau im All für sie war. Auch sie durfte an einer bahnbrechenden Entdeckung teilhaben: „Ich habe drei Jahre am Extremely Large Telescope (dem mit 39 Metern Durchmesser größten Teleskop der Welt) gearbeitet, der spätere Nobelpreisträger Reinhard Genzel war mit seinem Team vor Ort und so war ich live dabei, als das Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie entdeckt wurde.“
Nach der Veranstaltung haben die Teilnehmer noch Zeit, extraterrestrisch Gesteinsproben anzufassen und einen Blick durch ein Teleskop des Robert-Mayer-Observatoriums zu werfen. Wer weiß, wenn Suzanna Randall das nächste Mal den TUM Campus Heilbronn besucht, ist ihr großer Traum vielleicht schon in Erfüllung gegangen.
Auch die Veranstaltungsreihe „Learning from Legends" wird fortgesetzt. Im Sommersemester 2024 erwarten wir den südtiroler Sternekoch Norbert Niederkofler mit seinem „Cook the Mountain“ Konzept.