In Gruffy, einer Gemeinde im französischen Département Haute- Savoie in der Region Rhône-Alpes, entsteht eine Biogasanlage, die mit einem knapp 800 Kubikmeter großen Fermenter sowie einem Separator ein 104-kW-Blockheizkraftwerk (BHKW)betreibt.
In dem landwirtschaftlich geprägten Dorf wird der Betreiber Marcel Domenge den Gärbehälter mit Festmist und Rindergülle füttern. Zusätzlich werden Industrieabfälle aus regionalen Betrieben in die Anlage gegeben. Die Inbetriebnahme der WELtec-Anlage ist im Mai.
Dann kommen unter anderem Bäckereiabfälle und Gemüsereste sowie andere biomassehaltige Reststoffe zur Anwendung. "Den Gärrest bringen wir auf unserer hofeigenen Anbaufläche aus und sparen uns so die Anschaffung und den Transport des Düngers", sagt Marcel Domenge.
Der Wirkungsgrad der Anlage liegt bei über 75 Prozent, weil das BHKW über ein installiertes Nahwärmenetz einen Teil des Dorfes mit Wärme versorgt.
Den Zuschlag für die zweite, ebenfalls in der Region Rhône-Alpes gelegene, Hofanlage hat WELtec BioPower GmbH Ende Januar erhalten. Baubeginn für die Anlage mit dem 1310 Kubikmeter großen Fermenter, die in Essert Blay entsteht, ist im März. Im Sommer wird die Anlage in Betrieb genommen.
Auch in Essert Blay wird die Biogas-Ausbeute durch die Zugabe nährstoffreicher und leicht abbaubarer Kofermente erhöht. Neben Rindergülle und Festmist bringt der Betreiber Claude Mercier zusätzlich Molke aus der hofeigenen Käserei als Substrat mit ein.
Insbesondere beim Bau kleiner landwirtschaftlicher Anlagen mit Kofermentation von Abfällen ist ein Zuwachs von Aufträgen aus Frankreich zu verzeichnen. Der Hintergrund: Französische Landwirte betreiben so Risikostreuung, weil auch andere Rohstoffe in der Anlage vergärt werden können. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund erstaunlich, dass in Frankreich die landwirtschaftliche Anbaufläche und damit die Ressourcen-Verfügbarkeit größer ist als in Deutschland.
Durch die Nutzung der Wärme in der Käserei liegt der Wirkungsgrad dieser Anlage auch bei 75 Prozent. In Frankreich wird dieser Effizienzaufschlag belohnt: Dem Grundpreis von 9 Cent pro eingespeister Kilowattstunde bei Anlagen, die kleiner als 150 kW sind, wird ein Aufschlag von 3 Cent je Kilowattstunde hinzugegeben, wenn die Wärme des Blockheizkraftwerks in der Kraftwärmekopplung genutzt wird.
In Frankreich regelt das Einspeisegesetz, dass der Staat Strom aus Biogasanlagen zu einem garantierten Preis abnimmt. Energie aus erneuerbaren Quellen genießt allerdings keine Vorfahrt ins Stromnetz.
Die französische Biogasanlagen-Population ist auch aus diesem Grund noch übersichtlich: Ende des Jahres 2008 gab es laut Auskunft des landwirtschaftlichen Regenerativ-Verbandes Solagro in Toulouse 100 Anlagen, die industrielle Abwässer vergären, sechs Abfallanlagen, zehn landwirtschaftliche Biogasanlagen, 60 Klärschlamm- und 40 Deponiegasanlagen, die insgesamt eine elektrische Leistung von 100 MW generieren.